Dienstag , 30 April 2024
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IWC – Das Jahr der Portugieser

2024 steht bei IWC die Portugieser im Mittelpunkt. Es gibt sechs verschiedene Modelle, darunter einen brandneuen säkularen Kalender, in jeweils bis zu vier neuen Zifferblattfarben.

(W&W_2024_6) In der Portugieser-Linie bringt IWC Neuheiten bei der Automatic 40 und der Automatic 42, beim Chronographen, beim Tourbillon und beim ewigen Kalender. Ganz neu ist der Eternal Calendar, den man auf Deutsch wohl als “ewigen ewigen Kalender” oder säkularen Kalender bezeichnen würde. Die neuen Uhren kommen zum Teil in Edelstahl, zum Teil in Rotgold und Weißgold. Kennzeichnend sind vier Farbschemata fürs Zifferblatt: Obsidian (schwarz), Dune (beige), Horizon Blue und Silber. Allerdings ist nicht jedes Modell mit jeder Zifferblattfarbe erhältlich. Aber schauen wir uns die Modelle im Einzelnen an:

Portugieser Automatic 40

IWC © 2024_TICK-TALK.CH

Die 2020 eingeführte Portugieser Automatic 40 ist mit 40,4 mm Durchmesser die kleinste Portugieser, deren DNA ja seit ihrer Einführung in den späten 1930er Jahren die besondere Größe war (die ersten Portugieser-Armbanduhren waren entsprechend mit Taschenuhrwerken bestückt). Obwohl das damals auf den ersten Blick keine logische Line Extension war, kam die Portugieser Automatic 40 wegen ihrer gelungenen Proportionen gut beim Publikum an. Mit einer kleinen Sekunde bei 6 Uhr und ohne Datum ist sie die Basisvariante. Nun wird die Linie ergänzt um ein Weißgoldmodell mit blauem Zifferblatt und passendem Kalbslederband sowie um eine Rotgolduhr mit schwarzem Zifferblatt und schwarzem Alligatorband. Beide werden gesteuert vom IWC-Automatikkaliber 82200: Dessen Doppelklinkenaufzug System Pellaton erreicht eine Gangreserve von 60 Stunden.

IWC © 2024_TICK-TALK.CH

Portugieser Automatic 42

Die 20 Jahre ältere Portugieser Automatic 42 unterscheidet sich von der Automatic 40 durch ihr größeres Gehäuse und die Gangreserveanzeige bei 3 Uhr. Sie unterscheidet sich aber auch von der bisherigen Automatic 42, nämlich vor allem durch ihr um einen Millimeter flacheres Gehäuse (13 statt 14 mm) und die entschlackte Gestaltung der Hilfszifferblätter. Der letzte Tag der Gangreserve ist nun nicht mehr rot markiert, dafür stehen die dazugehörigen Ziffern von 1 bis 7 in – vergrößerten – Feldern. Die außen umlaufende Schienenminuterie ist geblieben, bei der kleinen Sekunde ist sie aber weggefallen. Das Automatikwerk 52011 ist eine leicht aktualisierte Version des bekannten 52010.

Die neue Portugieser Automatic 42 (links) unterscheidet sich von der alten in einigen Zifferblattdetails © 2024_TICK-TALK.CH

Vergleicht man alt und neu von der Seite, fällt auf, dass der Gehäusemittelteil trotz niedrigerer Gesamthöhe dicker geworden ist, zudem verwendet IWC jetzt oben wie unten ein Boxglas. Die neue Portugieser Automatic 42 gibt es in sechs Ausführungen: Weißgold mit himmelblauem Zifferblatt und passendem Kalbslederband, Rotgold mit schwarzem Blatt und gleichfarbigem Alligatorband (26.500 Euro) sowie in vier Stahlvarianten: Zifferblatt in Mittelblau mit Stahlband (15.000 Euro), silberplattiertes Blatt mit goldplattierten Zeigern und Ziffern oder Dune-Zifferblatt am schwarzen Krokoband sowie silberplattiertes Blatt mit blauen Zeigern und Ziffern mit blauem Krokoband (alle 14.000 Euro).

