“Für die Schweizer Uhrenbranche geht es jetzt «um Leben und Tod»”, meint der omnipräsente und omnipotente Audemars Piguet CEO François-Henry Bennahmias in einem Interview. “Einige Händler werden womöglich nicht überleben, einige Marken werden verschwinden und mit ihnen einige Zulieferer”.
Die Bank Vontobel teilt diese Einschätzung: «Von den rund 600 Uhrenmarken werden 50 bis 100 Mühe haben, diese Krise zu überleben», sagt Analyst René Weber. Er schätzt, dass die Schweizer Uhrenexporte 2020 um 30 Prozent schrumpfen werden. Für die Verkäufe in der Schweiz prognostiziert er sogar ein Minus zwischen 40 und 50 Prozent.
Gefährdet sind vor allem kleinere, unabhängige Marken, die nicht zu den Luxuskonzernen Swatch Group, Richemont oder LVMH gehören. Der Vontobel-Analyst rechnet damit, dass die Uhrenexporte 2020 um 30% schrumpfen werden. Für die Verkäufe in der Schweiz prognostiziert er sogar ein Minus zwischen 40% und 50%.
Da die Uhrenproduktion bei 98 Prozent der Uhrenhersteller komplett stillgestanden sei und 83 Prozent weniger Uhren im Mai exportiert wurden, sieht es für die Uhrenindustrie düster aus.
Audemars Piguet rechnet damit, dass 2020 nur 35’000 statt der budgetieren 45’000 Uhren gebaut werde. Man werde einen Umsatzrückgang von 15, 20 oder 25 Prozent haben und leicht unter die Marke von 1 Milliarde Schweizer Franken fallen.
„Die Schweizer Uhrenindustrie dürfte ihren schlimmsten Rückgang in über 50 Jahren erleben“, warnt Vontobel-Analyst René Weber. Jahrelang hatte die Branche mit hochpreisigen Modellen auf den chinesischen Markt gesetzt: Dort wuchs mit der boomenden Wirtschaft eine zahlungskräftige Kundschaft heran, die nun schlagartig fehlt. Schon im vergangenen Jahr belasteten die Unruhen in Hongkong das Geschäft, nun sorgt die Coronakrise für massive Einbußen.
Die Geschäfte in China seien bereits wieder geöffnet. „Die Kunden kommen zurück in die Läden und kaufen unsere Produkte.“
Doch Branchenanalysten teilen die Zuversicht nicht. Denn selbst wenn China schrittweise zur Normalität zurückkehrt, dürften Luxusgüter angesichts der ökonomischen Schwierigkeiten der Volksrepublik zunächst nicht auf den obersten Rängen der Einkaufsliste stehen. Vom europäischen und amerikanischen Markt ganz zu schweigen.