Eine Hommage an Peter Baumberger (Koppingen, 1939-Bienne, 2010), einen lieben Freund und unvergesslichen Uhrmacher
Peter Baumberger starb vor zehn Jahren in seinem geliebten Atelier im Hohlenweg 18 in Biel. Ich kann mich noch gut erinnern, jedes Jahr gratulierte ich ihm zu seinem Geburtstag, das letzte Mal rief ich ihn aus meinen Sommerferien in der Türkei an, er nahm nicht ab, auch die SMS blieben unbeantwortet. Meine Frau meinte dann, dass etwas mit Peter nicht stimmt, wir hatten ihn als überaus korrekt und seriös kennengelernt. Im August 2010 erhielt ich dann – vier Monate nach seinem Tod – von Dr. Helmut Crott die traurige Nachricht, dass Peter am 18. Mai 2010 an einem Gehirn-Aneurysma verstorben ist.
Anlässlich des heutigen Jubiläums möchte ich kurz Peter würdigen, der nicht nur ein lieber Freund mit außergewöhnlichem Charakter war, sondern dessen Ideen und Persönlichkeit die Schweizer Uhrenindustrie nach der „Quarzkrise“ geprägt haben.
Wie ich Peter kennengelernt habe, daran kann ich mich nicht im Detail erinnern. Sicher war es eine aufregende Uhr, die uns zusammenbrachte, denn wir beide sind besessen von Uhren. Es war vor 45 Jahren, er war plötzlich da, füllte den Raum mit seinem Charisma, dem nicht nur die Männer, sondern scharenweise die Frauen erlegen sind. Zu dieser Zeit war er einer der weltweit führenden Händler für antike Uhren. Seine charmante und authentische Art faszinierten mich sofort: So begann unsere Freundschaft, eine Freundschaft die sich im Laufe der Zeit vertiefte und bis heute anhielt.
Der Name Peter Baumberger wird dank der Reanimation der historischen Marke Urban Jürgensen – mit Dänischen Wurzeln und Schweizer Präzision – in Le Locle, die er Ende der 1970er Jahre – gemeinsam mit dem englischen Uhrmacher-Genius Derek Pratt – erworben hat, für immer in der Hall of fame der Schweizer Uhrengeschichte bleiben.
Peter Baumberger stellte Urban Jürgensen ins Zentrum seines Lebens, um der Marke einen neuen Esprit zu verleihen. Von da an zeugen die unter seiner Leitung entstandenen uhrmacherischen Meisterwerke von der Suche nach kompromissloser Perfektion und der Liebe zum Detail, die sie auszeichnete. Die automatischen Armbanduhren Ref. 2 und 3 mit ewigem Kalender stellen das bewunderswerte Ergebnis dieser Philosophie dar, während die ovale Taschenuhr “Hommage”, Ref. Nr. 1, heute als Ikone der traditionellen Uhrmacherkunst – sowohl ästetisch als auch technisch – ab dem Ende des 20. Jahrhunderts gilt.
Peter war mit seinen Resultaten nie zufrieden und versuchte immer wieder Optimierungen, bis es für ihn persönlich stimmte. Dies war oftmals ökonomisch nicht vertretbar. Bis Ref. 10 verwendete er die Frédéric Piguet Kaliber wie z.B. das ultradünne Automatik Kaliber FP71 (Frédéric Piguet gehört heue zur Swatch Group, die Uhrwerke sind für Blancpain reserviert), ihm schwebte jedoch ein eigenes Basiskaliber vor, das er für die verschiedenstens Komplikationen einsetzen kann. So kam er zu einem Kaliber mit Chronometerhemmung, eine echte Innovation und Premiere für eine Armbanduhren Produktion.
Jean-Francois Mojon von Chronode zeichnete für die Entwicklung dieses innovativen Kalibers verantwortlich. Urban Jürgensen brachte 2011 eine Uhr mit dem Kaliber UJS-P8 auf den Markt, das mit dieser Chronometerhemmung arbeitet.
Die Baselworld 2010 bleibt für mich unvergesslich, für Peter Baumberger war es die letzte Baselworld. Stolz präsentierte er mir – gemeinsam mit Kari Voutilainen die neue Kollektion sowie Prototypen mit dem neuen Kaliber mit Chronometerhemmung. Er war auch Pionier des Co-Brandings, er erkannte aussergewöhnliche Talente und förderte sie – alles unter dem Dach seiner Marke Urban Jürgensen.
Peter Baumberger suchte vergeblich nach einem würdigen Nachfolger, der ihn an der Spitze seiner geliebten Marke ersetzen sollte. Seine Familie fand ihn am 18. Mai im Alter von 71 Jahren in seiner Werkstätte in Biel tot vor. Sein Gesicht hatte einen friedlichen Ausdruck und Peter hielt das Original Schweizer Uhrenmagazin TORUBILLON in seinen Händen, was mir ein Erbe seiner ewigen Leidenschaft für die Uhrmacherei hinterliess.
Dr. Helmut Crott übernahm nach Peter’s Tod die Marke Urban Jürgensen, um sie dann wiederum in seiner Funktion als CEO und Eigner im November 2014 an Søren Jenry Petersen, einem ehemaligen dänischen Nokia-Manager, zu verkaufen. Mit Søren zog die Manufaktur in eine adäquate Villa in der Bözingenstrasse 77 in 2502 Biel und die Kollektion entwickelte sich von einer Nischen-Kollektion zu einer breit abgestützten “mainstream” Kollektion. So wurde die “The Alfred”, eine limitierte Auflage, eine Hommage an Jules Jürgensen 2017 lanciert.