Donnerstag , 25 April 2024
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Nachhaltiger Luxus: Stapellauf der 84m langen Superyacht “Project 710” von Feadship

Die Feadship dockte das Projekt 710 im niederländischen Aalsmeer aus und will mit Pod-Antrieben, Biokraftstoff und einer Batteriekapazität von 4500 Kilowattstunden neue Verbrauchs- und Komfortstandards setzen.

Die schnörkellose Außengestaltung des britischen RWD-Studios offenbart keine Fase zu viel. Die größte Extravaganz sind die Flügelformen in den Aufbauten, die Feder-Anmutung unterstreichen Holzflächen.

Sonst regiert die cleane Form: gläsernes Schanzkleid, integrierte Rettungsinseln, Rumpfklappen und ein Mast aus einem Stück. Das Hauptdeck-Fensterband läuft um den Bug und unterstreicht die Horizontalität. Allerdings sprechen die Rumpfklappe der Tendergarage und die auf den Bildern abgeklappte Mooring-Plattform gegen eine ausgedehnte Mastersuite im Vorschiff und für eine Panorama Lounge. Diese dürfte entweder über einen Flur oder das Unterdeck erreichbar sein. Vielmehr hat es den Anschein, als würden Eigner das Hauptdeck belegen und die Brücke auf dem obersten Deck verortet sein. Unterhalb des Hecks sind große Fenster ins Unterwasserschiff eingelassen. Ungewöhnlich ist die Ansiedelung eines Speisesalons auf dem Unterdeck, der sich über eine Rumpfklappe Wand zum Meer hin öffnet. MONK Design und RWD profitierten bei der Layout-Planung vom einstöckigen Motorenraum, den Feadship erstmalig auf einer Yacht dieser Größe realisierte.

Ein Novum ist auch der Einsatz des Biokraftstoffs HVO, den Feadship für Seatrials und Ablieferung als Reinkraftstoff bunkern will. Das Akronym steht für „Hydrotreated Vegetable Oil“, also hydriertes Pflanzenöl. Der Dieselersatz entsteht auch auf Basis gebrauchtem Kochöl und mittels einer katalytischen Reaktion und unter der Zugabe von Wasserstoff. Das soll 90 Prozent der Emissionen einsparen und wird von der Deutschen Bahn auf der Schiene erprobt. Im Gegensatz zu den Niederlanden darf HVO an deutschen Autotankstellen nicht als Reinkraftstoff angeboten werden

Sie ist die erste in dieser neuen Generation von Yachten, die den Kohlenstoffausstoß weiter reduziert, und zwar durch einen Rumpf, der für die Reisegeschwindigkeit und nicht für die Höchstgeschwindigkeit optimiert ist, durch Gewichtskontrolle, Fortschritte beim Elektroantrieb und die Möglichkeit, ihre Generatoren mit einem so genannten Netto-CO2-Brennstoff zu betreiben.

Sie ist auch das erste von Feadships seit Jahren gebaute Schiff mit nur einem Maschinenraum, was mehr Raum für Kreativität in den Unterkunfts- und Unterhaltungsbereichen lässt. Sowohl das Außendesign als auch die Innenarchitektur und das Design stammen von der britischen Firma RWD in Zusammenarbeit mit MONK Design.

Sie bietet Platz für bis zu 14 Personen an Bord, einschließlich 27 Besatzungsmitglieder. Zu den wichtigsten Merkmalen gehört eine asymmetrische Atriumtreppe, die zu einem Speisesaal auf dem Unterdeck führt, wo sich eine ganze Wand öffnet, um den Blick auf eine Terrasse knapp über dem Meeresspiegel freizugeben. In der Nähe des Hecks befindet sich eine Aqua Lounge mit riesigen Fenstern unterhalb des Wasserspiegels.

