Angelo Bonati, der visionäre und charismatische Ex-CEO, der Officine Panerai in eine weltweit anerkannte Luxusuhrenmarke transformierte, ist am 15. Mai 2025 im Alter von 74 Jahren verstorben.

Der 1951 in Mailand geborene Bonati wurde 1997 zum CEO von Panerai ernannt – kurz nachdem die Marke von der Richemont-Gruppe übernommen worden war. Mit unübertroffener Leidenschaft, Vision und strategischem Verständnis führte er eine damals wenig bekannte Marke aus Florenz zu internationalem Ruhm, ohne jemals ihre Identität zu gefährden. Sein Glaube an die Stärke des Erbes von Panerai, seine kühne Designsprache und die Verbindung der Marke zum Meer legten den Grundstein für ein bis heute prägendes Vermächtnis.



Unter seiner Führung entwickelte Panerai eigene Uhrwerke, erweiterte die Produktpalette bei gleichzeitiger Wahrung der unverwechselbaren Identität, die von der Geschichte der Marke geprägt ist, baute ein weltweites Netz von Boutiquen auf und kultivierte eine leidenschaftliche Fangemeinde, die als „Paneristi“ bekannt ist. Die Marke wurde zum Synonym für unverwechselbares italienisches Design, Handwerkskunst und maritimes Erbe. Seine Liebe zum Meer schlug sich in Initiativen wie der Panerai Classic Yachts Challenge nieder und stärkte die maritime DNA der Marke.


Nach mehr als zwei Jahrzehnten an der Spitze des Unternehmens übergab Angelo Bonati im Jahr 2018 die Leitung an Jean-Marc Pontroué und begann seinen wohlverdienten Ruhestand. Doch sein Einfluss hallt noch immer in den Hallen von Panerai nach – und in den Sammlungen von Liebhabern auf der ganzen Welt.

Heute gedenken wir nicht nur eines CEOs, sondern auch eines leidenschaftlichen Bewahrers des uhrmacherischen Erbes. Sein Vermächtnis wird für immer Teil der Geschichte von Panerai und der allgemeinen Geschichte der Uhrmacherei sein.

