Freitag , 26 April 2024
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COVED-19 trifft Aktien von Luxusgütern besonders hart

Wer in der Uhren- und Schmuckbranche keine Liqiditätspuffer hat, wird nach dem Ende der Conorona-Pandemie weiterhin leiden.

In dieser Handelswoche haben die Valoren von RICHEMONT und SWATCH Kursgewinne verbucht. Die dramatischen Verluste seit Jahresbeginn sind damit noch lange nicht aufgeholt, und angesichts der herausfordernden für die Branche müssen sich Investoren auf weitere Rückschläge einstellen. Von Beginn an hat die Corona-Pandemie starke Auswirkungen auf die globale Nachfrage nach Luxusgütern gehabt. Unternehmen wie LVMH, Hermès – aber auch die beiden Schweizer Luxusgüterfirmen Richemont und Swatch – werden in diesem Jahr Umsatzrückgänge von wenigstens 10 Prozent verbuchen. Allein für das erste Quartal dieses Jahres erwarten Analytiker der Unternehmensberatung Bain & Company einen Umsatzrückgang von bis zu 30 Prozent. Sollten die Geschäftsschliessungen noch bis ins nächste Quartal andauern, könnte sich der Rückgang für das Gesamtjahr sogar auf – 20 Prozent ausweiten, so lautet die Einschätzung der UBS-Branchenstudie.

Die Aktienkurse des Luxusgütersegments haben in diesem Jahr hohe Verluste verbucht und sind nun im historischen Vergleich niedrig. Dies sollte aber nicht zu leichtfertig als Kaufsignal interpretiert werden. «Im gegenwärtigen Marktumfeld über Bewertungen zu sprechen, ergibt keinen Sinn», sagt René Weber, der bei der Vontobel für die Analyse von Luxusgüteraktien verantwortlich ist. Das Ausmass der Pandemie und deren wirtschaftliche Folgen lassen sich bisher schwer abschätzen.

Swatch und Richemont im Vorteil

Die beiden Schweizer Uhrenfirmen haben gegenüber zahlreichen Wettbewerbern einen grossen Vorteil: Sie verfügen über ausreichend Liquidität. Beide Unternehmen sind schuldenfrei. Swatch hat eine Netto-Cash-Position von über 1 Mrd. CHF, Richemont sogar über 2 Mrd. CHF. Diese Liquiditätspuffer sowie Hilfsmassnahmen des Bundes, von denen auch die Schweizer Uhrenkonzerne profitieren können, stellen eine grosse Sicherheit dar. Trotzdem stehen die Unternehmen von einer herausfordernden Zeit.

Die Schweizer Uhrenexporte haben bereits im Februar die Auswirkungen des Coronavirus deutlich zu spüren bekommen. Insbesondere die Nachfrage aus China ist regelrecht eingebrochen. Insgesamt fiel das Exportvolumen gegenüber Februar 2018 nominal um 9,2 Prozent auf 1,6 Mrd. CHF – preisbereinigt belief sich das Minus auf 13,7 Prozent. Die Auswirkungen der Geschäftsschliessungen und der Sorgen der Uhrenhändler in Europa und Amerika werden in den kommenden Statistiken sichtbar.

Aufgrund der mangelnden Nachfrage hat die Uhrenindustrie erstmals Fabriken geschlossen. Kurzarbeit gab es schon in früheren Krisen, Schliessungen noch nicht. Während andere Unternehmen angesichts geschlossener Geschäfte verstärkt auf den Onlinehandel setzen, hinken Swatch und Richemont hinterher. E-Commerce spielt bei Luxusuhren noch keine grosse Rolle.

Im vergangenen Jahr haben chinesische Konsumenten 90 Prozent zum Wachstum der Luxusgüterbranche beigetragen. Entsprechend dramatisch für den Sektor war der Ausbruch der Pandemie in China. Wenige Wochen später wurde Norditalien zum nächsten Epizentrum des Coronavirus. In dieser Region sind Hauptsitze, Produktionsstätten und wichtige Zulieferer zahlreicher Luxusgüterfirmen angesiedelt. Zu dem Einbruch der Nachfrage kamen Probleme beim Angebot. Selbst nach einem Abklingen der Pandemie wird die Branche längere Zeit unter den wirtschaftlichen Folgen leiden. Konjunkturelle Schwäche, höhere Arbeitslosigkeit sowie die Verluste an den Finanzmärkten werden die Bereitschaft der Kunden, teure Uhren, Taschen oder Schmuck zu kaufen, erheblich dämpfen. Während einige Branchen mit einem Nachholbedarf ihrer Kunden rechnen, sobald die Geschäfte wieder geöffnet sind, ist eine solche Entwicklung bei hochpreisigen Produkten eher nicht zu erwarten. Das liegt auch daran, dass nicht allzu bald wieder mit grösseren Touristenströmen zu rechnen ist.

Uhrenfirmen leiden stärker

Generell leiden Uhrenfirmen in der Krise sogar noch mehr als Hersteller von Lederwaren, sagt Aktienexperte Weber, der bei WatchAdvisor beteiligt ist. Das liege vor allem an der ganz anderen Form der Distribution. Während Firmen wie LVMH und Hermès ihre Waren nur in den eigenen Geschäften vertreiben und somit auch keine Lager verwalten, läuft der Verkauf bei den Uhren vor allem über den Detailhandel. Die Händler bauen nach eine Krise erst einmal ihre eigenen Lagerbestände ab und halten sich mit neuen Bestellungen  zurück. Für Swatch ist die Situation besonders schwierig, weil 90 Prozent der Umsatzes mit Uhren erzielt wird. Bei Richemont machen Uhren hingegen nur 30 Prozent aus – der Schmuck spielt eine wichtige Rolle.

Die Empfehlung für Analytiker der UBS für Swatch lautet «verkaufen», für Richemont «neutral». Die Marktbeobachter der ZKB haben ihre Einstufung für die Titel von Richemont Anfang März von «marktgewichten» auf «untergewichten», diejenigen von Swatch von «übergewichten» auf «marktgewichtigen» herabgestuft.

About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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