Die britische Uhrenmarke Bremont ist seit ihrem ersten Auftritt bei der diesjährigen Watches & Wonders Geneva Jahr unter erheblichen Druck geraten.
Viele Fans waren von den neuen „Terra Nova“-Fieldwatches enttäuscht, die Ambitionen, in Großbritannien zu produzieren, wurden zurückgeschraubt und das Rebranding wurde in den sozialen Medien teils verspottet, weil es so generisch und allgemein wie das Logo der Vereinten Nationen sei.
Uhrenliebhaber denken vielleicht nur an den Status und den Stil ihrer Armbanduhren, aber die Investoren von Bremont haben vermutlich angesichts der gerade veröffentlichten Bilanzen des britischen Unternehmens ernsthafte Sorgen.
Im letzten vollen Jahr unter der Leitung der Gründer Nick und Giles English – beide nicht mehr im Geschäft – häufte Bremont Betriebsverluste von fast 14 Millionen Pfund bei einem Umsatz von 20,4 Millionen Pfund an, was einem jährlichen Umsatzrückgang von acht Prozent entspricht.
Die Mission der Brüder English, ein Bremont-Uhrwerk im industriellen Maßstab in Großbritannien herzustellen, hatte das Unternehmen praktisch finanziell ruiniert.
Ohne den milliardenschweren Hedgefonds-Manager Bill Ackman, der Bremont finanzierte, bestand ein echtes Risiko, dass das Unternehmen scheitern könnte.
Es musste sich also etwas ändern. Eigentlich musste sich fast alles ändern.
Schritt eins des Sanierungsplans war die Einstellung eines sehr erfahrenen CEOs aus der Uhrenindustrie in Form von Davide Cerrato, der im Mai 2023 die Leitung bei Bremont übernahm – nur einen Monat vor dem Ende des Geschäftsjahres 2022/23, in dem das Unternehmen 13,9 Millionen Pfund verlor.

Neues Preissegment
Cerrato verdiente sich den Job mit dem Versprechen, das Unternehmen umzukrempeln, indem er es zu einem Marktführer in einem niedrigeren Preissegment machte, als es die Uhren der Marke mit den hauseigenen ENG300-Uhrwerken erlaubt hätten.
Und so wurden Maschinen und Werkzeuge, die mit Blick auf die hauseigenen Uhrwerkproduktion im Fertigungs- und Technologiezentrum The Wing von Bremont in Henley-Upon-Thames erworben worden waren, zum Verkauf angeboten. Dies ist aus den jüngsten Geschäftszahlen hervor.
Und auf der Watsches & Wonders wurde unter anderem eine nur die Zeit anzeigende Version der „Terra Nova“ lanciert wurde, welche für 3.300 beziehungsweise 3.300 € angeboten wird. Damit konkurriert man nun mit Oris und Longines, nicht mit Breitling oder TAG Heuer.

Internationalisierung
Cerrato beabsichtigt darüber hinaus, Bremont globaler aufzustellen, um sich aus der Abhängigkeit von Verkäufen in Großbritannien zu lösen.
Im Geschäftsjahr 23 kamen 14,5 Millionen Pfund der Verkäufe aus Großbritannien und 4,2 Millionen Pfund aus den Vereinigten Staaten. Alle anderen Märkte weltweit trugen zusammen 1,5 Millionen Pfund bei.
Neues Logo
Das neue Bremont-Logo war ein weiterer Versuch, eine alte Ära zu beenden, in der die Mission, Uhren in Großbritannien herzustellen, eher idealistisch als realistisch erschien und in der Prestigeprojekte wie das Sponsoring des Formel-1-Rennstalls Williams Vorrang vor der Eindämmung von Verlusten zu haben schienen, die sich in den zehn Jahren seit 2012 auf über 23 Millionen Pfund beliefen.

Das neue Logo hat bei den angeblich treuen Kunden von Bremont vielleicht nicht ins Schwarze getroffen, was als Zeichen für einen Schnellschuss gewertet werden könnte, aber aus Sicht der Investoren war es ein sinnvoller Rettungsversuch.
Das Ende einer Ära
Bremont-Vorsitzende Rupert Morley erläutert die Finanzzahlen für 2022/23 und sagt, die Ergebnisse seien „durch den Einsatz erheblicher Ressourcen für die Entwicklung des ENG300-Uhrwerks und die hauseigene Konstruktion und Herstellung von Komponenten mit eingeschränkter Kapazität zur Herstellung anderer Uhren beeinflusst worden“.
In den jüngsten Bilanzen von Bremont gibt es kaum weitere. Dort heißt es lediglich, dass am Ende des Geschäftsjahres Davide Cerrato zum CEO ernannt und eine ehrgeizige mehrjährige Strategie gestartet wurde, die darauf abzielt, „auf dem beeindruckenden Erbe aufzubauen, um einen britischen nationalen Champion im globalen Luxusuhrenbereich zu schaffen“.
Nick English bleibt ein leitender Angestellter von Bremont, hat aber jetzt zusätzlich die Rolle des geschäftsführender Vorsitzenden des britischen Elektroautoherstellers Moke übernommen. Giles English trat im Mai dieses Jahres als Direktor zurück.
Ein Kommentar Morley, der den veröffentlichten Bilanzen von Bremont beigefügt ist, zieht einen Schlussstrich unter die Ära der English-Brüder:
„Bremont hat das Glück, inspirierende Gründer, eine beliebte Marke, ein Weltklasse-Management-Team und eine hochqualifizierte Belegschaft zu haben und investiert nun massiv in Menschen, Technologie und Betrieb, um zukünftiges Wachstum zu unterstützen.“