Nach zwei Jahren Preisstabilität hat die Marke mit der Krone die Preise erhöht, und zwar weltweit.
Im Schnitt sind es 3,4 Prozent mehr, die berappt werden müssen. Bei den Highlight-Modellen sind es aber deutlich mehr, und die Erhöhungen liegen schon mal im zweistelligen Bereich.
Daran erkennt man, dass es sich nicht um eine an die Inflation angepasste Preiserhöhung handelt – zumindest nicht nur –, sondern dass durchaus eine Strategie dahinter steckt. Denn bei den begehrtesten Modellen wie die zum Beispiel der „Submariner“ hat Rolex preistechnisch besonders hingelangt. So kostet beispielsweise die „Submariner“ (Referenz 124060) seit diesem Monat 8.350 € anstelle von 7.350 €. Das entspricht einem satten Preisanstieg von über 13 Prozent.
Und auch wenn dies viele der Rolex-Fans nicht in finanzielle Nöte bringen würde, könnte es passieren, dass auch bei gut betuchten Uhrenliebhaber irgendwann das Maß voll ist. Und zwar in erster Linie nicht wegen der 1.000 € mehr, die zum Beispiel für die Referenz 124060 fällig werden. Denn damit plus einer ausgeprägten Wartezeit ist es bei den ebenso begehrten wie raren Modellen ja nicht getan.
Der autorisierte Rolex-Händler teilt die seltene Ware – verständlicherweise – nicht notwendigerweise dem Kunden zu, der als Erster seine Interesse bekundet hat. So funktioniert das Ranking der Rolex-Wartelisten nicht. Stattdessen kommen in der Regel diejenigen zum Zug, die zur Geduld auch noch eine ähnlich entsprechende Großzügigkeit beim sonstigen Geldausgeben an den Tag legen und bei ihrem Rolex-Händler immer mal wieder auch andere Uhren kaufen. Am besten solche, die nicht so begehrt sind. Die Chance auf eine vordere Platzierung steigt dadurch deutlich.
Dieses Agieren des Händlers kann man durchaus nachvollziehen. Einen Stammkunden will man schließlich nicht verprellen, indem man eine Rolex an einen Kunden verkauft, den man dann in der Wartephase bis zum nächsten Kronen-Highlight nicht mehr zu Gesicht bekommt.
Die Frage ist nur, ob Rolex irgendwann seine Strategiebogen aus Verknappung und Preiserhöhung überspannt. Denn viele der begehrten Modelle sind mittlerweile auf dem Secondhandmarkt zu bekommen. Ob es sich dabei immer um das aktuellste Modell handelt, wird für die meisten gar nicht so sehr von Belang sein. Und auch die dort aufgerufenen, oft wesentlich höheren Preise werden möglicherweise den ein oder anderen nicht allzu sehr abschrecken.
Denn auf beziehungsweise von den Pre-owend-Plattformen wird jeder beliefert, ohne dass Uhren erworben werden müssen, die man eigentlich gar nicht haben möchte. Am Ende kann sich da der höhere Preis sogar rechnen. Zumal die begehrten Modelle ernstzunehmendes Wertsteigerungspotenzial mitbringen. Und die Zeit zwischen Wunsch und Erfüllung desselben ist deutlich kürzer.
Außerdem haben andere Mütter auch schöne Töchter, sprich anspruchsvolle und hochwertige Uhren – zu anderen Preisen und sofort verfügbar.
John Pietrasz, Co-Gründer des US-amerikanischen Online-Uhrenhändler Delray Watch Supply meint dazu: “In den letzten fünf Jahren haben sich Uhrensammler immer weiter von den “üblichen Verdächtigen” entfernt. Sammler haben zunehmend Lust auf einzigartige und besondere Uhren entwickelt
Man mag nun einwenden, dass Preiserhöhungen für neue Rolex-Uhren keine grosse Relevanz hätten, weil die meisten Uhrenfans für ihre Rolex-Modelle ohnehin auf den Secondhand-Markt angewiesen sind, wo die Preise ein Vielfaches betragen. Das stimmt allerdings nur zum Teil: Bei vergangenen Preiserhöhungen war jedenfalls zu beobachten, dass die offiziellen Verkaufspreise auch die Preise auf dem Secondhand-Markt nach oben gedrückt haben. Richtig aber ist: Viele Modelle von Rolex kosten als Occasion deutlich mehr als neu. Ebenso richtig ist, dass die Preise auf dem Secondhand-Markt deutlich stärker steigen als die offiziellen Verkaufspreise., die von High-End-Independents wie FP Journe und traditionell weniger bekannten Marken wie Girard-Perregaux, Ulysse Nardin und so weiter angeboten werden.”
“Aus lauter Verzweiflung , Uhren von Rolex und Patek nicht bei einem autorisierten Händler erwerben zu können, haben Uhrensammler begonnen, nach Marken und Modellen aus der “zweiten Reihe” zu suchen”, umschreibt Pietrasz den Wandel.
Tim Stracke, Chef von Chrono24, sagte es kürzlich gegenüber «Robb Report» so: «Die Preise sind fast überall um 30 Prozent gestiegen. Und das nicht nur bei den Rolex-Sportmodellen, sondern bei allen Modellen, von den Damenuhren bis zu den Datejusts und Cellinis». Und fügte an: «Die Werte ticken weiterhin sehr stark nach oben.»
Das Problem: Die Nachfrage nach Rolex-Modellen ist in den letzten Jahren viel schneller gewachsen als das Angebot. Allerdings beteuert Rolex, im Gegensatz zu vielen Luxusgüter-Herstellern keine bewusste Verknappungspolitik zu betreiben. «Die Verknappung unserer Produkte ist keine Strategie unsererseits», hält das Unternehmen, das einer karitativen Stiftung gehört, fest.
Und ergänzt: «Unsere derzeitige Produktion kann die bestehende Nachfrage nicht vollständig befriedigen, zumindest nicht ohne die Qualität unserer Uhren zu mindern – was wir ablehnen, da die Qualität unserer Produkte niemals beeinträchtigt werden darf.» Und schliesslich: «Alle Rolex-Uhren werden an unseren vier Standorten in der Schweiz entwickelt und hergestellt. Sie werden mit äusserster Sorgfalt von Hand zusammengebaut, um die einzigartigen und hochwertigen Qualitäts-, Leistungs- und Ästhetikstandards der Marke zu erfüllen. Dies schränkt verständlicherweise unsere Produktionskapazitäten ein, die wir jedoch so weit wie möglich und stets nach unseren Qualitätskriterien ausbauen.»
SUMMERY
Mit der künstlichen Verknappung schneidet sich Rolex ins eigene Fleisch. Denn den grossen Profit machen die “Uhren-Flippers”, nicht der Hersteller. Auch eine Preiserhöhung ist kontraproduktiv. Beides verärgert langjährige Kunden und Händler. Der Konsument wird sich mittel-und langfristig auf sofort verfügbare Marken und Modelle der zweiten Reihe konzentrieren, damit bricht die “Begehrlichkeitsstrategie” von Rolex wie ein Kartenhaus zusammen. Jean-Fred Dufour, Rolex CEO hat damit keine Freude und die Stiftung zu der Rolex gehört wird die Vakanz von Dufour ausschreiben.