Anstelle des vorderen Anlegedecks gibt es eine beeindruckende Beobachtungslounge am Bug mit doppelt gewölbten, vom Boden bis zur Decke reichenden Glasfenstern. Die terrassenförmig angelegten Achterdecks schwimmen ohne Säulen, während die Glasbalustraden sowohl vom Achterdeck als auch von den vollständig verglasten Innenräumen im Achterschiff einen ungehinderten Blick ermöglichen und so eine wichtige Verbindung zur natürlichen Umgebung schaffen.

Projekt 710 hat außerdem eine 4,5-mal größere Speicherkapazität für elektrische Energie als Feadships erste Hybrid-Superyacht, die 84 Meter lange Savannah. Sie hat keine Antriebswellen und keine Ruder, sondern nur einen elektrischen Antrieb und eine elektrische Steuerung dank eines Paars elektrischer gegenläufiger Veth-Strahlruder.

Die Werft hat mit Veth bei der Strömungsanalyse der Antriebsbeine und der Form der Propeller zusammengearbeitet, um die Effizienz zu maximieren und die Vibrationen an Bord zu minimieren.

Das Ingenieurteam berücksichtigte auch die Bedeutung des Abfallmanagements und entwickelte ein System, das die Abwärme der maßgeschneiderten Generatoren mit variabler Drehzahl und der Klimaanlage auffängt, um die Wärme für das Klimasystem, das Poolwasser, das Brauchwasser, die Motorvorwärmung und mehr zu nutzen. Ein innovatives Wärmepumpensystem ermöglicht es der Yacht, Wärme aus dem Meerwasser zu gewinnen.

Dieselersatz als Reinkraftstoff

Der Biokraftstoff fließt auf Projekt 710 in vier Generatoren von Caterpillar mit variabler Drehzahl. Der erzeugte Strom landet in zwei gegenläufigen Pod-Antrieben von Veth, in denen E-Motoren integriert sind und die auch als Ruder fungieren. Teil des dieselelektrischen Hybridantriebs ist eine Batteriebank mit einer Kapazität von 4500 Kilowattstunden – das ist 4,5-mal höher als auf Feadships erster Hybridyacht „Savannah“. Das erklärte Ziel: Effizienz maximieren, Vibrationen minimieren.

Genutzt wird zudem die Abwärme der maßgeschneiderten Generatoren mit variabler Drehzahl und der Klimaanlage, für die Wärme im Klimasystem, das Poolwasser, das Betriebswasser, die Vorwärmung der Motoren und vieles mehr zu nutzen. Über ein Wärmepumpensystem will man Wärme aus dem Meerwasser gewinnen. Feadship will bis 2030 eine (im Betrieb) emissionsfreie Yacht präsentieren. Die Niederländer setzen auf Wasserstoff als zukünftige Energiequelle, wollen diesen aber anders als Lürssen direkt nutzen und entsprechend in stark heruntergekühlten Druckbehältern lagern.

Die Probefahrt und die Auslieferung von Projekt 710 wird mit HVO erfolgen, wodurch die gesamten CO2-Emissionen um etwa 90 % reduziert werden sollen. Über die restlichen Details der Project 710 kann noch spekuliert werden, aber wir freuen uns schon darauf, ihre ersten Fahrten auf dem Wasser zu beobachten.

TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN
WERFTFEADSHIP – ROYAL DUTCH SHIPYARDS
PROJEKTPROJEKT 710
LÄNGE ÜBER ALLES84,20 m
BREITE13,60 m
TIEFGANG3,75 m
KRAFTSTOFF240 m³
WASSER50 m³
KONSTRUKTIONFeadship De Voogt Naval Architects
EXTERIOR DESIGN RWD mit MONK Design
INTERIOR DESIGNRWD mit MONK Design
PODS2 x VETH L-drive 1550i
GENERATOREN4 x Custom Caterpillar C32
GESCHWINDIGKEIT(max/cruise): 17 / 12 kn
REICHWEITE @12 KN 5500 nm
PREIS$195 Million
VERFÜGBARKEITnach Vereinbarung
Weiterführende Informationen

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About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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