Sonntag , 5 Mai 2024
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Mit der Inflationierung der Auszeichnungen sinkt die Glaubwürdigkeit von Uhren-Awards

Umfrage: Glaubwürdigkeit und Nutzen von Awards. An der nicht repräsentativen Umfrage haben 86 Personen teilgenommen. Das kurze Fazit: ein Nutzen ist vorhanden, Vertrauen aber so gut wie gar nicht!

“And the Winner is …..!”

so klingt es jedes Jahr im Dolby Theatre von Los Angeles, wenn die begehrten “Oscars” der Academy Awards der amerikanischen Filmwirtschaft (AMPAS) verliehen werden. Für die Preisträger bedeutet der Gewinn eines “Oscars” die Krönung der Karriere – vom Prestige vergleichbar mit dem Gewinn eines Nobelpreises oder eines Grammys. Keine Frage – bei Oscar, Nobelpreis und Co. geht alles mir rechten Dingen zu: Derart respektable Preise werden nach strengen Regeln von einer objektiv zusammengesetzten Jury verliehen.

Die Schattenwelt gekaufter Pseudo-Awards

Die glänzende Welt der Preisverleihung hat jedoch eine zwielichtige Seite, die nur die allerwenigsten kennen. Und dort dreht sich alles um käufliche Awards, um zweifelhafte Spitzenleistungen und um betrogene Verbraucher, denen vorgegauckelt wird, ein Produkt sei hervorragend – allein schon deswegen, weil es preisgekrönt ist. Global existiert mittlerweile eine finanzkräftige Preisverleihungs-Schattenwirtschaft, deren Awards nicht nur völlig wertlos sind, – nein, die Preisträger bezahlen sogar dafür, solche Preise zu erhalten und damit werben zu dürfen. Schon eine Teilnahme an derartigen gefakten Wettbewerbern kostet im Regelfall eine mittlere dreistellige Summe. Will man aber zu den Gewinnern gehören, so sind üblicherweise gar mehrere Zehn- oder auch Hundertausende Euro fällig. Und: Man kann sich so fast beliebig viele Preise kaufen. In manchen Branchen – insbesondere in der Uhrenbranche, läuft fast nichts mehr ohne derartige Prämierungs-Paraden.

Auch wenn kommerziell erhältliche “Awards” kaum mehr wert sind als das berühmte “Jodeldiplom” von Loriot: Nachfrage und somit finanzkräftige Interessenten scheint es genügen zu geben – und so spriessen immer neue, selbst-kreierte “Brand-Awards” und wertlose “Markenkompetenz-Medaillen” wie die Krokusse nach einem milden Winter . “Best Watch” Wettbewerbe sind ein lukratives Geschäft geworden, bei dem sowohl Qualität als auch Glaubwürdigkeit (und auch der Nutzen für die Käufer derartiger “Awards”) auf der Strecke bleiben.

Substantiell fragwürdig

Warum aber investieren immer mehr Uhrenmarken pro Jahr viele zehntausende und auch hundertausende von Euros für derart überflüssigen “Kladderatsch”, und wieso erreicht der für käufliche Pseudo-Awards vorgesehene Etat bei Gruppen wie Swatch Group, Richemont, Kering, LVMH, etc. regelmässig Millionen Euro – die unter dem vielsagenden Begriff “Markenpflege” verbucht werden – jährlich?

Uhrenmarken, die keine breite Palette an Awards und Prämierungen vorweisen können, erwecken bei potentiellen Kunden den Eindruck: “Die können nichts, sonst hätte man sie bzw. ihre Produkte ja schon einmal ausgezeichnet”. Eine Logik, die inzwischen leider nicht mehr stimmt. Kleine Uhrenmarken mit vergleichsweise geringem Umsatz können es sich gar nicht leisten, Phantasiesummen in käufliche in käufliche Awards zu investieren. Renommierte Uhrenmarken hingegen nehmen jedes Jahr an 30 bis 40 Wettbewerben teil und ernten dabei automatisch viele dutzende “Awards”. Geld machts möglich. Doch ist die Qualität eines Produkts wirklich besser, weil sich die betreffende Uhrenmarke einen Preis gekauft hat?

