Donnerstag , 2 Mai 2024
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Genesis GV60

Genesis GV60: der preisgekrönte Stromer

Hyundais Premiummarke Genesis setzt seit 2021 auch auf rein elektrische Modelle. Als Einstiegsmodell ist der GV60 am Start, der zum Modelljahr 2023 eine Überarbeitung erhält. Gleichzeitig steigt der Einstiegspreis massiv.

Den Luxusbrand Genesis brachte ich immer mit dem Verbrenner SUV Flagschiff GV80 in Verbindung. Auf der Strasse verwechselte ich ihn immer mit dem Bentley Bentayga. Das kommt nicht von ungefähr, denn die von VW abgeworbenen, renommierten Designer Luc Donckerwolke (Lamborghini, Seat, Bentley) und Peter Schreyer (VW u.a. New Beetle, Audi TT) zeichnen für die Optik bei Genesis verantwortlich.

Bei meiner eintägigen Genesis Electric Driving Experience in Berlin, lernte ich die innovative Stromer Seite von Genesis kennen.

Dieses Jahr bietet Genesis, welche zur koreanischen Hyundai Motor Group gehört, den ersten vollelektrischen Wagen an. Neu beim Genesis GV60 (2023) ist das biometrische Sicherheitssystem Face Connect als weltweit erstes schlüsselloses Zugangssystem per Gesichtserkennung. Ein digitaler Fahrzeugschlüssel, ein neues Luftreinigungssystem und eine erweiterte Serienausstattung sind weitere Verbesserungen.

Der GV60 baut auf der dedizierten Elektroauto-Plattform Electric Global Modular Platform (E-GMP) der Hyundai Motor Group auf. Den GV60 gibt es als Allrad- und Hinterradantrieb und in der Variante mit dem 77.4kWh Akku wird eine Reichwite von 517km nach WLTP angegeben.

Die getestete 168kW RWD Variante des Genesis GV60 kostet in dieser Ausstattung total 62.730 CHF (Basis 53.000 CHF). Mit dabei ist das Technikpaket, Sitzpaket komfort, Outdoor Paket, B&O Audiosystem. Der GV60 bringt in dieser Variante 229 PS / 168,1 kW auf die Strasse.

Wie es reine Elektroauto-Plattformen an sich haben, sind sie enorm platzfreundlich im Innenraum. Beim GV60 fällt sofort die grosse Beinfreheit, der unterbrochene Teil in der Mitte und viel Ablagefläche auf. Der langgezogene Bildschirm ist in der Praxis zweigeteilt, dem Fahrer steht in Display zur Verfügung hinter dem Lenkrad, sowie ein Zentrales Display in der Mitte.

Auf den Rücksitzen ist bei grossen Fahrern vorne nicht mehr enorm viel Platz, für Kinder passt es aber problemlos. Soweit taugt der GV60 also als Familienfahrzeug. Im Kofferraum fallen sehr schnell die Radkästen aus Hartplastik auf, die passen nicht ganz in das Gesamtbild des Fahrzeugs. Der Kofferraum hat 432 Liter volumen und unter dem doppelten Boden ist Stauraum für Ladekabel, Notfallset und V2L Adapter.

TEST DRIVE

Ich muss sagen, im GV60 habe ich mich innert kürzester Zeit sehr wohl gefühlt. Einerseits wegen den Platzverhältnissen die für grossgewachsene Leute natürlich toll sind. Andererseits aber auch weil das Auto sehr viel Komfort bietet. Das fängt bei den Sitzen an, die sich elektrisch fast beliebig verstellen lassen und beim Einsteigen sich zurück fahren. Da ist natürlich toll, aber richtig begeistert hat mich die Massage Funktion – nach dem Mercedes EQS die beste, welche ich in einem Auto bisher hatte. Das im Sitzpaket Komfort auch beheizte und belüftete Sitze vorne dabei sind, war vor allem zweitgenanntes in diesem heissen Sommer perfekt.

Andererseits viel Komfort bietet der GV60 durch tolle Assistenzsysteme und flüssige Software. Der Bildschirm ist gestochen scharf und optisch passt das GUI zur Zeit. Was mir aufgefallen ist: Die Bedienung ist über einige gezielt vorhanden Tasten möglich, aber auch über Touchscreen, Spracheinangabe und ein Drehrad an der Mittelkonsole. Also für jeden etwas dabei.

Besonderes Gimmick: Als Blickmagnet entpuppt sich die mystisch leuchtende Glaskugel, “Crystal Sphere” genannt, in der Mittelkonsole, die sich nach dem Motorstart und einer automatischen halben Drehung als Schaltelement entpuppt.

