Freitag , 20 September 2024
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Portugieser Eternal Kalender 44 Horizon Blue: Was versteht IWC unter der “Ewigkeit”?

Zur Watches & Wonders 2024 lancierte IWC die Modelle Portugieser Automatic 40, Portugieser Chronograph, den Ewigen Kalender 44 sowie den brandneuen Eternal Kalender, – den wir uns vornehmen.

In der Portugieser-Linie bringt IWC Neuheiten bei der Automatic 40 und der Automatic 42, beim Chronographen, beim Tourbillon und beim ewigen Kalender. Ganz neu ist der Eternal Calendar, den man auf Deutsch wohl als “ewigen ewigen Kalender” oder säkularen Kalender bezeichnen würde. Die neuen Uhren kommen zum Teil in Edelstahl, zum Teil in Rotgold und Weißgold. Kennzeichnend sind vier Farbschemata fürs Zifferblatt: Obsidian (schwarz), Dune (beige), Horizon Blue und Silber. Allerdings ist nicht jedes Modell mit jeder Zifferblattfarbe erhältlich.

Vergleicht man alt und neu von der Seite, fällt auf, dass der Gehäusemittelteil trotz niedrigerer Gesamthöhe dicker geworden ist, zudem verwendet IWC jetzt oben wie unten ein Boxglas. Die neue Portugieser Automatic 42 gibt es in sechs Ausführungen: Weißgold mit himmelblauem Zifferblatt und passendem Kalbslederband, Rotgold mit schwarzem Blatt und gleichfarbigem Alligatorband (26.500 Euro) sowie in vier Stahlvarianten: Zifferblatt in Mittelblau mit Stahlband (15.000 Euro), silberplattiertes Blatt mit goldplattierten Zeigern und Ziffern oder Dune-Zifferblatt am schwarzen Krokoband sowie silberplattiertes Blatt mit blauen Zeigern und Ziffern mit blauem Krokoband (alle 14.000 Euro).

Portugieser Ewiger Kalender

Der neue ewige Kalender unterscheidet sich vom bisherigen zum einen durch sein neu gestaltetes 44-Millimeter-Gehäuse mit einem schmaleren Mittelteil und zwei Boxgläsern oben und unten, die allerdings dazu führen, dass die Gesamthöhe von 14,9 mm unverändert bleibt. Zum anderen greift IWC wieder auf die doppelte Mondphase für Nord- und Südhalbkugel zurück. Entsprechend heißt die neueste Generation des Automatikkalibers 52616; die Gangreserve von 7 Tagen ist die gleiche wie beim Vorgängerkaliber 52611. Das bislang verwendete Rotgoldgehäuse wird durch eine Schale aus Armor Gold (s.o.) ersetzt: Dieses härtere Rotgold kombiniert IWC einmal mit einem silberplattierten Zifferblatt und einmal mit einem obsidianschwarzen Blatt (jeweils mit schwarzem Krokoband für 49.000 Euro). Die Weißgoldmodelle gibt es in Horizon Blue mit gleichfarbigem Kalbslederband und in Dune mit schwarzem Krokoband (50.000 Euro).

Portugieser Tourbillon Handaufzug Day & Night

IWC hat sein Handaufzugstourbillon um eine kugelförmige Tag-und-Nacht-Anzeige erweitert. Ein kleiner Planet mit einer hellen und einer dunklen Hälfte dreht sich, bei 9 Uhr platziert, einmal in 24 Stunden um die eigene Achse. Die Kugel kann man von vorn wie von hinten durch den Saphirglasboden sehen. Vom bekannten Kaliber 81905 unterscheidet sich das neue Kaliber 81925 nicht nur durch die zusätzliche Anzeige, sondern auch durch den kreisförmigen Zierschliff auf der – jetzt goldplattierten – Platine. Die Maße und die Gangreserve von 84 Stunden sind geblieben. Das fliegende Minutentourbillon bei 6 Uhr besteht aus 56 Einzelteilen und wiegt 0,675 Gramm. Anker und Ankerrad sind aus Silizium gefertigt und mit einer Diamantschicht versehen, IWC nennt das “Diamond Shell”. Dank eines integrierten Stoppmechanismus kann das Tourbillon angehalten werden, was allerdings mehr Sinn machen würde, wenn es mit einer Sekundenanzeige versehen wäre. Das 42,4 mm große Gehäuse besteht wie beim Handaufzugstourbillon ohne 24-Stunden-Anzeige aus Armor Gold: Bei diesem speziellen Rotgold ist die Molekülstruktur derart verändert, dass das Gold laut IWC härter und widerstandsfähiger wird als normales 18-karätiges Gold.

Portugieser Eternal Calendar

Das Beste kommt zum Schluss: Die Sensation unter den IWC-Neuheiten 2024 ist der Portugieser Eternal Calendar. Im Gegensatz zum normalen ewigen Kalender (perpetual calendar) handelt es sich dabei um einen säkularen ewigen Kalender. Er nimmt auf die Besonderheit des Gregorianischen Kalenders Rücksicht, nach der nicht wirklich alle vier Jahre ein Schaltjahr kommt. Die Ausnahmen sind die glatten Jahrhundertjahre, aber nur die, die nicht ohne Rest durch 400 teilbar sind. Während also 2000 ein Schaltjahr war, werden 2100, 2200 und 2300 keine sein. Ein regulärer ewiger Kalender muss daher spätestens am 1. März 2100 korrigiert werden – ein Datum, das langsam, aber sicher näherrückt. Der neue Eternal Calendar löst dieses Problem, indem er aufbauend auf dem Automatikwerk für den ewigen Kalender ein zusätzliches, platzsparendes Modul integriert. Es besteht aus einem sogenannten Malteserrad mit fünf Zähnen, das einmal in 20 Jahren um die eigene Achse rotiert, und einem 400-Jahre-Rad, das sich in 400 Jahren einmal dreht. Es informiert den Taster, der die Nachricht über die Monatslängen an die Datumsweiterschaltung weitergibt, alle 100 Jahre darüber, dass das Schaltjahr ausfällt – aber nur dreimal in Folge, den 2400 ist ja wieder ein Schaltjahr. Danach beginnt das Spiel von neuem, theoretisch bis zum Jahr 3999 (ob 4000 ein Schaltjahr sein wird, ist noch nicht offiziell festgelegt).

Wem das Jahr 2100 schon zu weit entfernt ist, wird in ganz andere Zeitdimensionen entführt, wenn es um die neue, hochpräzise Mondphase geht: Diese soll nach Berechnungen von IWC so genau gehen, dass sie erst nach sage und schreibe 45 Millionen Jahren um einen Tag vom realen Mondorbit abweicht. Zum Vergleich: Schon eine Abweichung um 122 Jahre gilt in der Uhrmacherzunft heute als Präzisionsmondphase, zu schweigen von den 577,5 Jahren, die IWC für seinen 2003 eingeführten ewigen Kalender errechnet hat.

Kein Wunder ist es, dass IWC das Automatikwerk 52640 mit sieben Tagen Gangreserve standesgemäß in ein 44,4 mm großes Platingehäuse einbaut. Dank des platzsparenden Kalendermoduls ist die Uhr mit 15 mm nur 0,1 mm höher als der ewige Kalender. Das Zifferblatt besteht wie das Deckglas und der Sichtboden aus Saphirglas. Getragen wird der bis 50 m wasserdichte Eternal Calendar an einem schwarzen Alligatorlederband von Santoni.

About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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