Exklusive Uhren, Schmuck und teure Markenkleider finden in Zeiten von Corona kaum mehr Käufer. Die Pandemie hat die Hersteller von Luxusgütern weltweit in eine tiefe Krise gestürzt, schreibt das Beratungsunternehmen Bain&Company am Donnerstag.
Geschlossene Geschäfte und weggefallene Möglichkeiten um Abends auszugehen machen den Herstellern von Schmuck und teurer Kleidung zu schaffen. (Archivbild)
Geschlossene Geschäfte und weggefallene Möglichkeiten um Abends auszugehen machen den Herstellern von Schmuck und teurer Kleidung zu schaffen. (Archivbild)
Im ersten Quartal sei der weltweite Umsatz mit Luxusgütern um einen Viertel eingebrochen, rechnen die Bain-Experten gemeinsam mit dem italienischen Luxusgüterverband Altagamma vor. Je nachdem wie lange an den Lockdown-Massnahmen festgehalten werde, sei 2020 ein Rückgang zwischen 20 bis 35 Prozent zu erwarten.
Die Branche war gut in das Jahr gestartet, sie habe in China, Europa und in den USA Erfolge gefeiert. Doch dann habe die rasche Verbreitung des Coronavirus zu einer Vollbremsung in allen Kernmärkten geführt, erklärt Bain-Managerin Marie-Therese Marek. Wegen der weltweiten Grenzschliessungen seien zunächst Touristen als wichtige Einnahmequelle weggebrochen.
Vor allem teuere Uhren
Die Hersteller teurer Uhren wurden laut Bain von der Krise besonders hart erfasst, da ihre Produkte vorwiegend in Fachgeschäften verkauft werden. Ähnlich erging es den Produzenten luxuriöser Bekleidung und von Schmuckstücken. Fällt das Ausgehen weg, gibt es kaum einen Grund, ein Abendkleid und das dazu passende Collier zu kaufen.
Der Einbruch in der Schweizer Uhrenindustrie hat sich bereits in den vor rund einem Monat von der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) veröffentlichten Exportdaten zum Monat März gezeigt. Im Vergleich zum Vorjahr sackten die Uhrenexporte um über einen Fünftel ein, im ersten Quartal betrug der Rückgang 7,5 Prozent.
Krisenresistenter als Uhren und Kleider hätten sich im Startquartal die Kategorien Kosmetik und Accessoires gezeigt, schreibt Bain weiter. Da diese Artikel häufiger online erworben werden und man die Haut auch in der Krise weiter pflege, seien die Umsatzeinbussen da geringer.
Der Onlinevertrieb von Luxusgüter dürfte weiter zunehmen. Nachdem er bereits 2019 kräftig gewachsen sei, habe das Onlinegeschäft mit den Schliessungen von Markenshops und Kaufhäusern weiter an Wichtigkeit gewonnen. Bis 2025 dürften den Bain-Schätzungen zufolge rund 30 Prozent des Branchenumsatzes im Online-Handel erzielt werden.
Keine schnelle Erholung
Der Studie zufolge darf am Luxusgütermarkt nicht mit einer allzu raschen Erholung gerechnet werden. Die Unsicherheit rund um die tatsächlichen Auswirkungen der Coronakrise sowie die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle dämpften die Kauflust der Konsumenten erheblich.
«Frühestens 2022 dürfte der Umsatz wieder das Vorkrisenniveau erreichen», glaubt Bain-Luxusgüterexperte Oliver Merkel. Im Jahr 2019 hatte die Branche weltweit rund 281 Milliarden Euro umgesetzt. Damals war der Luxusgütermarkt mit 4 Prozent gewachsen.
Langfristig hängt vieles von der Kauflust in China ab. Bis 2025 dürften gemäss Bain rund die Hälfte aller Luxusgüterkäufe von Chinesen getätigt werden. Dabei werde Festlandchina dann etwa 28 Prozent des weltweiten Luxusumsatzes verbuchen. Heute sind es 11 Prozent.
Bis 2025 soll der Luxusgütermarkt wieder auf dem aus der Vergangenheit gewohnten Pfad mit jährlichen Wachstumsraten von 6 Prozent voranschreiten. Bis dahin erwartet Bain für die Branche einen Jahresumsatz zwischen 320 und 330 Milliarden Euro.