Die Swatch-Group lanciert mit ihrer massmarket Uhren Marke Tissot eine eigene Smartwatch, sie war fünf Jahre im Gespräch und hat 35 Millionen Schweizer Franken verschlungen. Mit zwei Killer-Features und zwei Mängel ist der Flopp der «T-Touch Connected» leider schon vorprogrammiert
Heute liess die Swatch-Group an ihrer Bilanz-Präsentation eine kleine Bombe platzen. Sie lanciert endlich ihre längst versprochene Smartwatch. Und zwar mit der Marke Tissot. Hayek sagt: «Alle werden unsere Bilanzmedienkonferenz verfolgen, um zu sehen, was wir über die (Corona-) Situation sagen. Mit der Präsentation neuer Produkte, wie bei Tissot, wollen wir auch die positive Botschaft vermitteln, dass die Welt nicht stehen bleibt».
Noch sind nicht alle Details klar, über welches die Features die «T-TOUCH CONNECT SOLAR» genau verfügen wird. Klar ist jedoch eines, das billigste Modell wird knapp 1000 Schweizer Franken kosten und damit rund doppelt so viel wie das Einsteiger-Modell von Apple. Geplant war, dass die Uhr ab Juni in den Läden sein wird, zunächst in der Schweiz. Dieser Zeitplan könnte durch die Corona-Krise durcheinander gebracht werden. Für die Entwicklung der Tissot-Smartwatch hat die Swatch Group rund 35 Millionen Schweizer Franken investiert, wie Hayek sagt. Die Uhr werde von 35 Patenten geschützt.

Hayek wäre nicht Hayek, hätte er mit seiner Smartwatch, von deren Erscheinen seit bald fünf Jahren spricht, einfach die Konkurrenz kopiert. Jedenfalls geht er mit der «T-Touch Connected» klar einen eigenen Weg. Ob dieser so erfolgreich sein wird wie jener von Apple – der US-Konzern verkauft mittlerweile mehr Uhren als die ganze Schweizer Branche zusammen und könnte allein mit Uhren schon bald auch mehr Umsatz machen – wird sich weisen müssen.
Für Hayek jedenfalls ist das, was das Swatch-Group-Projektteam erreicht hat, schlicht «faszinierend». Geleitet wurde die Entwicklung von Sylvain Dolla, der gleichzeitig die Konzernmarke Hamilton leitet, und Nicolas Clerc, Vize-Präsident von Tissot. Bei Lichte besehen verfügt die Hayek-Smartwatch über zwei veritable Killer-Features. Sie hat aber auch Mängel.
Die Swatch-Smartwatch muss nicht jeden Abend an die Steckdose
Das erste Killer-Feature ist, dass die Uhr nicht jeden Abend neuen Strom tanken muss. Im Zifferblatt integriert ist eine in der Schweiz hergestellte Solarzelle. Sie lädt die Uhr konstant auf. Dank der Sonne soll, verspricht Hayek, die Batterie bei voller Smart-Funktionalität rund ein halbes Jahr halten, bei reinem Betrieb als Uhr gar zehn Jahre. Dass auf dem Zifferblatt eine Solarzelle integriert ist, hat aber – jedenfalls bezüglich der Gewohnheiten bisheriger Smartwatch-User – auch einen Nachteil. Die smarte «T-Touch» hat trotz einer stattlicher Grösse von 47 Millimetern – zum Vergleich: die fünfte Generation der Apple Watch kommt auf 40 Millimeter – einen bloss kleinen Bildschirm. Er füllt das unter Drittel des Zifferblattes. Und zeigt Textnachrichten und andere Infos an.

Kompatibel mit iOS, Android und Harmony
Das zweite Killer-Feature der neuen Uhr ist, dass ihr Betriebssystem «SwAlps» (Swiss Autonomous Low Power System), eine Entwicklung der Swatch Group und der Schweizer Forschungsfirma CSEM, sowohl mit Apple-, Android- und selbst Harmony-Smartphones kompatibel ist. Harmony ist das brandneue Betriebssystem von Huawei.

Die Swatch Group sagt, dass die neue «T-Touch» damit die erste Smartwatch überhaupt sei, welche mit allen wichtigen Handy-Betriebssystemen zusammen arbeitet. Wobei natürlich fraglich ist, ob Apple-Jünger ihr iPhone tatsächlich mit einer Tissot verbinden wollen statt mit einer Apple Watch.
Begrüssenswert ist, dass sich die Swatch Group für eine offenes Betriebssystem entschieden hat. Allerdings wäre es angesichts des Rückstandes auf die Konkurrenz auch nicht clever gewesen, bezüglich Technik einen proprietären Sonderzug zu fahren. Denn die smarte Tissot ist für Smartwatch-User ohnehin schon gewöhnungsbedürftig genug: kleiner Bildschirm, echte Zeiger, kein NFC-Chip (und damit wohl auch eine sehr eingeschränkte Bezahl-Funktionalität), keine eSIM (welche es der Uhr erlauben würde, sich selbst und ohne verbundenes Handy ins Mobilfunknetz einzuwählen). «Unsere Priorität war der ultraniedrige Verbrauch der Uhr. Mit einer eSim wäre das nicht denkbar», begründet Tissot-Topmanager Dolla den Verzicht.
Und Hayek meint: «Wir hätten das Gleiche wie andere tun können: die Android-Wear-Software kaufen. Wir zogen es aber vor, die Dinge aus industrieller Sicht zu tun und auf diese Weise von den globalen Software-Riesen unabhängig zu bleiben.»
Resume
Die im unteren Preissegement positionierte Uhrenmarke Tissot hat kein glaubwürdiges Sexappeal für eine Smartwatch; ihr fehlt auch die Kompetenz für eine Smartwatch; Die Marke Tissot steht für ein preiswertes Massenprodukt
Das Design der neuen «T-Touch Connected» Smartwatch stammt aus den 60er Jahren, ist altmodisch und nicht zeitgemäss, es fehlt die Innovation im Design, mich erinnert die Uhr an eine hässliche Outdoor-Wanderuhr
Bei der «T-Touch Connected» vermisse ich das Apple Watch Gen, das MUST HAVE, ohne dem die Smartwatch zum Scheitern verurteilt ist
Der amtierende Tissot-Präsident und CEO François Thiébaud ist vom Alter und vom Image (Bekleidungsstil) kein kongenialer Vertreter der jungen Generation Smartwatch, er repräsentiert eher die Rentner-Community der Swatch Group (wie z.B. Walter von Känel, 79, Longines, etc.)
Der Lancierungszeitpunkt der «T-Touch Connected» in einer Phase der Rezession und der Konsum Depression (Corona Virus) ist sehr unglücklich gewählt
Der verstorbene Nicolas G. Hayek, den ich sehr schätzte und den ich lange Zeit beraten durfte, Uhren-Genius, Vater von Nick Hayek, hätte eine Smartwatch unter dem Brand «Swatch» lanciert, was sicher erfolgsversprechend wäre, weil Swatch immer noch das junge innovative Image besitzt, obwohl die Marke ja faktisch tot ist; dies wäre eine Wiederbelebung der Marke Swatch gewesen und hätte auch für Kurshöhenflüge gesorgt
Tick-Talk.ch