Der heiss ersehnte Aston Martin DB12 Volante wird – unter grosser Aufmerksamkeit der Auto-interessierten Nachbarschaft – in einem geschlossenen Sicherheits-Transporter wie es sich für ein 250’000 Franken teures Luxusautos gehört – direkt zu mir nach Hause geliefert. Das heisere Fauchen des V8 beim Entladen des Testfahrzeugs vom Transporter geht sofort nach dem Start in sozialverträgliches Grummeln über, und sorgt für einen Menschenauflauf in unserer sonst langweiligen Privat-Strasse.
Dem 2023 eingeführten DB12 stellt Aston Martin nun die Cabrio-Version Volante zur Seite. Wie das Coupé wird auch diese von dem von Mercedes-AMG gelieferten 4-Liter-V8 mit satten 680 PS und 800 Newtonmetern angetrieben. Damit knackt der DB12 in 3,7 Sekunden aus dem Stand die 100-km/h-Marke. Die Briten haben zudem die Alustruktur im Unterboden sowie die Lenkung nochmals versteift. Ausserdem erhöhen adaptive Dämpfer die Bandbreite der Kraftverteilung um 500 Prozent.
Ich nähere mich dem 4,72 Meter langen Supersportler doch mit ein wenig Demut und bewundere erst die gelungenen Proportionen. Tatsächlich verunstalten weder Spoiler noch Luftlöcher die klar gezeichnete Karosserie, die satt auf 21 Zoll grossen Schmiederädern steht. Man sieht dem Auto seine Leistung an. Übertrieben aggressiv oder aufdringlich wirkt es aber nicht.
Auch innen ist zu sehen, welchen Sprung die Marke gemacht hat. Musste man im Vorgänger noch breite Spaltmasse oder die alte Infotainment-Technik weglächeln, fährt der DB12 jetzt in Sachen Bediensystem und digitalen Angeboten bis hin zu Over-the-Air-Updates auf der Höhe der Zeit. Das System beherrscht Apple Car Play oder Android Auto kabellos. Es nutzt 3D-Karten und berechnet Routen dynamisch nach Verkehrslage.
Alle fürs Fahren wichtigen Funktionen wie die diversen Fahrmodi, aber auch der dreistufig einstellbare Auspuffsound lassen sich über acht Tasten einstellen. Das Dach faltet sich in 14 Sekunden ins Heck und lässt dort zumindest so viel Platz, dass noch ein Golfbag quer hineinpasst. Selbstredend gibt es viel feines Leder, damit das «Look and Feel» zum rund 250’000 Franken teuren Fahrzeug passt.
Das heisere Fauchen des V8 geht sofort nach dem Start in sozialverträgliches Grummeln über, sodass sich die Abfahrt ohne nachbarschaftlichen Ärger gestalten lässt. Der Achtzylinder bietet dennoch überbordende Leistung, die sich aber gut beherrschen lässt. Das Erstaunliche am Volante sind weniger seine Reserven oder das rasante Tempo. Vielmehr bietet sein Fahrwerk eine unglaubliche Bandbreite, die von komfortabel bis bretthart reicht. Und wem die fünf vordefinierten Fahrmodi nicht genügen, stellt sich seine individuelle Mischung aus Agilität, Stabilität und Komfort selbst zusammen.
Der DB12 verkneift sich die Aggressivität, mit der ein McLaren oder Lamborghini seinen Fahrer antreibt. So lässt sich die Fahrt ins Grüne entspannt geniessen. Und wenn doch einer von hinten drängelt? Lächeln und zurücklehnen. Man weiss ja, was man unter der Haube hat.
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