Samstag , 20 April 2024
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Wer hat die begehrte Tiffany-Nautilus wirklich gekauft?

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Das gilt offenbar auch für Uhrenauktionen im obersten Preissegment.

Weltweit für Aufsehen sorgte im Dezember letzten Jahres die Versteigerung einer „Nautilus 5711/1A“ mit einem Zifferblatt in Tiffany-Blau bei der New York Watch Auction von Phillips. 6.503.500 Mio $-Dollar war sie einem New Yorker Bieter wert – scheinbar.

Denn am frühen Abend des 27. Januar informierte der kalifornische Uhrensammler Zach Lu auf seinem Instagram-Account, dass er gerade eine ganz besondere Uhr erworben hätte. So weit so normal.

Aber in dem folgenden Video traten zwei Protagonisten auf, mit denen wohl kaum jemand gerechnet hatte: Paul Boutros, Head of Americas und Senior Vice President von Phillips Watches, und die derzeit wohl meist besprochene Uhr der Welt – die „Tiffany-Blue Nautilus 5711“, die gerade erst unter den Hammer gekommen war – der aber nicht für Zach Lu als Höchstbietendem gefallen war. Das war ein nicht identifizierter Online-Bieter aus New York. „Die Uhr konnte nicht an der ursprünglich Höchstbietenden gehen”, lässt Boutros mysteriös verlauten.

Im Interview mit Hodinkee berichtet Zach Lu, wie er zu der Uhr kam: Demzufolge war er an dem Tag der Versteigerung spät dran und betrat den Auktionsraum, als die Versteigerung der „Nautilus“ bereits lief. Also stellte er sich neben die Phillips-Mitarbeiter, die die Online-Gebote übermittelten, und rief aktiv nacheinander höhere Gebote in den Raum.

Foto: James K./Hodinkee

Als das Gebot schließlich die 5-Millionen-Dollar-Marke überschritt, stieg Lu aus. Er dachte, das sei das Ende und ging hinaus, um eine Zigarette zu rauchen. Draußen traf er auf Alexandre Arnault, den neuen Executive Vice President of Product and Communications von von Tiffany & Co., der ihm persönlich für seine Unterstützung dankte. Dieses Treffen sollte Folgen haben.

Lu wandte sich nach der Auktion auch persönlich an Thierry Stern (CEO von Patek Philippe), um zu erfahren, ob er eine der verbleibenden 169 Tiffany-Nautilus erhalten könne. Doch Stern verneinte.

Einige Wochen später stellte sich heraus, dass der Höchstbietende nicht in der Lage sein würde, die Transaktion abzuschließen. Arnault und Stern machten sich daran, herauszufinden, welcher der Mitbieter eine ausreichend starke Kaufhistorie hat, um die Uhr stattdessen zu erwerben. Schnell kam man auf Zach Lu und Arnault schickte ihm eine E-Mail, um ein Treffen zu vereinbaren.

Nach dem Gespräch in Tiffanys Hauptquartier in der Fifth Avenue bekam Lu Bedenkzeit, um zu überlegen, ob er die Uhr zu seinem endgültigen Gebot zuzüglich der Provision kaufen wollte – insgesamt ungefähr 6,2 Millionen US-$. Bereits eine Stunde später schrieb er Arnault die Antwort per SMS. „OUI.” Klar war von vornherein, dass auch dieser Betrag der Umweltschutzorganisation The Nature Conservancy zukommen würde.

„Ich habe nicht zum ersten Mal an einer Wohltätigkeitsauktion teilgenommen“, sagte Lu zu Hodinkee. „Ich habe an Only Watch teilgenommen. Ich habe an Children Action teilgenommen. Das ist so ein historischer Moment; wir haben zwei super angesehene Marken, die sich zusammengeschlossen haben, um der Umwelt zu helfen. Ich finde es fantastisch. (…) Dies ist das kultigste Uhrenmodell der kultigsten Uhrenmarke in Partnerschaft mit dem kultigsten Juwelier, der jetzt zu LVMH gehört. Ich weiß nicht, was ich mir mehr wünschen könnte. Es gibt so viele Aspekte, die ich daran schätze. Es verkörpert Mode, Uhrmacherkunst, Schmuck, alles in einer Uhr.“

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About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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