Bereits seit Gründung des Schweizer Familienunternehmens Mondaine Watch Ltd. spielt das Thema Nachhaltigkeit ein zentrales Thema. Heute ist die Mondaine Group eine der weltweit führenden ökologisch agierenden Uhrenfirmen. So setzt Mondaine Watch Ltd. unter anderem stets sehr sorgfältig und bewusst ausgewählte Materialien ein. Seit 2020 agiert das Schweizer KMU mit seinen vier Marken MONDAINE, Luminox, M+WATCH und Pierre Cardin umfassend CO2-neutral – sowohl im Werk und im Büro als auch bei der Produktion der Uhren, Uhrenteile und Verpackungen. Doch damit nicht genug – bereits seit 2019 bietet Mondaine Watch Ltd. ein Uhrenrecycling an, zerlegt in der Fabrik in Biberist alte Uhren (ausser Plastikuhren von Fremdmarken) und führt diese so weit als möglich dem Recycling zu. Durch all diese Massnahmen soll ein möglichst geschlossener, werterhaltender Materialkreislauf geschaffen werden.
Gibt es nachhaltige Uhren-Teile oder ist alles was die Uhrenindustrie verzapft, “Imageförderndes Greenwashing” fürs gute Gewissen?
Wie Mondaine Watch Ltd. als KMU ständig Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich Nachhaltigkeit sucht und die Lieferketten diesbezüglich optimiert, erklärt Mitinhaber André Bernheim der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-TALK.
André Bernheim, die Konsumenten verlangen heute immer mehr nach nachhaltigen Produkten. Wie relevant ist das Thema für Ihr Unternehmen?
Nachhaltigkeit ist ein Teil unserer Firmen- und Markenkultur. Natürlich stellen auch wir fest, dass die Thematik viel Aufmerksamkeit erfährt. Das ist begrüssenswert – hat aber auch negative Folgen. Denn leider sind Begriffe wie «Ökologie» und «Nachhaltigkeit» zu Schlagwörtern geworden, mit denen sich viele Unternehmen schmücken. Darunter befinden sich auch solche, die wenig bis gar kein echtes Engagement betreiben. Auch in der Uhrenindustrie wird meines Erachtens nicht genügend getan.
Inwiefern ist Mondaine anders?
Wir haben seit dem Beginn der 90er-Jahre einen Ökologie-Verantwortlichen, anfangs war dies mein Bruder Ronnie, nun ich. Das Thema ist also in der Unternehmensführung angesiedelt. 1992 haben wir zum Beispiel aus einem Schrotthaufen in Zürich Altmetall gesammelt. Dieses liessen wir in der Schweiz einschmelzen und fertigten daraus Metallgehäuse für unsere Uhren an. Im Rahmen dieser Aktion, für die wir den Alp Action Award erhielten, haben wir über zehn Tonnen Altmetall rezycliert. Zugegeben: Das ist nicht weltverändernd, aber wir wollten schon damals aufzeigen, dass auch ein KMU wie wir seinen Teil zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann. Und wenn wir dies können, müssten es auch die Grossfinnen schaffen. Mit unserem Nachhaltigkeitsdenken waren wir unserer Zeit deutlich voraus, Händler und Konsumentinnen hatten noch kein Gehör dafür.
Mondaine hat 2017 die essence-Kollektion veröffentlicht, bei welcher nachhaltige Materialien verwendet werden?
Mit der Mondaine SBB essence-Linie haben wir Neuland betreten und sind in Sachen Ökologie bewusst einen Schritt weitergegangen. Die Gehäuse unserer essence-Uhren bestehen zu 70 Prozent aus natürlichen Materialien, nämlich aus Rizinusöl unter Zugabe von Glaspulver. Das Armband besteht auch aus 50 Prozent Rizinusöl. Wahlweise bieten wir auch Bänder aus rezyklierten PET-Flaschen mit Kork auf der Unterseite an, und die Verpackung besteht aus fast 100 Prozent aus rezyklierten PET-Flaschen. Das coole daran: dieses Uhren-Etui kann später als Hülle für ein Smartphone oder eine Sonnenbrille genutzt werden. Schon vor fünf Jahren haben wir Uhrbänder aus rezykliertem PET gefertigt und den natürlichen Rohstoff Kork verwenden wir auch in anderen Mondaine Kollektionen. Ich bin zudem der Meinung, dass ein Unternehmen «Nachhaltigkeit» nicht nur in seinem Produkt und Dienstleistungsportfolio verankern sollte.
