Viele Uhrenfreunde können das Gerede vom „minimalistischen Design“ einfach nicht mehr hören. Und das ist absolut nachvollziehbar. Das Thema haben sich einfach schon zu viele Uhrenhersteller und Microbrands zu eigen gemacht – und medial nahezu tot geritten.
Und dann feierte das Bauhaus in 2019 auch noch sein 100-jähriges Jubiläum. Doch irgendwie kam unter Uhren-Fans keine rechte Feierlaune und Begeisterung auf. Zumindest was das mein Eindruck. Und das ist kein Wunder. Wenn Bauhaus in der Uhrenwelt bereits omnipräsent ist, wie will man das noch steigern?
Einschlägige Medien der Uhren-Journaille und sogenannte bekannte Uhren-Journalisten (in Wirklichkeit Auftragsschreiber) schreiben selbstverständlich liebend gern über solche Jubiläumseditionen – und über das Thema Bauhaus. Und immer mit dem Fokus auf das, was bewährt, am naheliegendsten, mainstreamigsten ist: Junghans feat. Max Bill und Nomos – als das „einzig Wahre“.
Das Ganze wird seit Jahren so oft wiederholt, dass der Normalbürger mittlerweile zu wissen glaubt, was in Sachen Bauhaus und Uhrenmarken zu achten (Nomos und Junghans) und was zu verachten ist (alles andere). Das nennt sich PR und „ein Thema besetzen“. Fachmagazine wie zum Beispiel UHRENMAGAZIN, ARMBANDUHREN, CHRONOS, und wie sie alle heissen, spielen hier gern mit – auch sie predigen mit großer Vorliebe die immer selben Marken: Junghans… Nomos… Junghans… Nomos…, so lautet das Made in Germany Mantra. Gelegentlich unterbrochen von einem Stowa. Immerhin. – Andere Marken? Kommen so gut wie nicht vor.
Deshalb wollen wir hier einmal Schweizer Uhren Marken zu Worte kommen lassen, die Bauhaus neu interpretiert haben.
Uhrenmarken wie zum Beispiel Louis Erard – Manuel Emch hat die Neuausrichtung der Marke initiert – sichern sich die Zusammenarbeit mit Alex Silberstein dem Pionier der Designeruhr in den späten 1980er Jahren, Leitfigur der Verschmelzung von Kunst und Uhrmacherei, Gallionsfigur der unabhängigen Uhrmacherei.
Louis Erard x Alain Silberstein Manuel Emch Alain Silberstein
Ressence schwimmt auch auf dieser Welle.
Und MB&F Max Busser and Friends darf bei diesem Mainstream nicht fehlen, auch er bedient sich wieder Alex Silberstein.
Max Buser von MB&F und Alain Silberstein in Feierlaune
Auch ochs und junior befindet sich auf dem Bauhaus Trip, aber ohne Silberstein.
SUMMARY_«Tradition ist Bewahrung des Feuers und nicht Anbetung der Asche»
Gustav Mahler brachte es auf den Punkt. Aktuell wird nach meiner Einschätzung viel zu oft die Asche angebetet, oder im anderen Fall das Vakuum an eigenen Konzepten durch Kopieren von Erfolgreichem gefüllt. „Tradition“ klingt einfach besser als „Immer wieder das Gleiche“ oder „Billiges Plagiat von …“
Gerade wenn man als professioneller Produktdesigner arbeitet und tatsächlich in einer nachvollziehbaren Linie zum Bauhaus steht (Bauhaus – HfG Ulm – HfG Offenbach), wundert man sich schon, wie neue Uhrenhersteller, die bis vor kurzem noch dachten, das Bauhaus sei ein moderner Baumarkt, plötzlich eine Verbundenheit zu dieser Institution entwickeln. Viele Postulate des Bauhaus haben heute noch Bedeutung. Manche jetzt sogar noch mehr als vor hundert Jahren. Wie beispielsweise die „Reduktion auf das wirklich Wichtige“ – also das Weglassen von unnötigem Zierrat. Oder die Form, die sich aus der Funktion ableiteten sollte. Das sind Werte und Prinzipien, die wir täglich in unserer Firma praktizieren. Allerdings – und hier liegt ein wesentlicher Unterschied zum klassischen Bauhaus – mit einer deutlich höheren emotionalen und produktsprachlichen Komponente. Wir transferieren die klassischen, gewissermaßen zeitlosen Bauhauswerte in die aktuelle Zeit. Das ist viel mehr als die Kopie „Bauhaus-typischer Gestaltungselemente“.
Modernes Design lässt sich heute nicht mehr auf einen einfachen Katalog an Gestaltungsvorschriften reduzieren. Zeitgemäßes Design, wie wir es verstehen und praktizieren, ist immer ein vernetztes und wohl abgewogenes Zusammenspiel aus ganz unterschiedlichen Maßnahmen. Der Anspruch an das Design ändert sich mit jedem Kunden, mit jedem Auftrag und auch im Laufe der Zeit. Mit Gestaltungsvorbildern oder Denkschablonen kommt man da nicht weit. Insofern ein sehr treffend geschriebener, kompetenter Artikel, dem ich weitgehend zustimme. Eine Frage sei mir allerdings noch erlaubt: Empfinden Sie 890€ für eine Automatikuhr – Made in Germany – tatsächlich als teuer?
Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob ein Produkt komplett von Grund auf neu entwickelt und in Deutschland unter Verwendung ausgesuchter Komponenten und Partner produziert wird, oder Konzepte kopiert, bestehende Komponenten verwendet und diese dann billig in Fernost zusammengebaut werden. So erklären sich schnell diese Preisunterschiede. Im Vergleich zu Fernost-Ware sind wir tatsächlich teuer, im Vergleich zu qualitativ vergleichbaren Marken eher preisgünstig, behaupte ich. Schließlich können und wollen wir nicht billig und damit kurzlebig sein. „Bauhaus-Tradition“ bedeutet auch, qualitativ hochwertige und langlebige Produkte zu schaffen.
Es ist einfach nur peinlich, wie viele Rechtschreib- und Grammatikfehler in diesen Artikeln zu finden sind – auch ohne groß zu suchen.
Prominentes Beispiel gefällig? “Prof. Dr. Ludwig Oeschlin …”. Wie gesagt, einfach nur peinlich.
Alf
Guten Tag Herr Becker,
vielen Dank für Ihren erfrischenden Kommentar. Ich habe mich um Ihre Kritik gekümmert, habe aber leider im Bericht keine von Ihnen zitierte Schreibweise “Oschlin” gefunden.
Danke auch auf den Hinweis “der vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler”! Ich will jedoch keinen Preis für Grammatik und Orthographie gewinnen, da haben Sie mich missverstanden, die digitale TOURBILLON Plattform TICK-TALK.CH dient lediglich dazu Insider Wissen einem Kreis von “uhrologischen” Interessenten “GRATIS” zur Verfügung zu stellen.
Wünsche Ihnen einen schönen Tag,
herzlich
Karl Heinz Nuber