Besonders überzeugt haben mich die Assistenzsysteme. Einerseits das Navigationssystem, welches direkt Navigationshinweise in ein Livebild der Frontkamera einblendet. Das sogar richtig gut, verlässt man die Fahrspur erscheinen virtuelle Wände und das Lenkrad vibriert. Stellt man den Blinker um abzubiegen, wird die Seitenansichtskamera aktiviert. Sie zeigt seitlich den toten Winkel live im Fahrerdisplay, das ist wirklich genial gelöst, hilft aber auch beim Rückwärtsfahren oder Einparken.

Der Abstandstempomat hat seinen Job einwandfrei erledigt, dazu kann man noch einen Spurhalteassistent aktivieren. Dieser lässt sich separat zuschalten und haltet auf Autobahnen problemlos die Spur. Auch geführte Spurwechsel durch das Fahrzeug sind damit möglich. Bei Fahrten ausserorts oder Baustellen, verlor dieser aber öfter man die Spur.

Die Spracheingabe habe ich mit diversen Adressen die letzten Tage ausprobiert, bis auf einen einzigen Ort klappten alle Ansagen auf Anhieb. Auch das Kamerasystem mit einem 360° Bild von oben überzeugt und macht einparkieren zum Kinderspiel.

Die Rekuperationsstufe im GV60 lässt sich über Schaltwippen steuern. Zieht man an der linken Schaltwippe, rekuperiert der GV60 mit voller Power. Das ist wirklich gut gelöst und hilft Einsteigern in die Elektromobilität, sowie beim “Gleiten” auf Autobahnen kann man die Rekuperation etwas reduzieren.

Zwei Kritikpunkte habe ich aber noch: Der Einschaltknopf ist nicht mehr zeitgemäss. Ich habe ständig vergessen das Fahrzeug ein- oder auszuschalten, hier würde der reine Druck auf das Bremspedal reichen, wie es andere Hersteller mittlerweile auch lösen. Etwas enttäuscht war ich über die reine, kabelgebundene Anbindung von Apple CarPlay. Hier bitte nachbessern und Wireless CarPlay ermöglichen.

Effizienz & Reichweite

Besonders gespannt war auch auf den Verbrauch des GV60, zumal mir seine Form eine bessere Effizienz als der Ioniq 5 bieten sollte. Was mir schonmal sehr viel Freude bereitete, ist die Möglichkeit im Infotainment System die Verbrauchsdaten von einzelnen Trips abzurufen. Das ist natürlich hilfreich in der Einschätzung.

Über den gesamten Testzeitraum mit etwa 60% Autobahnanteil und über 800km kam ich auf einen Durchschnittsverbrauch von 16.6kWh/100km. Das ist eher tief und dürfte sicher auch den warmen Temperaturen und viel Stau zu verdanken sein. Trotzdem ein erstaunlicher Wert, der mich ein absolut positives Bild des GV60 zeichnet. Mit viel Autobahn dürften hier also Reichweiten über 400km problemlos möglich sein.

Genesis GV60 am Schnelllader

Natürlich habe ich mich besonders über den Test bei einem HPC mit dem Genesis GV60 gefreut. Die 800V E-GMP Plattform zeigte schon beim Ioniq 5 was möglich ist und bei den sommerlichen Temperaturen versprach ich mir da sehr viel. Gestartet hatte ich bei 12% SOC und der GV60 legte erst mal gemütlich mit 70kW los für eine Minute und stieg dann innerhalb von 3.5min auf über 200kW an.

Total blieb der Wagen dann rund 6min über 200kW und nach 10min Laden hatte ich von 12% auf 50% SoC geladen. Die angepeilten 80% wurden nach rund 19min erreicht. Ich habe dann später nochmals auf 90% erhöht um zu sehen ob er wieder so hoch einsteigt. Das hat mich doch erstaunt, über 100kW bei 90% SoC.

Alles in Allem kann man klar sagen, die E-GMP Plattform ist derzeit die Referenz bezüglich Ladekurve und überzeugt hier auf der ganzen Linie.

SUMMARY

Dass der erste, rein elektrische Wurf der Südkoreaner so überzeugt, hat mich etwas erstaunt. Klar, das Fahrzeug baut auf der schon entwickelten und genutzten E-GMP auf, aber hier wurde trotzdem enorm viel richtig gemacht. Ein Innenraum mit viel Platz, der sich im Design abhebt und einem zeitgemässen Interface am Infotainment überzeugt. Viele nette, kleine Features die gepaart mit effizientem Fahren mit Top-Ladeleistungen einfach überzeugen. Für mich aktuell das Elektroauto-Highlight dieses Jahres!

Übrigens ganz witzig: Wenn du aktuell die Genesis Website besuchst, läuft ein kleiner Ticker mit deiner Besuchszeit unten rechts. Die Besuchszeit auf der Website wird als Ladezeit für dein Auto in km-Angabe umgerechnet, genial!

Die getestete 168kW RWD Variante des Genesis GV60 kostet in dieser Ausstattung total 62.730 CHF (Basis 53.000 CHF).

About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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