Montag , 24 März 2025
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Louis Moinet: Besuch beim Erfinder des Chronographen

Durch Zufall und mit viel Glück erwarb Jean Marie Schaller, Inhaber der Marke Louis Moinet, bei einer Christies Auktion im Hotel Four Season in Genf 2013 für 50’000 Schweizer Franken ein bisher unbekanntes Zeitmessgerät – von immenser Bedeutung- was er nicht wusste. Mit diesem aussergewöhnlichen Fundstück mussten die Geschichtsbücher umgeschrieben werden.

Es handelt sich hierbei um den ersten jemals hergestellten Chronographen, der von seinem Erfinder Louis Moinet auch „60stel-Sekundenzähler“ genannt wurde. Die auf dem Boden des Gehäuses gefundenen Punzen lassen darauf schließen, dass seine Herstellung 1815 begonnen und 1816 abgeschlossen wurde. Bislang nahm Nicolas Rieussec (Montblanc) die Erfindung des Chronographen für sich in Anspruch. Die “uhrologischen” Geschichtsbücher mussten sofort umgeschrieben werden.

Viele Jahre lang wurde die Erfindung des Chronographen einem Mann namens Nicolas Mathieu Rieussec zugeschrieben. Im Jahr 1821 beauftragte der französische König Ludwig XVIII. ihn damit, ein Gerät zu erfinden, mit dem man die Zeit bei Pferderennen genau messen konnte. Rieussec entwickelte daraufhin ein Gerät, das Tinte auf eine rotierende Skala tropfen ließ, um anzuzeigen, wie viel Zeit vergangen war. Es wurde „Chronograph“ genannt, zusammengesetzt aus den griechischen Wörtern chronos (Zeit) und graphein (schreiben). Noch vor etwas mehr als zehn Jahren glaubten wir, dieses Gerät sei der erste Chronograph der Welt gewesen, doch wir haben uns geirrt.

Wie so oft in der Geschichte der Uhrmacherei steckt auch hinter dem Chronographen und seinen Ursprüngen mehr, als man auf den ersten Blick meinen möchte. Es stellte sich heraus, dass die Geschichte über Rieussec und seine Erfindung nicht die ganze Wahrheit über die Ursprünge des Chronographen beinhaltet. Im Jahr 2013 erschütterte eine bahnbrechende Enthüllung die bisherige Annahme und richtete den Spot auf einen Uhrmacher namens Louis Moinet. Dessen Erfindung aus dem Jahr 1816 hatte zwar noch wenig mit Chronographen zu tun, wie wir sie heute kennen, aber seine Taschenuhr mit drei Hilfszifferblättern und einem Drücker konnte Zeitspannen bis auf eine erstaunliche 1/60-Sekunde genau messen und ergänzte verschiedene astronomische Geräte.

Moinets Erfindung arbeitete mit einer bis dahin noch nie dagewesenen Frequenz von 30 Hz und übertraf damit die 3-5 Hz der in den Uhren der Zeit üblichen Hemmungen bei Weitem. Moinet war also nicht nur der eigentliche Erfinder des Chronographen (seine Taschenuhr ist ganze fünf Jahre älter als Rieussecs Aufzeichnungsgerät), sondern er verschob die Grenzen der Uhrmacherkunst seiner Zeit immens. Seine Erfindung hat bereits einiges mit Aussehen und Funktion heutiger Chronographen gemein.

Bild Carlos Primeros www.carlos-primeros.art

Die Chronographenfunktion ist bis heute relevant geblieben und findet sich vor allem in Toolwatches für verschiedene Spezialanwendungen. Piloten, Motorsportler, Taucher, Militärs und sogar Weltraumforscher nutzen Chronographen für die präzise Zeitmessung in ihren jeweiligen Tätigkeitsbereichen. Von der Messung von Tauchzeiten über die Berechnung von Rundenzeiten und Treibstoffverbrauch bis hin zum 14-Sekunden-Timer, der die Apollo-13-Mondmission rettete – der Chronograph ist und bleibt ein vielseitiges und noch dazu beeindruckendes Messgerät für das Handgelenk.

Wie hat sich der Chronograph seit Moinets Taschenuhr entwickelt hat? Viele Uhrenmarken haben aufgrund der grossen Nachfrage im Markt seit Moinets Zeiten den Chronographen ans Handgelenk gebracht.

“Obwohl heute in allen möglichen Uhren anzutreffen, ist die Chronographenfunktion dennoch eine unglaublich aufwendige Komplikation”, so Louis Moinet Inhaber Jean Marie Schaller.

Es war also naheliegend dass auch der Erfinder des Taschenuhren Chronographen nun auch ans Handgelenk gehört. Zur Watches & Wonders 2025 will Louis Moinet den Chronographen ans Handgelenk bringen.

Als Hersteller von Präzisionsinstrumenten beschäftigte sich Louis Moinet sowohl mit Marineuhren als mit Astronomieuhren und zivilen Uhren. Er wurde zum Urheber mehrerer wichtiger Verbesserungen. Am wichtigsten ist sein 1816 geschaffener „Compteur de Tierces“ („Terzzähler“), der Louis Moinet zum Erfinder des Chronographen macht. Dieses Instrument misst sechzigstel Sekunden, produziert 216 000 Vibrationen pro Stunde und besitzt eine Nullrückstellung.

About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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