Seitenvergleich: Die neue Portugieser Automatic 42 (links) ist einen Millimeter flacher als die alte © Tick-Talk.ch

Portugieser Chronograph

Beim seit 1998 beliebten Portugieser Chronograph gibt es drei neue Zifferblattfarben: Dune in Verbindung mit einem Stahlgehäuse und einem schwarzen Alligatorlederband (9.100 Euro), Obsidianschwarz auf einem Rotgoldgehäuse und dem gleichen schwarzen Alligatorband (19.600 Euro) sowie Horizon Blue mit einer Weißgoldschale und hellblauem Kalblederband. Die Gehäuse sind 41 mm groß, 13,1 mm hoch und bis 30 m wasserdicht. Alle Lederbänder stammen von der italienischen Manufaktur Santoni, das gilt auch für die anderen hier vorgestellten Portugieser-Neuheiten.

IWC: Portugieser Chronograph in Rotgold mit obsidianschwarzem Zifferblatt © Tick-Talk.ch

Die Zifferblätter bestehen aus Messing und werden zunächst mit einem Sonnenschliff versehen, bevor die Farbe aufgetragen wird. Danach trägt man bis zu 15 Klarlackschichten auf: Zusammen mit der abschließenden Politur sorgen sie für einen wirklich bemerkenswerten tiefen Glanz, der ein nicht unbedeutendes Stück der Faszination der neuen Portugiesers ausmacht. Zum Schluss werden die Totalisatoren in den Lack und in das Messing hineingefräst, bevor abschließend Ziffern und Appliken aufgesetzt und die Texte aufgedruckt werden. Auch diese Prozedur ist bei allen Portugieser-Neuheiten gleich. Im Innern des Chronographen tickt unverändert das automatisch aufziehende Schaltradchronographenkaliber 69355 mit 46 Stunden Gangreserve.

IWC: Das Portugieser Tourbillon Handaufzug Day & Night gibt es nur in Rotgold mit obsidianschwarzem Zifferblatt © 2024 Tick-Talk.ch

Portugieser Tourbillon Handaufzug Day & Night

IWC hat sein Handaufzugstourbillon um eine kugelförmige Tag-und-Nacht-Anzeige erweitert. Ein kleiner Planet mit einer hellen und einer dunklen Hälfte dreht sich, bei 9 Uhr platziert, einmal in 24 Stunden um die eigene Achse. Die Kugel kann man von vorn wie von hinten durch den Saphirglasboden sehen. Vom bekannten Kaliber 81905 unterscheidet sich das neue Kaliber 81925 nicht nur durch die zusätzliche Anzeige, sondern auch durch den kreisförmigen Zierschliff auf der – jetzt goldplattierten – Platine. Die Maße und die Gangreserve von 84 Stunden sind geblieben.

Das fliegende Minutentourbillon bei 6 Uhr besteht aus 56 Einzelteilen und wiegt 0,675 Gramm. Anker und Ankerrad sind aus Silizium gefertigt und mit einer Diamantschicht versehen, IWC nennt das “Diamond Shell”. Dank eines integrierten Stoppmechanismus kann das Tourbillon angehalten werden, was allerdings mehr Sinn machen würde, wenn es mit einer Sekundenanzeige versehen wäre. Das 42,4 mm große Gehäuse besteht wie beim Handaufzugstourbillon ohne 24-Stunden-Anzeige aus Armor Gold: Bei diesem speziellen Rotgold ist die Molekülstruktur derart verändert, dass das Gold laut IWC härter und widerstandsfähiger wird als normales 18-karätiges Gold.

