Das Herausragende an einer Biver Uhr ist meines Erachtens nicht die Uhr selbst – Tourbillon und Minutenrepetition können auch andere. Das Herausragende an der «Biver» sind die beiden Bivers: der Senior, der alles weiss, vieles richtig gemacht hat und damit sehr erfolgreich war, und der Junge, der seine anvisierte Karriere als Ökonom hat sausen lassen, um mit dem Vater dessen Traum zu verwirklichen.
Jean Pierre Biver mit einem seiner Söhne Pierre
Jean-Claude Biver, aka JCB, ist fraglos eine der profiliertesten Persönlichkeiten im Uhrenland Schweiz. Keiner hat mehr Berge versetzt als er. Er hat Blancpain zu neuem Leben erweckt (und 1992 an die Swatch Group verkauft), dann Omega: Das mit James Bond war seine Idee, Markenbotschafter wie Cindy Crawford einzuspannen, ebenfalls. Er hat Hublot mit der Big Bang wieder gross gemacht und sie im Fussball, in der Formel 1 und im Segelsport eingepflanzt. Am Ende seiner Karriere war er der Boss-Boss über Hublot, TAG Heuer und Zenith – alle im Besitz des französischen Luxuskonzerns LVMH. Ende 2018 zog er sich zurück; nicht wegen des Alters, sondern weil seine Gesundheit es forderte. Mit 73 hat er nun auch noch seinen Traum – eine eigene Uhrenmarke herausgebracht. Er macht es nicht allein, sondern mit seinem Sohn Pierre, der demnächst 23 Jahre alt wird.
Jean-Claude und Pierre Biver präsentieren die letzten Ausführungen ihres auf insgesamt 50 Exemplare limitierten Carillon Tourbillon Minutenrepetition. Im Herbst folgt ein ganz neues Modell.
Die Zifferblätter im Mittelpunkt
Mit den finalen 10 Uhren schließt die von Jean-Claude Biver und seinem Sohn Pierre gegründete Marke Biver die 50er-Serie ihres ersten Uhrenmodells ab. Die Carillon Tourbillon Minutenrepetition gibt es in zwei Versionen: in Rotgold mit einem Zifferblatt aus schwarzem Obsidian sowie in Titan mit einem Perlmuttzifferblatt. Genau wie bei den bisherigen Modellen sind beide Zifferblätter leicht gewölbt, was durch die sorgfältige Politur des Rohmaterials erzielt wird. Diese Wölbung verstärkt nicht nur das Lichtspiel auf der Oberfläche, sondern ist auch eine Hommage an historische Zeitmesser, insbesondere an Taschenuhren des 18. und 19. Jahrhundert, deren Zifferblätter nicht vollkommen flach waren.
Neu ist der jeweils zweiteilige Aufbau der Uhrengesichter: Vom polierten äußeren Rand mit den applizierten Diamantindexen im Baguetteschliff hebt sich das Zentrum mit seinem Guillochémuster ab. Seine Kreisbögen nehmen die Form des Tourbillonausschnitts auf um ziehen sich konzentrisch darum herum. Von ihnen gehen nach unten in die Länge gezogene Rautenformen ab, die von oben nach unten immer länger werden, sodass man an die Darstellung eines Globus mit seinen Längen- und Breitengraden denken kann. Unterbrochen wird das Muster nur dort, wo der Markenschriftzug in rot- bzw. weißgoldenen Lettern platziert ist.
“Wenn hier nichts Standard ist, dann deshalb, weil wir uns einem Streben nach Schönheit verschrieben haben, das strenge Auswahl- und Kontrollkriterien erfordert. Jedes Element einer Uhr verdient die gleiche Aufmerksamkeit und den gleichen Ehrgeiz.”
Pierre Biver
Beide Modelle behalten ihre Gehäuseabmessungen bei einer moderaten Größe von 42 mm und einer Höhe von 13,70 mm, die angesichts der integrierten Komplikationen eines Carillon-Tourbillons und einer Minutenrepetition erstaunlich flach gerät. Das Werk, das diese Funktionen integriert, heißt JCB.001-A für die Perlmuttversion bzw. JCB.001-B für die Obsidianversion und zieht dank eines Mikrorotors mit Platinschwungmasse und rotgoldener Zierplatte automatisch auf. Es besteht aus 374 Einzelteilen und bietet ca. 72 Stunden Gangreserve.
Durch den Saphirglasboden sieht man auf das Automatikkaliber JCB.001 mit Platin-Mikrorotor, satinierten Weißgoldbrücken und den Hämmern, die auf die Tonfedern schlagen (oben) © Biver
Auch bei den Bändern gibt es zwei Varianten: Die Titanuhr trägt man mit einem grauen Alcantaraband am Arm, während die Golduhr mit einem grauen Büffellederband kombiniert wird. Die Faltschließe ist aus demselben Material gefertigt wie das Gehäuse. Die Preise belaufen sich auf 560.000 Schweizer Franken für die Titan-Perlmutt-Version und 630.000 Franken für die Rotgold-Obsidian-Version.
SUMMARY_Eine Million Schweizer Franken für eine unbekannte “Biver”-Uhr ohne historische technische Reputation auszurufen, das braucht viel Selbstvertrauen und Überzeugungskraft. Von einer neuen Luxusuhrenmarke zu sprechen, ist hier auch fehl am Platz.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Einführung einer neuen Luxusuhrenmarke in einem bereits wettbewerbsintensiven Markt eine Herausforderung darstellt. Einige Experten sind skeptisch und glauben, dass der Name “Biver” allein nicht ausreicht, um den Erfolg zu garantieren. Im Vergleich zu etablierten Marken wie Patek Philippe könnten die Uhren von “JCB Biver” möglicherweise nicht denselben Wiederverkaufswert erzielen.
Die Familie Biver lebt im Château de La Tour-de-Peilz in La Tour-de-Peilz, Kanton Waadt, Schweiz. Dieses beeindruckende Schloss wurde im 13. Jahrhundert von Pierre de Savoie erbaut und diente als Festung, Beobachtungsposten für den Verkehr auf dem Genfersee und als Zollstelle. Während der Burgunderkriege im Jahr 1476 wurde es stark beschädigt. Später, im Jahr 1747, wurde es von Jean Grésier, einem französischen Offizier, erworben und wieder aufgebaut. Das Schloss blieb in privatem Besitz, bis es 1979 nach einer Volksabstimmung von der Gemeinde La Tour-de-Peilz erworben wurde. Die beiden Ecktürme, die Umfassungsmauer, die Befestigungsanlagen und die Gräben wurden 1973 als historische Denkmäler klassifiziert.