Fast jede Woche erscheint eine neue Uhrenmarke auf den Crowdfunding-Plattformen. Die meisten scheitern. Einige wenige aber sind von Erfolg gekrönt.
Bislang war Crowdfunding in Kultur-Stiftungen, bei Non-Profit-Organisationen oder für Start-ups als Finanzierungsmodell bekannt. Jetzt springen auch gewinnorientierte Unternehmen auf das Finanzierungsvehikel auf. Das zeigt das Beispiel der Schweizer Uhrenfirma DuBois et fils aus Le Locle.
Seit August 2012 hat sich das Unternehmen über 1,4 Millionen Franken an Investitionsgeldern aus der ganzen Welt gesichert. Das Ziel von 1,5 Millionen Franken zur Wiederbelebung der «ältesten Uhrenfabrik der Schweiz», wie sich DuBois et fils selber nennt, ist somit fast erreicht. «Es war sehr ambitiös und die 1,4 Millionen Franken sind überraschend viel», sagt Geschäftsführer Thomas Steinemann.
Einer der profiliertesten Uhren Projekte das auf der crowdfunding Plattform Kickstarter in den letzten Monaten startete erreichte sein Ziel von 50.000 € innerhalb von nur acht Minuten. Das Klokers Klok-01-Projekt lag bei mehr als € 263.000, fünfmal mehr als erwartet, was Gründer Nicolas Boutherin, Präsident und künstlerischer Leiter und Richard Piras, Chief Executive Officer, selbstverständlich erfreute. Beide sind mir persönlich bestens bekannt.
Im Frühjahr 2015 haben Uhrenliebhaber dem Unternehmen Czapek & Cie. einen Betrag von 500.000 CHF zur Verfügung gestellt, um im Oktober seine ersten Uhren ausliefern zu können. Jetzt möchte das Unternehmen ganze 1 Million CHF durch eine beispielslose Crowdfunding-Kampagne mit einer internationalen Multiplattform aufbringen – das ist erste Mal überhaupt für eine Marke der Haute Horlogerie. „Es ist der Traum jedes Uhrenliebhabers, Teilhaber einer Haute Horlogerie Manufaktur zu sein und eine Komplikation der Marke zu besitzen“, so CEO Xavier de Roquemaurel, „und Dank des traditionellen Subskriptions-Systems kombiniert mit modernen Crowdfunding-Möglichkeiten können wir diesen Traum nun erfüllen.“
“Als wir 2016 mit dem Abenteuer begannen, hofften wir, dass die Leute uns bei diesem Projekt folgen würden. Heute stellen wir eine echte Begeisterung um Code41 herum fest. Das macht uns enorm Spass”, freut sich D’Amore, der Mann hinter Code41. “Eine gute Idee und ein gutes Produkt allein genügen nicht. Man muss auch wissen, wie darüber zu sprechen,” so Claudio D’Amore, Gründer “Code41”.
Im April wurde die Firma bei der Lancierung ihres ersten “hausgemachten” Uhrwerks X41 innert 36 Stunden mit Vorbestellungen im Umfang von 1,7 Millionen Franken überrannt. Während der 30 Tage der Sammelfrist wurden es schliesslich 2,8 Millionen. Seit drei Jahren konnte das Startup seinen Umsatz in jedem Geschäftsjahr verdoppeln, auf über 8 Millionen Franken im Jahr 2019. Eine kleine Meisterleistung in einer derart gesättigten Branche wie der traditionellen mechanischen Uhrmacherkunst. Denn diese wird immer mehr von den Smartwatches bedrängt.
Für die Trendforscherin Karin Frick vom Gottlieb-Duttweiler-Institut ist klar, dass Schwarmfinanzierung auch abseits von Kulturprojekten immer mehr an Bedeutung gewinnt. «Es ist ein trendiges Finanzierungsmodell und es eignet sich in der Privatwirtschaft für Traditionsmarken und Liebhaberobjekte», sagt Frick. Typischerweise werde Crowdfunding dort angewendet, wo auf klassischem Weg kein Geld mehr zu bekommen sei.