Samstag , 4 Mai 2024
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Mercedes-Benz S680 Guard: Panzerlimousine der Königsklasse

Der Mercedes-Benz S680 Guard ist eine rollende Festung, der selbst Granaten, Gewehre und Sprengladungen nichts anhaben können. Tick-Talk hat die 4,5 Tonnen schwere Sonderschutzlimousine mit dem kraftvollen V12-Motor gefahren.

Von außen möglichst unauffällig, von innen luxuriös, sind sie wahre Panzerwagen im Pelzmantel und damit erste Wahl für Premierministerinnen und Kanzler, für Konzernleiterinnen und Präsidenten – also für alle, die Probleme mit der sozialen Akzeptanz ihrer politischen oder finanziellen Vormachtstellung fürchten.

Bevor es aber ans Traktieren der luxuriösen Limousine geht, darf ich selbst ans Steuer des 4,5 Tonnen schweren Gefährts, wenn auch nur auf der hauseigenen Teststrecke des Mercedes-Benz-Werks in Sindelfingen. Als normale S-Klasse getarnt, verhält sich der Guard im Alltag unauffällig, doch im Slalom und in schnellen Kurven drängt das Dickschiff merklich nach aussen. Die zwei Tonnen Stahl machen sich dann eben doch bemerkbar, das gilt auch für die knapp 200 kg schweren Türen, die trotz elektrischer Unterstützung ordentlich Muckis beim Öffnen und Schliessen brauchen.

Dafür haben die Schwaben ihr Flaggschiff in einen Smoking aus Stahl und Kohlefasern gesteckt, der die S-Klasse vollends zum sichersten Auto der Welt macht, sagt Andreas Zygan: “Als erster und einziger Hersteller erfüllen wir mit der Schutzkategorie VPAM VR10 die höchsten Normen, die für zivile Fahrzeuge zertifiziert werden”, sagt der Entwicklungschef für die großen Mercedes-Modelle: “Was darüber hinausgeht, ist Militärtechnik – selbst wenn sie wie beim Dienstwagen des US-Präsidenten in ziviler Tarnung daherkommt.”

Auffällig sind die vielen roten Knöpfe in der Mittelkonsole. Bloss nicht drücken, heisst es von Seiten der Experten. So verfügt der Guard über ein eigenes Löschsystem, das auf Knopfdruck Brände am Fahrzeugboden und im Motorraum bekämpft. Auch ein Giftgasangriff kann der gepanzerten Limousine nichts anhaben, dank einer autarken Frischluftversorgung. Wird eines der Systeme aber ausgelöst, muss der Guard zur Inspektion – deshalb Finger weg!

Finger an den Abzug, heisst es dafür auf dem staatlichen Beschussamt in Ulm. Mit bis zu 500 Schüssen aus grosskalibrigen Revolvern, militärischen Schnellfeuergewehren und sogar mit Sprenggranaten hat das Beschussamt Ulm den Guard schon in die Mangel genommen. Das Auto sah zwar nachher aus wie ein Schweizer Käse, doch kein Projektil hat es je in die Fahrgastzelle geschafft – dem gehärteten Spezialstahl und der Kohlefaser sei Dank.

Bei unserem Beschusstest kommt unter anderem das Dragunov-Scharfschützengewehr zum Einsatz – ein Klassiker. Mit der richtigen Munition ausgestattet, sollen die Kugeln dieser Waffe gar Baumstämme durchschlagen. Doch auch die unheilbringenden Dragunov-Kugeln beissen sich an diesem Gefährt die Zähne aus.

Damit tragen die Schwaben dem traurigen Umstand Rechnung, dass es weltweit zigtausende Autofahrende gibt, die Sicherheit nicht allein über Airbags und Assistenzsysteme definieren können. Weil sie stets im Rampenlicht und nicht selten auch im Kreuzfeuer der Kritik stehen, fürchten sie sich weniger vor Auffahrunfällen und dem Grenzbereich der Fahrdynamik als vor Übergriffen und Anschlägen mit kriminellem oder terroristischem Hintergrund.

Als treibende Kraft kommt beim Guard ein Motor zum Einsatz, der sonst allein dem Maybach vorbehalten ist. “Denn bei dem Gewicht kam für uns nur das stärkste Aggregat in Frage”, sagt Zygan und schaut zufrieden auf den sechs Liter großen V12Motor,der mit 612 PS und vor allem den 830 Nm allemal genügend Kraftreserven für den geordneten Rückzug oder die Flucht nach vorn bietet. Erst recht, seitdem Mercedes den Zwölfzylinder auch mit Allradantriebausrüstet. Trotzdem ist bei 190 statt 250 km/h Schluss, weil die Reifen mehr nicht mitmachen würden. Doch lange Verfolgungsjagden sind ohnehin eher selten, weiß Zygan: “Wichtig ist, dass man in einer Bedrohungslage die ersten 30 Sekunden übersteht und so lange mobil bleibt.” Den Rest erledigt dann die Kavallerie.

Für diese kleine, aber ausgesprochen zahlungskräftige Kundenschar bauen die Automobilhersteller wahre Trutzburgen auf Rädern, die auch ballistischer Gewalt standhalten und auf diese Weise Leib und Leben der Passagiere schützen – die sogenannten Sonderschutzfahrzeuge. Natürlich hat so viel Sicherheit seinen Preis. Der Mercedes-Benz S 680 Guard kostet ab 500’000 Franken aufwärts.

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About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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