Offensive Preis-Vermarktung

Das Preisverleihungs-Gewerbe geht derweil offensiv auf Kundenfang: individuell abgefasste Anschreiben, gespickt mit schmeichelnden Buzzwords, sollen potentielle Interessenten ködern, branchenbekannte Journalisten versprechen hohe Medienpräsenz. Dem nichts ahnenden Empfänger solcher Postsendungen wird vorgegaukelt, er sei bereits “nominiert” für diesen oder jenen “Award” und müsste nur noch seine Zustimmung erteilen – quasi eine Formsache (nur eben leider verbunden mit der vorhergehenden Zahlung einer vier-, fünf- oder auch sechsstelligen Eurosumme – es können auch siebenstellige Eurosummen sein).
“Hochrangig besetzte Gremien” hätten nämlich exklusiv den Briefempfänger (und damit den künftigen Preisträger) ausgewählt, weil dessen “einzigartiges” Produkt “enormes Potential” zur “weltweiten Marktführerschaft” besitze. Eine Prämierung mit dem Award der Preisverleihungs-Firma sei das dafür massgebliche Sprungbrett zum Erfolg.

Welcher solchermassen bauchgepinselte Firmenchef würde da nicht schwach werden? Dass eine solche “Nominierung” mit einer stattlichen Stargebühr verbunden ist und der angetragene “Award” sowie die zugesagte “Medienpräsenz” dann nochmal etwas kostet, steht im Kleingedruckten und wird auch gerne verdrängt (wird eh unter Markenbildung verbucht) angesichts des zu erwartenden respektive erhofften Prestige. “Es geht hier nicht um Branchenvergleich, sondern um Abzocke”.

Juristisch heikel: Abmahnungen wegen unlauteren Wettbewerbs drohen

Übrigens bewegen sich die Gewinner käuflicher Awards in einer riskanten Grauzone. Schlimmer noch: Oftmals entpuppen sich Jodeldiplome nicht nur als rausgeworfenes Geld, sondern sogar als handfester Grund, von der Konkurrenz schmerzhaft abgemahnt zu werden.

Das Uhren-Magazin mit der “Goldenen Unruh” und den “Watchstars”

Das Uhren-Magazin (Eigenschreibweise: UHREN-MAGAZIN) ist der älteste deutschsprachige Special-Interest-Titel für mechanische Armbanduhren. 1989 in Bremen gegründet, wird es seit 1998 von der Ebner Media Group GmbH & Co. KG in Ulm produziert und hat seit 2014 dort auch seinen Redaktionssitz. Das Uhren-Magazin betreibt in Kooperation mit Chronos und Klassik-Uhren eine Internetpräsenz.

Seit 1998 küren die Uhren-Magazin-Leser bei der Wahl zur Goldenen Unruh alljährlich die „besten Uhren der Welt“. Seit 2005 geschieht dies in Kooperation mit dem Münchner Nachrichtenmagazin Focus. Die eng abgestimmte Zusammenarbeit gewährleistet eine ideale Kombination aus Kompetenz und Reichweite. Letztere noch verstärkt durch die Einbindung der Internet-Plattform »Focus online«. In diesem Jahr traten insgesamt 211 Kandidaten in fünf Preiskategorien an – zugelassen waren ausschließlich mechanische Modelle. Diese Vorauswahl wurde von den Uhrenhersteller direkt getroffen, welche insgesamt zwei Modelle ins Rennen schicken durften.

Zwischen 2014 und 2017 organisierte das Uhren-Magazin federführend einen weltweiten Uhrenwettbewerb namens Watchstars. Die Watchstars sind eine internationale Auszeichnung für die besten Uhren eines Jahres. Aufgabe des Wettbewerbes ist es, internationale öffentliche Aufmerksamkeit auf das Kulturgut der mechanischen Armbanduhr zu lenken und die historische Handwerkskunst vor dem Vergessen zu bewahren. Das Vorschlagsrecht für die Kandidaten wie die spätere Wahl aus einer Shortlist trifft eine exklusive internationale Jury aus Fachjournalisten und Uhrenspezialisten. Die Jury ist nach dem Patenschaftsprinzip organisiert. Das bedeutet, eine Neuaufnahme ist nur auf Antrag mindestens zweier Jury-Mitglieder möglich, die Aufnahme erfolgt mit einfacher Mehrheit. Die erste Veröffentlichung des Wahlergebnisses ist für Anfang November terminiert. Als Watchstars Executive fungiert der Uhren-Magazin-Chefredakteur, Präsident der Jury ist der Münchner Uhrenjournalist Gisbert L. Brunner.

