Der Rolex-Bau in Bulle nimmt konkrete Formen an. Der gigantische Komplex wird ab Freitag öffentlich aufgelegt. Mit diesem Rolex-Engagement entstehen 2000 neue Arbeitsplätze in der Schweiz. Zusätzlich kommen 500 Lehrstellen dazu. Ob sich dadurch die bekannten Wartezeiten bei den ikonischen Stahlmodellen dadurch verbessern wird, konnten Rolex uns nicht sagen.
Die Marke Rolex ist ein Phänomen. Die Genfer Uhrenmarke stellt schätzungsweise eine Million Uhren im Jahr her, rund zehnmal soviele wie Patek Philippe und Audemars Piguet zusammen – und trotzdem gibt es für die meisten Modelle Wartelisten, von der einfachen Oyster Perpetual für unter 6000 Schweizer Franken bis zur Platin-Daytona für über 80’000 Schweizer Franken.
Die Produktion soll jedoch deutlich ausgebaut werden. Rolex wird in Bulle im Kanton Freiburg eine neue Produktionsstelle bauen. Die Genfer kauften ende 2022 für 31 Millionen Franken rund 100 000 Quadratmeter Land zwischen Autobahn und Umfahrungsstrasse und investieren dort rund 1 Milliarde Schweizer Franken.
Nun werden diese Pläne konkret. Fünf Gebäude auf einer Länge von 380 Metern und einer Fläche von mehr als 260’000 Quadratmeter werden sich zwischen der Umfahrungsstrasse H189 und der Autobahn in Bulle einfügen. Rolex hat kürzlich ein Baugesuch für seine neue Produktionsstätte eingereicht, enthüllt die Zeitung La Gruyère am Dienstag. Die öffentliche Auflage wird am Freitag eingeleitet.
Vier Gebäude werden der Produktion gewidmet sein und das letzte Gebäude wird die Verwaltung beherbergen. Das Gelände, in dem 2.000 Mitarbeiter beschäftigt sein sollen, wird von einem grossen, begrünten Park umgeben sein. Mehr als 700 Parkplätze für Autos und 684 Parkplätze für Fahrräder sind ebenfalls vorgesehen.
Betriebsbereit sein soll das neue Gebäude im Laufe des Jahres 2029. Wenn alles nach Plan läuft, werden dort laut Rolex dereinst 2000 Mitarbeitende beschäftigt sein sowie mehrere hundert Lehrlinge.
Die Bauprofile sind bereits in der Nähe der A12 zu sehen. Die vorbereitenden Arbeiten werden bereits im Sommer beginnen. Ihnen folgen die Erdarbeiten im Januar nächsten Jahres und das Gebäude soll zwischen 2029 und 2030 fertiggestellt werden.
Um die kommenden fünf Jahre zu überbrücken und schon vor 2029 die Produktion steigern zu können, wird Rolex unter anderem in Romont eine temporäre Produktionsstätte errichten. Die Uhrenherstellerin mietet sich auf dem Gelände der ehemaligen Tetrapak-Fabrik ein. Geplant sei, den Standort Romont Anfang 2025 in Betrieb zu nehmen. Hier sollen 250 bis 300 Personen beschäftigt werden – grösstenteils neue Mitarbeitende, die in Romont eine Ausbildung erhalten und ab 2029 dann in Bulle arbeiten werden.
Rolex gehört zu den am stärksten integrierten Uhrenherstellern der Schweiz. Die meisten Bestandteile werden intern hergestellt. Der neue Standort in Bulle wird der fünfte Luxusuhrenherstellers sein.
Der Hauptsitz der Rolex Gruppe, die weltweit 14 000 Mitarbeiter beschäftigt, 9000 von ihnen in der Schweiz, befindet sich im Quartier Acacsis in Genf. Dort werden die Armbanduhren entwickelt und montiert. Im genferischen Chene-Bourg werden unter anderem Zifferblätter und Lünetten aus Hightech-Keramik entwickelt und hergestellt und die Edelsteine in den Uhren gefasst, während sich der Standort Plan-les-Ouates auf die Entwicklungsaktivitäten und die Produktion von Gehäusen und Armbändern konzentriert. In Biel schliesslich werden Uhrwerke fabriziert, von der Fertigung der Komponenten bis hin zur Montage.
Rolex auf einen Blick
Laut einer Analyse von Morgan Stanley betrug der Umsatz von Rolex im Jahr 2023 10,1 Milliarden Schweizer Franken. Dies entspricht einem Einzelhandelswert von CHF 15,15 Milliarden oder 17,2 Milliarden US$. Rolex produziert jährlich rund eine Million Uhren und beherrscht mehr als ein Viertel des Luxusuhrenmarktes. Mit einer Produktion von 1,24 Millionen Uhren im letzen Jahr har Rolex mit seinen ikonischen Modellen wie Daytona, Submariner und Datejust andere Top-Marken wie Cartier, Audemars Piguet, Omega, Richard Mille und Patek Philippe mit beispiellosen Verkäufen im Jahr 2023 übertroffen.
SUMMARY_Ob sich mit dieser Giga-Mega-Factory die Rolex Produktion wesentlich steigern lässt, und auch die Lieferfristen bestimmter sehr gefragter Sport-Edelstahluhren verbessern wird, wurde leider von Rolex nicht kommuniziert. Die “Künstliche Produktverknappung” wird weiterhin als Rolex Marketingtool bestehen bleiben, “denn nur was rar auf dem Markt ist, ist interessant und will jeder haben”. Der gutinformierte Konsument kann dieses Verhalten nicht länger akzeptieren. Der Fachhandel weicht auf kongeniale Marken aus, die sofort erhältlich sind. Denn Fachhandel will zufriedene Kunden.