Das auf über eine Milliarde Dollar geschätzte Unternehmen Victoria’s Secret soll verkauft werden.
Die Hälfte geht an einen Finanzinvestor, die andere Hälfte hält weiter der Mutterkonzern L Brands.
Imageprobleme und sinkende Verkaufszahlen haben das Dessouslabel in die Krise gebracht.
Das einst erfolgreiche Dessouslabel Victoria’s Secret wird mehrheitlich verkauft. Die Kapitalbeteiligungsgesellschaft Sycamore Brands werde 55 Prozent des Unternehmens für 525 Millionen Dollar (486 Millionen Euro) kaufen, teilte der Konzern L Brands am Donnerstag mit, der Konzern hinter Victoria’s Secret. Die verbleibenden 45 Prozent bleiben im Besitz von L Brands. Insgesamt wird das Unternehmen also mit einer Milliarde Dollar gehandelt.
Der Verkaufspreis veranschaulicht den Niedergang der Marke, die 2019 einen Umsatz von 7 Milliarden Dollar verbuchte. Zu schaffen machen Victoria’s Secret in jüngster Zeit sinkende Verkaufszahlen durch stärkeren Wettbewerb und den wandelnden Modegeschmack. Außerdem haben sich unbequeme Fragen über den Unternehmensgründer angestaut.

Viele Probleme für Victoria’s Secret beim Mutterkonzern
Im Wandel der Gesellschaft wuchs die Kritik an Victoria’s Secret zunehmend. War die Marke vor Jahren noch der Inbegriff der verführerischen Dessous, wurden die Produkte zuletzt zum Ladenhüter. Der Absatz brach ein und der Wert der Aktie des Mutterkonzerns hatte sich innerhalb eines Jahres halbiert. Eine Studie zeigte, dass die Models seit 20 Jahren immer dünner wurden. Ende November 2019 hatte Victoria’s Secret bekannt gegeben, dass die alljährliche Modenschau des Labels abgesagt wurde – erstmals nach 24 Jahren. Und auch die “Engel” kritisierten das Label in einem offenen Brief. Mehr als 100 Topmodels wollten Zustände bei dem Dessouslabel nicht länger hinnehmen. Die “New York Times” sprach von einer “Kultur von Frauenfeindlichkeit, Mobbing und Belästigung”.

Nach 24 Jahren erstmals keine Victoria’s Secret Fashion Show
Mit seiner “Sex sells”-Vermarktung, die auf makellose, leicht bekleidete Frauenkörper setzt, wurde das Label in Zeiten reger Bodyshaming-Debatten und der #MeToo-Bewegung zu einem Stein des Anstoßes. Berichte über Belästigungsvorwürfe gegen Manager brachten die Unterwäschemarke zuletzt weiter unter Druck.

Les Wexner, Vorstandsvorsitzender von L Brands, ist wegen Verbindungen zu dem Finanzier Jeffrey Epstein in die Kritik geraten. Der hatte sich im vergangenen Jahr im Gefängnis selbst getötet, während er auf ein Verfahren wegen mutmaßlichen Sexhandels wartete. Nach dem Verkaufsabschluss wird Wexner von seinem Chefposten abtreten und sogenannter Chairman emeritus werden.