Die Preisverleihung der Watchstars mit bekannten Gesichtern, im Hintergrund wiederum GLB.

Das Magazin Armbanduhren “Die Uhr des Jahres”

Das ARMBANDUHREN Magazin besteht seit über 30 Jahren und richtet sich vierteljährlich an an Liebhaber und Sammler hochwertiger mechanischer Armbanduhren. Peter Braun, ein Buddy von GLB, ist seit Beginn Chefredakteur. Neue Modelle, Vergleiche von Uhren in Technik und Design bieten sachkundige, verständliche Berichterstattung und Kaufberatung für den uhreninteressierten Leser. In edler Ausstattung bietet ARMBANDUHREN das ideale Umfeld für Ihre Werbung und Kommunikation in einer männlichen, technikbegeisterten und wohlsituierten Leserschaft.

Preisverleihung “Die Uhr des Jahres”

Die Leser des Printmediums ARMBANDUHREN und die User von www.armbanduhren-online.de wählen jedes Jahr “Ihre Uhr des Jahres XXXX!” Meistens stehen die Ergebnisse schon im Voraus fest, denn ordnet man die Inserate eines Jahres der Print-Ausgabe, so wird der fleissigste Inserent belohnt.

Der ARMBANDUHREN Katalog präsentiert als umfassendes Standardwerk jährlich die aktuellen Modelle der wichtigsten Uhrenmarken mit technischen Daten und Preisen von über 1.200 Uhren. Er dient unteranderem der Uhrenfälscherindustrie als Vorlage.

Online Präsenz Armbanduhren online

GPHG Grand Prix d’Horlogerie Geneve – Die “Oscar’s” der Uhrenindustrie

Der GPHG Grand Prix d’Horlogerie Geneve wurde vor 23 Jahren vom FHS Federation Horloger Swiss, dem Schweizerischen Uhrenverband – ins Leben gerufen. Alljährlich findet die Preisverleihung des GHPG in Form einer Gala mit einem vorgelagerten Dinner an dem die Uhrenmarken ihre “Lieblingsschreiberlinge”, zum Dank für die positive Berichterstattung einladen, im Théâtre du Léman in Genf statt.

Unter dem Vorsitz von Nick Foulkes (auch ein Buddy von GLB) würdigten die Jury 2023 und die 847-köpfige GPHG-Academy die Kreativität der zeitgenössischen Uhrmacherkunst mit der Vergabe von 19 Preisen, darunter dem prestigeträchtigen Grand Prix »Aiguille d’Or«!

Der GPHG hat sich zwischenzeitlich zu einer “money machine” entwickelt. Selbstverständlich profitieren nur die Veranstalter von dem Geldsegen. Jede Uhrenmarke, die eine Uhr für den Wettbewerb einliefert zahlt ein “Entry Fee” von 800 CHF pro Uhr. Kommt eine Uhr in die engere Auswahl, werden 7000 CHF pro Uhr fällig. Das sind die “offiziellen” Preise. Was die Jury und die Journalisten für die Markenpflege erhalten, wird nicht kommuniziert.

Neben der jährlich wechselnden Jury wurde auch die Academy installiert, wo auch wiederum der Name GLB auftaucht sowie alle Namen des umstrittenen Syndikats WWMG. Die Jury und die Academy ist vom WWMG seit Beginn infiltriert.

Kaum Vertrauen in Jury’s und Prozesse

Schaut man sich die Reputation der Jury-Mitglieder im Bereich Uhren an, verliert auch der Red Dot an Prestige und versinkt sofort in die Bedeutungslosigkeit.

GLB sitzt in der Red Dot Jury und auch in der Inhorgenta Award Jury, da klingeln bei mir sofort die Alarmglocken.

Immer die gleichen Personen sitzen in den Jury Ausschüssen und premieren immer die selben Uhrenmarken – ein wirklich einträgliches Geschäft auch für die Uhren Journalisten!

Mit anderen Worten: Wer käufliche Awards erwirbt, sollte sich gut überlegen, diese auf seine Website zu präsentieren. Und mal im Ernst: Ist es nicht furchtbar kindisch, sich Jodeldiplome auf die Website zu pinnen.

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About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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