Der Luxusgüterkonzern Richemont und seine Personalchefin Sophie Guieysse (57) gehen ab sofort getrennte Wege. Der Schritt hatte sich abgezeichnet. Sie übte Kritik an den Millionensalären.
Richemont hatte vor einigen Tagen nach Medienberichten über Konflikte betreffend die Salärpolitik des Konzerns eine Überprüfung des Bereichs eingeleitet. Sophie Guieysse trete per sofort aus der Geschäftsleitung aus, teilte Richemont am Freitag in einem knappen Communiqué mit.
Sie werde sich an der kommenden Generalversammlung auch nicht mehr für die Wiederwahl in den Verwaltungsrat zur Verfügung stellen. Guieysse wurde im Jahr 2017 zur Leiterin Group Human Resources ernannt.
Streit wegen Salärerhöhungen
Zu den Gründen des abrupten Abgangs äusserte sich Richemont in der Mitteilung nicht. Der Abgang kommt allerdings nicht überraschend, schliesslich hatte Richemont vor einer Woche angekündigt, dass eine «umfassende Überprüfung» des Bereichs Human Resources eingeleitet worden sei.
Dieser Überprüfung sind Medienberichte vorausgegangen, in welchen über Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe geschrieben wurde. Kritisiert wurden die teilweise in der Geschäftsleitung gewährten umfangreichen Salärerhöhungen.
Auf der anderen Seite mussten laut dem Onlineportal «Business Montres & Joaillerie» andere leitende Manager Lohneinbussen von bis zu 20 Prozent und das Personal Bonuskürzungen von 25 bis 50 Prozent hinnehmen.
Sonderzahlungen an die Chefs
Gemäss dem Ende Mai veröffentlichten Geschäftsbericht hat Richemont-Chef Jérôme Lambert (51) im letzten Geschäftsjahr 8,1 Millionen Franken verdient. Das war deutlich mehr als die 5,4 Millionen im Jahr zuvor.
Richemont wies allerdings darauf hin, dass Lambert zuletzt Leistungen aus einem langfristigen Vergütungsprogramm erhalten habe. Die Vergütung aus dem Aktienoptions-Plan hat sich dadurch auf 4,0 Millionen verdoppelt.
Lambert sei mit der Sonderzahlung für die Arbeit seit 2016 entschädigt worden, hiess es im Bericht zur Begründung. Er war Chef der Richemont-Marken Jaeger-LeCoultre und Montblanc und übernahm die Gruppenleitung im Herbst 2018. Ähnliche Zahlungen erhielt Nicolas Bos (49), der seit Jahren Chef der Schmuckmarke Van Cleef & Arpels ist. Bos bezog im letzten Jahr ein Salär von 9,2 Millionen Franken nach zuvor 4,9 Millionen.
Alles in allem wurden den acht Personen, welche im vergangenen Jahr Teil der Geschäftsleitung (Senior Executive Committee) waren, 41,4 Millionen Franken an Vergütungen geleistet. Ein Jahr zuvor erhielten die damals neun Geschäftsleitungsmitglieder «nur» 30,5 Millionen.
Die Bonuskürzung beim Personal hätten in mehreren Produktionsstätten in Italien bereits zu Streiks geführt, hiess es im Artikel. Diese könnten auch auf die Schweiz übergreifen.