Der mit 23 Jahren jüngste Spross von Bernard Arnault, Jean Arnault, arbeitet an der Renaissance einer Uhrenmarke. Er will Daniel Roth neu lancieren.
Konkret plant Arnault die Wiederbelebung der weitgehend in Vergessenheit geratenen Marke Daniel Roth. Sie sorgte in den 1990er Jahren mit aussergewöhnlich gestalteten, technisch ausgereiften Zeitmessern für einiges Aufsehen, kam aber kommerziell nicht über die Nische hinaus. Im Jahr 2000 wurde die Marke von Bulgari übernommen und fristet dort seither ein Schattendasein. Zu sehr ist der LVMH-eigene Edeljuwelier auf seine Schmuckpreziosen und seine eigenen Uhrenikonen fokussiert, als dass er noch viel Energie und Ressourcen auf seine Zweitmarke Gérald Genta oder eben die Drittmarke Daniel Roth verwenden könnte.
Arnault ändert das, im Verbund mit Bulgari. «Wir haben gemeinsam mit Bulgari beschlossen, das Unternehmen als eigenständige Einheit von LVMH aufzubauen und dabei die Wurzeln der hohen Uhrmacherkunst zu respektieren», teilte er kürzlich der «Financial Times» mit.
Klar ist: LVMH weiss – siehe Tiffany –, wie man eine schlummernde Marke revitalisiert und verjüngt. Und klar ist auch: Die Marke Daniel Roth hat Potenzial. Weil sie Geschichte hat. Und weil sie eine eigenständige, wieder erkennbare und hochstehende Formensprache entwickelt hat.
Der nahe Genf in Frankreich geborene Daniel Roth war ein Verehrer von Abraham-Louis Breguet und nahm sich schon als Jugendlicher vor, in die Fussstapfen des grossen Uhrmachers zu treten. Nach der Ausbildung an der Uhrmacherschule von Le Sentier im Vallée de Joux arbeitete er für Jaeger-LeCoultre, Audemars Piguet und Chaumet. In den 1970er Jahren spielte er eine entscheidende Rolle bei der Renaissance von Breguet und lancierte 1988 sein eigenes Unternehmen. Roth gilt bis heute als äusserst talentierter und passionierter Uhrmacher, der für vermögende Kunden und Kundinnen Uhrenunikate herstellt.
Details zu seinen Plänen mit Daniel Roth verrät Arnault natürlich nicht. Ob wir Uhren im typischen Roth-Stil sehen werden (Bild oben) oder doch eher Weiterentwicklungen sportlicher Zeitmesser, wie sie Roth für Bulgari gestaltete (Bild unten), muss also offenbleiben. In der «Financial Times» verspricht Arnault aber einiges: «Das nächste Jahr wird interessant werden.»
Immerhin hat er mit Bruder Frédéric Arnault – er ist Chef von TAG Heuer – ein Vorbild in der Branche, das bereits gezeigt hat, dass man in der oft trägen Schweizer Uhrenindustrie mit jugendlicher Energie, viel Respekt vor Traditionen und mit dem Rückhalt des obersten Chefs der Gruppe viel erreichen kann.
(Quellen: Financial Times, Handelszeitung, Spiegel, etc.)
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