Möge Angelo Bonati in Frieden ruhen. Unser tief empfundenes Beileid gilt seiner Familie und allen, die ihm nahestanden. Signore Dottore Bonati, Sie haben definitiv mit Ihrem Wirken Zeitgeschichte geschrieben.
SUMMARY_Mit Angelo Bonato hat die Uhrenbranche nicht nur einen Gentlemen alter Schule verloren, sondern einen einzigartigen Menschen, einen guten Freund und Helden, den ich über Jahrzehnte begleiten durfte. Aus meiner Sicht hat niemand Panerai mehr geprägt, als Angelo Bonati. Mit seiner Vision, viel Emotionalität und Kreativität hat er für mich “aus sehr wenig” “sehr viel” geschaffen.
Ich kannte natürlich die Geschichte , wie Seniore Bonati von den Eigentümern der Richemont-Gruppe, Johann Rupert und Dr. Franco Cologni, den Auftrag erhalten hatte, die Uhr der italienischen Gamma-Kommandos, der Elitetruppe der italienischen Marine – in eine echte Luxusmarke zu verwandeln. Zusammen mit dem aussergewöhnlichen Designer Giampiero Bodino brachte er nicht nur Uhren auf den Markt, sondern entfachte auch eine kulturelle Revolution rund um diese Zeitmesser, die die Welt im Sturm erobern sollten.
Der erste “Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH)” wurde im Jahr 1991 in Genf von Alain-Dominique Perrin (Cartier CEO) ausgerichtet. Der Franzose Perrin konnte sich mit der “volksnahen Art der Baselworld – Bratwurst und Bier” – nicht anfreunden und schuf als elitäres französische Pendent den SIHH mit Champagner und Caviar in Genf. Ich war als einer der wenigen renommierten Uhrenfachjournalist von der ersten SIHH-Ausgabe bis heute – Watches & Wonders” dabei.
Panerai hat erstmals offiziell im Jahr 1998 am “Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH)” in Genf mit der Radiomir teilgenommen. Er lancierte die die morderne Marke Panerai mit den beiden einfachsten Werken, die man sich vorstellen kann: dem Taschenuhrkaliber Unitas mit manuellem Aufzug, das vor allem für Trainingszwecke verwendet wurde, und dem automatischem Valjoux 7750, dessen Chronographenfunktion unterdrückt wurde. Die Radiomir wurde in den 1930er Jahren entwickelt und ursprünglich für die italienische Marine entworfen. Sie war bekannt für ihr robustes Design und die Verwendung von Leuchtmaterilien, die es den Tauchern ermöglichten, die Uhr auch bei schlechten Lichtverhältnissen unter Wasser abzulesen. Die Radiomir war ein wichtiger Schritt in der Geschichte von Panerai und legte den Grundstein für die Marke , die sich später einen Namen im Bereich der Luxusuhren machte. In den folgenden Jahren entwickelte Panerai weitere Modelle, darunter die Luminor, die ebenfalls sehr bekannt und beliebt wurde. Er produzierte im Jahr 6’000 Uhren, alle waren immer ausverkauft. Das Geheimnis verriet er mir bei einem Glas “Tenuta San Guido Sassicaia DOC (Toskana)”. Die Nachfrage nach Panerai Uhren war immer grösser als das Angebot. Er bediente also den Markt “Tröpfchenweise”.
Angelo Bonati und ich begegneten uns das erste Mal – am SIHH 2002 in Genf – persönlich respektvoll auf Augenhöhe, denn auch ich war Jahrgang 1951 und wir teilten als “old school” Boys gemeinsam Werte, – Ehrlichkeit – Loyalität – Fairness – für die wir uns einsetzten. Zudem hatten wir einen ähnlichen Bekleidungsstil – den “Marine Chic”. Es war als ob wir uns schon seit Jahren kannten, wir waren Seelenverwandte wie sich mit der Zeit herausstellte.
Ich war damals freier Journalist und bediente den Tages-Anzeiger, die NZZ, Finanz & Wirtschaft, Facts, den Schweizer Manager, etc. Der Uhren-Journalismus steckte noch in den Kinderschuhen. Man konnte die damaligen Protagonisten an einer Hand aufzählen.
Wir beide – Angelo und ich – schätzten und respektierten uns gegenseitig, ich drang immer mehr in den “Panerai Inner Circle” vor und stieg somit auch zu Bonatis Lieblingsjournalist auf. Bonati zeigte mir die neuen Modelle bevor sie auf den Markt kamen. Bonati lud mich mehrmals nach Milano ein, wo er mich im Gourmettempel Peck in die Geheimnisse der Italienischen Küche einführte. Bonatis dritte Leidenschaft war das Segeln.
