Wechsel in der Führungsetage bei Cartier: der 49-jährige Louis Ferla wird Chef des wichtigsten Umsatz-und Ertragsbringers CARTIER.

Nachdem letzte Woche der ehemalige Chef der Schmuckmarke Van Cleef & Arpels – Nicolas Bos – zum Richemont CEO aufgestiegen ist, gibt es eine weitere neue Personalie. Neu wird Louis Ferla Chef der Richemont-Tochter Cartier. Er folgt Anfang September auf Cyrille Vigneron, der nach acht Jahren in dieser Führungsposition das Zepter abgibt, wie Richemont der digitalen TOURBILLON Plattform Tick-Talk.ch mitteilte.
Mit Ferla übernimmt ein Richemont-Interner die Chefposition bei der Vorzeigemarke Cartier. Er arbeitet seit 2001 für den Konzern und leitet aktuell die Luxusuhren-Tochter Vacheron Constantin. Johann Rupert wird mit den Worten zitiert, “Ferla habe sich in der Gruppe und in der Branche viel Anerkennung verdient und Vacheron Constantin brillant in der Welt der Haute Horlogerie positioniert.“
Seine Karriere beim Luxusgüterkonzern startete Ferla beim Lederwarenspezialisten Alfred Dunhill als Verkaufschef in Hongkong, später wurde er Leiter des Geschäfts in Taipei. Im Jahr 2006 wechselte er dann zu Cartier, wo er einige Führungspositionen bekleidete.
Bei Cartier übernahm Ferla unter anderem die Leitung der Region Mittlerer Osten, Indien und Afrika und wurde später China-Chef. Im Jahr 2015 stieg er dann in die Cartier-Geschäftsleitung auf und 2017 übernahm er schliesslich die Verantwortung bei Vacheron Constantin.
«Ich freue mich sehr, dass Louis Ferla sich bereit erklärt hat, die Spitzenposition bei Cartier zu übernehmen», wird Richemont-Verwaltungsratspräsident Johann Rupert in der Mitteilung zitiert. Er habe sich in der Gruppe und in der Branche viel Anerkennung verdient und Vacheron Constantin «brillant» in der Welt der Haute Horlogerie positioniert.
Tatsächlich hat sich Vacheron Constantin in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Die Marke, die mit Geburtsjahr 1755 als eine der ältesten gilt, war immer hoch respektiert, aber lange Zeit auch etwas verstaubt. Mit der Lancierung neuer, etwas sportlicherer Kollektionen begann sich das Image zu ändern. Heute ist Vacheron “in” und wird teilweise in einem Atemzug mit Audemars Piguet und sogar Patek Philippe genannt.

Zugleich dankte Rupert Cyrille Vigneron für seine Arbeit als Cartier-Chef, der die Marke in den vergangenen Jahren «mutig durch Höhen und Tiefen» geführt habe. Bis im September werde Vigneron die Übergabe zu Ferla begleiten und danach die Stiftung Cartier Culture & Philanthropy präsidieren.
Diese fünf Cartier CEO’s durfte ich in meiner Funktion als Journalist und Sparring Partner über die letzten Jahrzehnte begleiten.