IWC Portugieser Perpetual Calendar 44 in Weißgold mit Zifferblatt in Horizon Blue © 2014_Tick-Talk.ch

Portugieser Ewiger Kalender

Der neue ewige Kalender unterscheidet sich vom bisherigen zum einen durch sein neu gestaltetes 44-Millimeter-Gehäuse mit einem schmaleren Mittelteil und zwei Boxgläsern oben und unten, die allerdings dazu führen, dass die Gesamthöhe von 14,9 mm unverändert bleibt. Zum anderen greift IWC wieder auf die doppelte Mondphase für Nord- und Südhalbkugel zurück. Entsprechend heißt die neueste Generation des Automatikkalibers 52616; die Gangreserve von 7 Tagen ist die gleiche wie beim Vorgängerkaliber 52611. Das bislang verwendete Rotgoldgehäuse wird durch eine Schale aus Armor Gold (s.o.) ersetzt: Dieses härtere Rotgold kombiniert IWC einmal mit einem silberplattierten Zifferblatt und einmal mit einem obsidianschwarzen Blatt (jeweils mit schwarzem Krokoband für 49.000 Euro). Die Weißgoldmodelle gibt es in Horizon Blue mit gleichfarbigem Kalbslederband und in Dune mit schwarzem Krokoband (50.000 Euro).

IWC: Portugieser Eternal Calendar © 2014_Tick-Talk.ch

Portugieser Eternal Calendar

Das Beste kommt zum Schluss: Die Sensation unter den IWC-Neuheiten 2024 ist der Portugieser Eternal Calendar. Im Gegensatz zum normalen ewigen Kalender (perpetual calendar) handelt es sich dabei um einen säkularen ewigen Kalender. Er nimmt auf die Besonderheit des Gregorianischen Kalenders Rücksicht, nach der nicht wirklich alle vier Jahre ein Schaltjahr kommt. Die Ausnahmen sind die glatten Jahrhundertjahre, aber nur die, die nicht restfrei durch 400 teilbar sind. Während also 2000 ein Schaltjahr war, werden 2100, 2200 und 2300 keine sein. Ein regulärer ewiger Kalender muss also spätestens am 1. März 2100 korrigiert werden – ein Datum, das langsam, aber sicher näherrückt. Der neue Eternal Calendar löst dieses Problem, indem er aufbauend auf dem Automatikwerk für den ewigen Kalender ein neues, zusätzliches Modul integriert. Dieses platzsparende Modul, das aus nur acht Teilen besteht, , beinhaltet zwei sogenannte Malteserräder mit einmal fünf, einmal 20 Zähnen. Der gesamte Mechanismus dreht sich in 400 Jahren einmal und informiert den Taster alle 100 Jahre darüber, dass das Schaltjahr ausfällt – aber nur dreimal in Folge, den 2400 ist ja wieder ein Schaltjahr. Danach beginnt das Spiel von neuem, theoretisch bis zum Jahr 3999 (ob 4000 ein Schaltjahr sein wird, ist noch nicht offiziell festgelegt).

IWC: Kaliber 52640 der Portugieser Eternal Calendar mit 400-Jahres-Rad © 2014_Tick-Talk.ch

Wem das Jahr 2100 schon zu weit entfernt ist, wird in ganz andere Zeitdimensionen entführt, wenn es um die neue, hochpräzise Mondphase geht: Diese soll nach Berechnungen von IWC so genau gehen, dass sie erst nach sage und schreibe 45 Millionen Jahren um einen Tag vom realen Mondorbit abweicht. Zum Vergleich: Schon eine Abweichung um 122 Jahre gilt in der Uhrmacherzunft heute als Präzisionsmondphase, zu schweigen von den 577,5 Jahren, die IWC für seinen 2003 eingeführten ewigen Kalender errechnet hat.

Kein Wunder ist es, dass IWC das Automatikwerk 52640 mit sieben Tagen Gangreserve standesgemäß in ein 44,4 mm großes Platingehäuse einbaut. Dank des platzsparenden Kalendermoduls ist die Uhr mit 15 mm nur 0,1 mm höher als der ewige Kalender. Das Zifferblatt besteht wie das Deckglas und der Sichtboden aus Saphirglas. Getragen wird der bis 50 m wasserdichte Eternal Calendar an einem schwarzen Alligatorlederband von Santoni

About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger unabhängiger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Durch das Sammeln kam er zum Schreiben. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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