Nach jahrzehntelangen Abenteuern auf See wurde eine 22 Meter lange Bermuda-Ketsch, in verfallenem Zustand von Angelo Bonati auf Antigua entdeckt. Der Zweimaster, wurde 1936 von der renommierten schottischen Werft Fife of Fairlie gebaut. Der begeisterte Segler Bonati erkannte sofort ihr Potenzial und war gewillt, ihr wieder zu altem Glanz zu verhelfen. In Viareggio, in der Werft Francesco Del Carlo wurde die Eileen liebevoll in 2 Jahren Original getreu restauriert. Bonati lud mich mehrmals nach Viareggio ein, um den Fortschritt der Eileen zu dokumentierten. Nach getaner Arbeit gingen wir gemeinsam ins Bagno Silvio Restaurant das direkt in Forte dei Marmi am Meer lag zum Essen ein und er führte mich in die Italienischen Küche ein. Im Jahr 2009 erfolgte der Stapellauf der restaurierten Eilean, der ganz im Zeichen der Bewahrung ihrer charakteristischen Linien und historischen Materialien stand. Mit gehissten Segeln ist die seefahrttaugliche Eilean heute ein Symbol für das maritime Erbe und die Verbundenheit von Panerai mit dem Meer. Gemeinsam erobern sie die Herzen von Meeres- und Uhrenliebhabern auf der ganzen Welt.
Die restaurierte Yacht Eilean diente u.a. als glaubwürdige Event-Plattform für Panerai Händler und Medienvertreter aus aller Welt. Im Jahr 2009 erfolgte der Stapellauf der restaurierten Eilean, der ganz im Zeichen der Bewahrung ihrer charakteristischen Linien und historischen Materialien stand. Mit gehissten Segeln ist die seefahrttaugliche Eilean heute ein Symbol für das maritime Erbe und die Verbundenheit von Panerai mit dem Meer. Gemeinsam erobern sie die Herzen von Meeres- und Uhrenliebhabern auf der ganzen Welt.
Mehrmals kursierten im online-Forum Paneristi.com bereits Gerüchte über die Entwicklung eigener Uhrwerke durch Panerai. Ein Jahr später, 2005, lancierte Bonati das Kaliber P.2002, ein Uhrwerk mit acht Tagen Gangreserve. Aber ein Jahr zuvor , inmitten der grassierenden Spekulationen und Ungläubigkeiten, als Zweifel an Panerais Fähigkeit, eigene Uhrwerke zu produzieren, aufkamen, erschienen die Worte “Wait and See” im Kommentarbereich eines Paneristi-Forums, unterzeichnet von Angelo Bonati. Es war das erste Mal, dass ein CEO einer Luxusmarke Online sich direkt mit seinen Anhängern und Fans auszutauschen – ein massiver Vorläufer des Zeitalters der sozialen Medien. Aber das war Angelo Bonati, so leidenschaftlich und engagiert, dass er nicht anders konnte, als seine Antwort selbst zu posten.
Ich erinnere mich, dass er 2007, als er das zehnjährige Bestehen von Panerai unter seiner Leitung zelebrierte, eine Party in Florenz gab, der Geburtsstadt der Marke. Dort enthüllte er die ganze Palette Macht seiner Vision für die hauseigenen Uhrwerke.
“Giovanni Panerai lässt sich als Uhrmacher auf der Ponte alle Grazie in Florenz nieder: Sein Betrieb ist nicht nur Verkaufsstelle und Atelier, sondern auch die erste Uhrmacherschule der Stadt und somit Ausgangspunkt der Geschichte von Officine Panerai”.
Bonati ein leidenschaftlicher Segler, hat auch die Panerai Classic Yachts Challenge ins Leben gerufen. der Panerai Classic Yachts Challenge wird seit 2005 ausgetragen und umfasst verschiedene Regatten, die in verschiedenen Orten stattfinden, darunter auch Sardinien. Zweimal durfte ich die unvergessliche Atmosphäre erleben, einmal in Porto Cervo und Porto Rotondo. Vom Yacht Club Costa Smeraldaa erhielt ich einen Windbreaker, in dem ein Chip für eine lebenslängliche Mitgliedschaft eingenäht war, überreicht von Angelo Bonati. In Porto Rotondo lernte ich Giovanni Santoni kennen, der seine Segelschuh-Kollektion ausstellte, mit dem mich heute auch ein enge Freundschaft verbindet
Nach 21 Jahren trat Bonati in den wohlverdienten Ruhestand und übergab die Geschäfte 2018 an Jean-Marc Pontroué. Im April 2025 wird Emmanuel Perrin die Leitung von Panerai übernehmen. Beide sind Führungskräfte ohne Charisma und Passion , es sind klassische Marken-Verwalter die sich nie aus dem Fenster hängen würden.
Im Fall von Angelo Bonati bin ich bis heute überwältigt von der Dankbarkeit, ihn getroffen zu haben. Denn er hat meine Erwartungen als Führungskraft, als Freund und als Mensch in jeder Hinsicht übertroffen.
Farewell, my friend, we shall meet again!