Wo denn sonst noch?
Als nicht börsenkotiertes KMU mit eigener Entwicklungsabteilung, guter Verbindung zu Komponentenherstellern und eigener Uhrenproduktion in Biberist SO nutzen wir die Möglichkeit, das Thema Nachhaltigkeit ganz gezielt als integralen Bestandteil der Firmenziele zu verfolgen. Dies zeigen wir zum Beispiel auch mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach unserer Fabrik, die wir im September in Betrieb genommenen haben. 600 m2 Solarfläche produzieren sauberen Strom, was uns zu etwa 70 Prozent unabhängig von Fremdstrom macht. Alle Swiss Made Uhren sämtlicher Marken aus dem Hause Mondaine werden mit diesem Solarstrom-Anteil produziert. Selbstverständlich sind wir aber auch in vielen anderen Bereichen aktiv, um noch nachhaltiger zu werden.
Und was unternehmen Sie genau?
Wir sind der Ansicht, dass man auch Grösseres erreichen kann, indem man an vielen Rädchen dreht und verbessert. So haben wir nebst firmeninternen Massnahmen konkrete Nachhaltigkeits-Ziele für die Zukunft formuliert. Ein wesentliches lautet, unser Verpackungsmaterial und die Uhrenverpackung stetig nachhaltiger zu gestalten – etwa dank weniger sowie umweltverträglicherem Material mit geringerem Volumen. Parallel dazu forschen wir weiter nach neuen nachhaltigen Materialien, die wir für die Herstellung unserer Uhren nutzen können. Zudem gehen wir dem ganzen Materialfluss nach und suchen nach Verbesserungen. Wir werden uns laufend verbessern und unseren ökologischen Fussabdruck verkleinern. Aus diesem Grund haben wir auch das erste Uhren-Recycling der Schweiz lanciert.
Ein Uhren-Recycling?
Genau. Denn paradoxerweise kann man im Uhrenland Schweiz fast alles zum Rezyklieren zurückgeben – ausser Uhren. Wer also seine oder ihre Uhr(en) entsorgen möchte, kann uns diese zusenden. Wir nehmen sogar Uhren anderer Hersteller zurück, jedoch in diesem Fall keine Kunststoff-Uhren, weil diese häufig nicht demontierbar sind. Wir zerlegen die Uhren und führen die Komponenten einer möglichst ökologischen Wiederverwertung zu. Verändern wir damit die Welt? Nein. Aber wie gesagt geht es darum, an vielen kleinen Rädchen zu drehen. Wir möchten einmal mehr zeigen, dass so etwas möglich ist – und wenn wir es können, müssten es doch Grossfirmen erst recht tun. Aus der Summe all dieser Massnahmen entsteht dann ein realer Impact.
«Nachhaltigkeit für die Mondaine Group geht über Ökologie hinaus. Es ist unser Anliegen, Prozesse und unsere Firmenkultur nicht nur von einem ökologischen, sondern auch von einem sozialen und wirtschaftlichen Standpunkt zu hinterfragen und zu verbessern. Mondaine unternimmt seit mehr als 30 Jahren Schritte für eine nachhaltigere Zukunft. WE CARE bedeutet, dass wir soziale und ökologische Verantwortung mit einer Unternehmenskultur übernehmen, die unsere Verbraucher, Handelspartner und Mitarbeiter zu nachhaltigem Handeln inspiriert. Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass der Beitrag jedes Einzelnen zu einer ökologisch und sozial sorgfältigen Lebensweise wichtig ist und dass es immer besser werden muss. Mit unseren Produkten und unserer Handlungsweise sind wir als KMU ein Botschafter für diese Lebenseinstellung. »
Andre Bernheim, Mitinhaber und Vorstandsmitglied der Gruppe Mondaine Watch Ltd.
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