Freitag , 26 April 2024
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LVMH will sich mit Tiffany schmücken

Der französische Luxusgüterkonzern bietet für das amerikanische Traditionshaus 14,5 Milliarden Dollar.

Der bekannte amerikanische Juwelier Tiffany wird umworben. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat der französische Luxusgüterkonzern LVMH dem amerikanischen Traditionshaus einen Übernahmevorschlag unterbreitet. LVMH soll bereit sein, rund 120 $ pro Tiffany-Aktie zu bezahlen, was einem Gesamtpreis von 14,5 Mrd. $ entspräche. Am Freitag hatte das Papier zu Handelsschluss $ 98.55 gekostet.

Es wäre die bisher grösste Übernahme des französischen Konzerns, der vom Magnaten Bernard Arnault geführt wird. Die Franzosen bestätigten am Montag, Vorgespräche mit den Amerikanern über eine Übernahme zu führen. Es gebe dabei allerdings keine Gewähr, dass diese zu einer Vereinbarung führten, liess LVMH in einer Medienmitteilung verlauten. Ob die Transaktion zustande kommt, ist denn auch höchst ungewiss. Die «Financial Times» berichtete unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass das Angebot von Tiffany als zu niedrig abgelehnt werden dürfte.

Konkurrenz für Richemont

Im Urteil der meisten Analytiker könnte die Akquisition aber durchaus sinnvoll sein. Tiffany würde dem LVMH-Konzern, dem unter anderem die Marken Moët & Chandon, Louis Vuitton und Sephora gehören, den Zugang zum amerikanischen Luxusgütermarkt erleichtern und seine Stellung im Schmucksegment stärken. Hier ist die französische Luxusgüterfirma mit der 2011 übernommenen Marke Bulgari zwar vertreten. Doch sie hinkt dem Schweizer Konkurrenten Richemont deutlich hinterher.

Dank dem Kauf von Tiffany würde LVMH den Umsatzanteil seiner Schmucksparte mehr als verdoppeln und vor allem auch in den boomenden Märkten Asiens deutlich zulegen. Laut Analytikern der Helvetischen Bank würde der Konzern mit einem geschätzten Marktanteil von 18% noch vor Richemont zum neuen Weltmarktführer im Bereich Luxusschmuck avancieren. Dieser gehört zu den schnell wachsenden, renditeträchtigen Segmenten der Luxusgüterbranche. Hinzu kommt, dass LVMH sich mit einer sagenumwobenen Marke schmücken könnte, die dank dem Film «Breakfast at Tiffany’s» mit Andrey Hepburn in der Hauptrolle Weltruhm erlangt hat. Tiffany wäre eine attraktive Einsteigermarke für Kundinnen und Kunden, die sich den teuren Bulgari-Schmuck nicht leisten können.

Während die Aktien von LVMH am Montag leicht nachgaben, schossen die Titel von Tiffany um mehr als 30% auf 129 $ in die Höhe. Offenbar rechnen die Investoren mit einer Aufbesserung der Offerte. Mit Blick auf die Börsenkapitalisierung sind die Franzosen rund vierzehnmal so gross wie das Schmuckhaus Tiffany, das nach den jüngsten Kursavancen auf eine Bewertung von 15,7 Mrd. $ kommt. Auch beim Umsatz sind die Unterschiede zwischen dem französischen Riesen (50 Mrd. $) und dem amerikanischen Juwelier (4,4 Mrd. $) beachtlich.

Frischzellenkur verschrieben

Tiffany blickt auf eine turbulente Phase zurück: Sowohl im Hauptmarkt USA als auch in anderen wichtigen Regionen hat das 182 Jahre alte Traditionshaus in den vergangenen Jahren Marktanteile eingebüsst – das Resultat uninspirierter Kollektionen, weniger neuer Produkte und eines eher selbstzufriedenen Managements. Ausserdem sah sich das Unternehmen mit den typischen Problemen des Detailhandels konfrontiert: Konkurrenz des Online-Handels, veränderte Nachfrage der Millennials und zurückhaltendes Einkaufsverhalten nach der Finanzkrise.

Doch der im Oktober 2017 angetretene CEO Alessandro Bogliolo hat das etwas verstaubte Traditionshaus, das mit seinen traditionellen Verlobungsringen rund einen Viertel des Umsatzes erzielt, aufgewirbelt. Der gebürtige Italiener hat die Kollektion aufgefrischt, das Marketing auf die neuen sozialen Kanäle ausgeweitet (wobei er auch nicht vor einem Remake des Liedes «Moon River» durch den Rapper Asap Ferg auf dem Streaming-Dienst Spotify zurückschreckte) und gleichzeitig den E-Commerce forciert. Die Hauptboutique in New York wurde renoviert und um ein «Blue Box Cafe» erweitert – in Anlehnung an die bekannten blauen Kartons von Tiffany.

Die Massnahmen haben Früchte getragen. So hat sich der Umsatz des Konzerns im zurückliegenden Jahr um 7% erhöht, während der Nettogewinn um rund 60% in die Höhe geklettert ist. Die schwache Nachfrage der Touristen, der starke Dollar, der Handelskonflikt mit China und die anhaltenden Proteste in Hongkong haben Tiffany jedoch wie auch anderen Luxusgüterfirmen im laufenden Jahr zugesetzt.

Ein finanzkräftiges Mutterhaus im Hintergrund könnte Tiffany bei seinen Expansionsplänen behilflich sein. So will das Schmuckhaus seine Präsenz in China mit der Eröffnung neuer Läden stärken. Bogliolo versucht damit auf die abnehmende Kaufbereitschaft chinesischer Touristen zu reagieren, die ihre Luxusgüter aufgrund des schwächeren Renminbi vermehrt im Inland erwerben. Mit Tiffany würde einer der letzten globalen Markennamen im Schmuckgeschäft vom Markt verschwinden.

About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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