Die Vertreter der Uhrenindustrie liessen sich gerne mit dem Genfer Staatsrat ablichten. Seit er wegen Korruption verurteilt wurde, gehen alle auf Distanz, dies hindert ihn jedoch nicht seinen Wahlkampf fortzusetzen.
Ich habe den Genfer Sicherheitsdirektor mehrmals an solchen Uhren Veranstaltungen als smarten und eloquenten Berufspolitiker erlebt. Im Prinzip ist er ein überaus selbstbewusster «Blender» mit einer gehörigen Portion Arroganz. Er kritisiert hochnäsig die Schweiz, verhöhnt sie und schwärmte: In die grosse unübersichtliche EU gehöre unser Land.
Seither war Pierre Maudet für mich der Inbegriff eines Berufspolitikers, der von frühester Jugend an allein auf die Politik setzte. Erfahrung im sonstigen Berufsleben oder in der Wirtschaft hatte er nicht. Mit gierigen Schritten suchte er die Karriere. Durch die gerichtliche Verurteilung wegen Vorteilsnahme wird seine steile Karriere nun ausbegremst.
Er hat sich und seine Familie auf eine sehr teure, bezahlte Luxusreise an ein Autorennen nach Abu Dhabi einladen lassen. Er muss neben einer hohen Geldstrafe den Wert dieses Geschenks – 50’000 Schweizer Franken – an die Staatskasse bezahlen. Ein klarer Fall von Korruption.
UP DATE 08.03.21
Pierre Maudet überrascht in Genf
Der Parteilose erreicht bei seiner Ersatzwahl Platz zwei. Wie ist ihm das nur gelungen?
Bekanntheit: Kein anderer Genfer Politiker ist derart bekannt wie Pierre Maudet – selbst in der Deutschschweiz kennt man seinen Namen.
Präsenz: Der entmachtete Maudet hatte viel Zeit, um sich seiner Kampagne zu widmen. Er war “hyperaktiv”, nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch auf dem Feld. Maudet ging zu den Menschen – und dafür wurde ihm gedankt.
Charisma: Maudet ist ein “bete politique”, er wisse wie man kommuniziere. Er kritisierte seine Staatsratskollegen und ihre Unbeweglichkeit im Zusammenhang mit den Entschädigungen wegen der Covid-19-Krise. Und er gründete ein Wirtschaftsbüro, in dem sich die Bürger beraten lassen konnte. Ein “Charisma, das mit dem Populismus flirtet.”
Bad-Boy-Image: Maudet hat gelogen, wurde wegen Vorteilsnahme erstinstanzlich verurteilt. Aber die Leute haben bekannterweise eine Schwäche für Bad-Boys. In den Köpfen vieler sind Politiker sowieso “alle Lügner”. “Wenn Sie wählen müssen, wählen sie wenigsten einen, den sie kennen”.
Genf: Die Rhonestadt tickt anders. Eine unglaubliche Geschichte, die nur in Genf passieren kann, nennt man selbst auf Französisch “Genferei”. An anderen Orten treten Politiker wegen viel kleineren Skandalen ab. Nicht so in Genf.