Der Titel ist Programm für Omega. Denn Omega war schon mehrmals auf dem Sterbebett und wurde immer wieder von irgendwelchen schlauen Köpfen reanimiert. Ein Rückblick.
Dr. Ernst Thomke wurde zur Rettung von Omega eingesetzt. Er rief mich an, ob ich ihm nicht hierbei unterstützen könnte. Das war vor gut 30 Jahren, Omega war kurz vor dem Konkurs. Urs Ostermann war damals Kommunikationschef, Hans Kurth war der Omega CEO, der durch Unfähigkeit brillierte.
Louis Brandt sollte Omega retten
Dr. Ernst Thomke stellte eine schlagkräftige task force zusammen und übernahm interimistisch die Leitung des turn around von Omega. Er entthronte Hans Kurth, der nach Australien “befördert” wurde und dann später von Fritz Ammann und Jean-Claude Biver – der Erfinder der Omega Testimonial Kampagne – ersetzt.
Meine Aufgabe bestand darin, Omega Markenpflege zu betreiben, das hiess Kontakt zu Omega Sammlern herzustellen, dabei wurde ich auch tatkräftig vom Leiter des Omega Museums, dem zwischenzeitlich verstorbenen Marco Richon unterstützt. Das Problem war jedoch der Sammlermarkt hatte kein Potential, er war zersplittert, da er von der Marke nie gepflegt wurde. Bis auf einige wenige wertvolle Sammler Porträts von Omega Enthusiasten war meine Arbeit damit beendet.
Nächster Schritt: man besann sich auf die Historie, den Gründer von Omega, Louis Brandt. Unter diesem Namen wurde eine neue Kollektion von Komplikationen zur Rettung von Omega lanciert. Als Fortsetzung der Kollektion gleichen Namens aus dem Jahre 1984, ist diese neue, reichere Generation im Herbst 1990 herausgebracht worden. Sie setzt sich zusammen aus einer Uhr mit Datum, aus einem Chronographen und aus einer Uhr mit ewigem Kalender, alle mit schweren 18 Karat Goldgehäusen mit Lederband, lieferbar in Luxusversion mit Saphirglasboden oder in Skelettausführung, hergestellt in limitierter, nummerierter Auflage mit drei Jahren Garantie und Echheitszertifikat, ausgeliefert in einer Edelholzschatulle, für das Modell mit ewigem Kalender mit eingebauten Uhrenbeweger, für die Zeit, wenn die Uhr nicht getragen wird. Die Markenbezeichnung Louis Brandt auf dem Blatt ist die Reproduktion der Unterschrift des Unternehmensgründers.
Die Kollektion war von grossem Erfolg geprägt, die teuren Skelettmodelle wurden in der helvetischen Metropole alle am ersten Tag verkauft. Das brachte Omega nicht nur Imagemässig den Weg in die angestrebte Zielgerade.
Doch die beiden Alphatiere Dr. Ernst Thomke und Dr. Nicolas G. Hayek gerieten immer mehr aneinander. «Jeder kämpfte darum, zum inneren Kreis eines dieser beiden Alphatiere gehören zu können, was natürlich zu Konflikten führte», erzählt ein ehemaliges langjähriges Kadermitglied. Wer zum Thomke-Clan gehörte, machte sich bei Hayek verdächtig und umgekehrt. Der durch Thomke ernannte Omega Chef Fritz Amann versuchte sich während einer längeren Krankheit Thomkes immer mehr auf die Seite von Hayek zu schlagen. Kaum war Thomke wieder auf den Beinen, stellte er seinen Untergebenen coram publico in den Senkel. Bald darauf verliess Ammann den Konzern.
Unter anderem machte im Konzern sogar das Gerücht die Runde – es war die Zeit des ersten Irak-Kriegs – , Thomke habe Hayek als einen «kleinen Saddam-Hussein» bezeichnet. Das kam bald auch Hayek zu Ohren. Was das Zerwürfnis zwischen Hayek und Thomke weiter verstärkte, war die Tatsache, dass sich Hayek in der Öffentlichkeit immer häufiger mit fremden Federn schmückte und sich als «Mister Swatch» zu präsentieren begann. Das kränkte Thomke, und er begann kurz darauf seinen Mitarbeitern offen mitzuteilen: «Ich will nicht mehr mit Hayek zusammenarbeiten. Ich werde kündigen». Anfang Mai 1991 veröffentlichte die SMH ein dürres Communique, in dem bekanntgegeben wurde, dass Thomke zum 1. Juni aus der Konzernleitung ausscheide und das Arbeitsverhältnis aufgelöst wurde. Und mit dieser Entscheidung endete auch meine von Thomke unterzeichnete Mandatierung.
Omega World goes worldwide
Ein paar Jahre später erinnerte sich Omega wieder an mich. Mit Omega World wollte man ein weltweites Kundenmagazin lancieren. Konzept und Content lag in meiner Hand. Frank Joos aus Zürich hatte die Projektleitung. Corporate Publishing stand damals in den Kinderschuhen. Dies ging einige Jahre gut, bis das Deutsche Dreiergestirn der damaligen Auftragsschreiber der Uhrenindustrie GLB, CPB und GGF auf das Projekt aufmerksam wurden und das Projekt mit unsittlichen Versprechungen gegenüber Omega (weltweiter Medienpräsenz von Omega) wegakquirierten.
Aus Omega wird Rolex
Der zwischenzeitlich verstorbene Swatch Group Vater Nicolas G. Hayek wollte damals die Marke Rolex kaufen, jedoch die Marke war nicht verkäuflich. Ergo griff er mit Omega Rolex an, indem er sich vom Design, den Produkten und den Preisen von Rolex für Omega inspirieren liess. Ähnlichkeiten mit Rolex sind also bewusst – die Gehäuseform, Zifferblatt, das Armband – es sollte der Eindruck erweckt werden, dass man mit der Omega eine Rolex in Händen hält. Aber was nützt das alles, wenn Omega das Image zur Rolex fehlt.
(Fortsetzung folgt – Auszug aus “The Unknown Watch Whistleblower”)