Louis Ferla (2024)
Cyrille Vigneron (2016-2024)
Cyrille war einer dieser austauschbaren “Champagner.Köpfe”, er kam von LVMH in Japan wo er die Funktion eines Präsidenten und Repräsentative Direktor zwei Jahre wahrgenommen hatte. Seine Aufgabe war, das Cartier Uhrenprofil zu schärfen. Denn er fand ein Überangebot von Uhren vor. Seine erste Handlung war deshalb ein grossangelegter Rückkauf von Uhren bei den Händlern. Dies kostete viel Geld und erforderte das in der Uhrenbranche seltene Eingeständnis eines Fehlers. Danach konzentrierte sich Vigneron statt auf komplizierte Neuentwicklungen wieder auf die bekannten Klassiker von Cartier – Tank, Santos, Ballon Blue, Pasha. Das ermöglichte Cartier laut Luxeconsult und Morgan Stanley, Omega als zweitgrösste Schweizer Uhrenmarke abzulösen. Der Umsatz wird nur noch von Rolex übertroffen.
Stanislas de Quercize (2015 – 2016)
Stanislas kam von Van Cleef & Arpels zu Cartier. Aufgrund ernsthafter gesundheitlicher Probleme verliess er nach einem Jahr Cartier und wurde horizontal zum Chef von Richemont France befördert.
Er sollte eigentlich bei Cartier aufräumen, was ihm jedoch bei der kurzen Anwesenheit nicht gelang.
Bernard Fornas (2002 – 2016)
Bernard Fornas wurde glaubwürdig und authentisch als “Mr. Cartier” wahrgenommen. Er führte die Marke mit einer neuen Manufactures Cartier Horlogerie in La Chaux-de-Fonds und einem Budget von 600 Mio. Schweizer Franken in die Haute Horlogerie. Da Cartier historisch Schmucklastig war benötigte es einige Zeit bis der Konsument die Marke als Haute Horlogerie Marke wahrgenommen hat. Bei diesem Projekt hatte man sich gewaltig verzettelt. Zudem brach wegen der Antikorruptionskampagne und der Abschaffung der Geschenk-Kultur im chinesischen Geschäftsleben der Markt in China ein. Diese führte zu einem starken Überangebot von Uhren.
Ich durfte Bernard auch bei seinem kurzen Ausflug zur Neupositionierung der Baume & Mercier (Richemont) begleiten.
2016 ging er dann in den wohlverdienten Ruhestand mit einem dicken finanziellen Poster ausgestattet.
Alain-Dominique Perrin (1975 – 1998)
1976 wurde ADP zum Cartier Präsident und General Direktor ernannt. Mit “Must de Cartier”, eines “revolutionären” Konzepts in der Welt des Luxus, das er schuf, öffnete ADP der bisherigen schmucklastigen Marke die Türe zur Uhrenwelt. Nach der Fusion dieses Unternehmens mit Cartier Joailliers wurde Alain Dominique Perrin 1981 Vorstandsvorsitzender von Cartier International und Cartier S.A.. In seinem “Unruhezustand”, er ist ein begeisteter Sammler von Oldtimer, ich durfte bei Ihm das eine und andere Mal als Co-Pilot mitfahren. Ich war auch an seiner Seite als er das Château Lagrézette, das er aus dem Dornröschenschlaf wach küsste und so auch die Weinregion Cahors neu belebte. Hierbei handelt es sich um den besten Malbec. Eines Tages rief mich ADP an und erzählte mir, dass er “marode” Campingplätze gekauft hätte, er will viel Geld in die Hand nehmen, um “Glamping” daraus zu machen. Wiederum ein Erfolg mehr für ADP.
Catherine Rénier folgt auf Nicolas Bos bei Van Cleef & Arpels

Wer Ferla bei Vacheron Constantin nachfolgen wird, ist noch nicht bekannt. Hingegen ist seit dieser Woche klar, wer in die Fussstapfen von Nicolas Bos bei Van Cleefs & Arpels treten wird. Es ist Catherine Rénier, die jetzige Chefin der Luxusuhrenmarke Jaeger-Le Coultre, die ebenfalls zu Richemont gehört.
Die Französin ist wie Bos, Vigneron und Ferla eine Richemont-Veteranin, und auch sie wird einen Job bei einer Marke antreten, die sie bereits von früher kennt. Ihren Einstieg gab Rénier 1999 bei Cartier, aber den Grossteil Ihrer Karriere verbrachte sie vei Van Cleef & Arpels, wo sie bis zur Präsidentin für den asiatisch-pazifischen Raum aufstieg.
Bei Jaeger-Le Coultre ist noch kein neuer CEO im Gespräch. Philippe Hermann, Chief Financial Officer, werde bis zur Bekanntgabe eines neuen CEO die Rolle des Interims-CEO übernehmen, heisst es in der Pressemeldung von Richemont.
SUMMARY_Vor gut zehn Jahren nahm ich an einer Sitzung teil. Schon damals monierte Johann Rupert, “Ich komme mir vor wie im Altersheim, lauter alte Männer mit grauen Haaren”! Daraufhin stellte er die erste Frau ein, und auch ein Teil der Führungsmannschaft wurde intern jünger nachgezogen. Dass jedoch “Alter gleichgesetzt ist mit Erfahrung” dies dürfte Herrn Rupert entgangen sein.