Er ist Gründer des chinesischen Online-Riesen Alibaba, einer der reichsten Menschen der Welt – und seit Wochen wie vom Erdboden verschluckt: Wurde Jack Ma von der Kommunistischen Partei kaltgestellt?
Das letzte Lebenszeichen von Jack Ma sprüht vor Pathos. «Jedes Jahr werden 14 Millionen Kinder geboren», schreibt der Gründer des chinesischen Online-Giganten Alibaba auf seinem offiziellen Account bei Weibo, dem chinesischen Twitter-Pendant. «Sie sind die wertvollste Ressource unseres Landes.»
Gepostet hatte Ma seine Botschaft, zusammen mit einem Appell für bessere Ausbildungsmöglichkeiten, am 17. Oktober des vergangenen Jahres. Seitdem: Funkstille.
Auch auf Twitter ist Ma seit Oktober nicht mehr aktiv. Der letzte Tweet des Milliardärs stammt vom 10. Oktober, ist also sogar noch älter als sein Weibo-Beitrag.
Hat sich Ma lediglich eine Social-Media-Abstinenz verordnet – oder steckt mehr hinter dem Schweigen des Unternehmers? In westlichen Medien schiessen auf jeden Fall seit einigen Tagen die Spekulationen ins Kraut. Jack Ma, so fürchten internationale Beobachter, könnte Opfer der Kommunistischen Partei geworden sein und sei deshalb verschwunden, so der Tenor der Berichte.
Hat er es sich mit der Partei verscherzt?
Eine Bestätigung für diese Annahmen gibt es nicht. Aber durchaus Indizien. So verkündete Ma noch im August via Twitter, er freue sich darauf, die Finalisten seiner eigenen Castingshow «Africa’s Business Heroes» kennenzulernen. Dann aber wurde Ma als Juror der Sendung ersetzt – angeblich wegen Terminschwierigkeiten.
Auch hatte es Ma – nach Tencent-Chef Ma Huateng der zweitreichste Chinese – sich zuletzt wegen einiger kritischer Äusserungen mit der Staats- und Parteiführung um Präsident Xi Jinping offenbar verscherzt. Anfang November war der geplante Rekord-Börsengang der Alibaba-Finanztochter Ant Group kurzfristig geplatzt, nachdem chinesische Aufseher interveniert hatten. Das «aufsichtsrechtliche Umfeld» habe sich geändert, so die Begründung der Shanghaier Börse.
Einem Bericht des «Wall Street Journal» zufolge sollen allerdings andere Gründe hinter dem Börsen-Fiasko stecken. Demnach habe eine Rede von Ma, in der er scharfe Kritik an lokalen und globalen Regulierungsbehörden geübt hatte, die Führung in Peking erzürnt. Kurz vor Jahresende leitete die chinesische Kartellbehörde dann ein Ermittlungsverfahren gegen Alibaba wegen mutmasslicher Verstösse gegen Monopolgesetze ein.
Das Abtauchen von Jack Ma weckt Erinnerungen an das Verschwinden der chinesischen Schauspielerin Fan Bingbing vor rund zweieinhalb Jahren. Die «X-Men»-Darstellerin war mehrere Monate aus der Öffentlichkeit verschwunden, bis sie sich Anfang Oktober 2018 via Weibo an ihre Fans wendete und für Vergebung für einen angeblichen Steuerbetrug bat. Fans Karriere kam anschliessend zum Erliegen.