Eine Ära neigt sich dem Ende zu – die traditionsreiche Uhrenmarke Carl F. Bucherer soll eingestellt werden, das verkündet Rolex. Was einst das persönliche Prestigeprojekt des langjährigen Patriarchen Jörg Bucherer war, entpuppt sich als ein kostspieliges Unterfangen, das unter der neuen Führung von Rolex keinen Platz mehr findet. Solange er an der Spitze stand, habe es niemand gewagt, die teure Prestige-Marke infrage zu stellen. Erst nach seinem Tod, der mit der Übernahme durch Rolex zusammenfiel, habe die Zukunft der Marke sachlich neu bewertet werden können. Die nüchterne Analyse durch die Finanzexperten von Rolex, die die Verluste genauer unter die Lupe genommen hätten, habe letztlich das Ende von Carl F. Bucherer besiegelt

Heute Morgen sollen die Mitarbeiter über das bevorstehende Aus informiert worden sein. In Kürze sollen die Verkaufsflächen in den Bucherer-Filialen für andere Marken freigemacht werden. Eine offizielle Stellungnahme zum plötzlichen Ende blieb bisher aus.
Doch hinter den Kulissen scheint die Entscheidung auf harten wirtschaftlichen Fakten zu beruhen: Trotz respektabler Umsätze gelang es Carl F. Bucherer nie, profitabel zu wirtschaften. Über die Jahre sollen insgesamt rund 250 Millionen Schweizer Franken investiert worden sein, ohne jemals schwarze Zahlen zu schreiben.

Die Übernahme von Bucherer durch Rolex im vergangenen Jahr war ein bemerkenswerter Schritt. Bucherer verkaufte bereits zertifizierte Rolex-Uhren aus zweiter Hand, was auf eine Stärkung der Beziehungen hindeutete.
Eine offizielle Stellungnahme gibt es bisher nicht, weder Rolex noch Bucherer wollten sich zum mutmasslichen Ende der Marke äussern. Rolex habe auf Bucherer verwiesen, während Bucherer die Informationen als blosse «Gerüchte» abgetan habe.
Die Uhrenmarke Carl F. Bucherer war 2001 neu aufgestellt worden – auf Basis der Historie der 1888 gegründeten Firma Bucherer und einer 1919 begonnen Uhrenproduktion.
Die eigene Uhrenmarke galt als Herzensprojekt des im November 2023 verstorbenen Bucherer-Inhabers Jörg G. Bucherer und führte sogar eine eigene Manufaktur in Lengnau bei Biel. Dort entstanden in den vergangenen über 20 Jahren mehrere eigene Uhrwerke und anspruchsvolle Komplikationen.
Einige der Kaliber nutzten die im eigenen Haus weiterentwickelte und zur Serienreife gebrachte periphere Technologie – Automatikwerke, deren Schwungmasse an den äußeren Rand des Uhrwerks verlegt wurde. Das wirkt optisch überaus anziehend, da der Blick auf das Uhrwerk nicht durch einen Rotor verdeckt wird.
Nach Angaben von Bucherer sei die Uhrenkollektion von Carl F. Bucherer zuletzt in rund 250 Geschäften angeboten werden – 50 davon werden von Bucherer beziehungsweise deren US-Tochter Tourneau geführt.


Die Bucherer Gruppe sowie die Marke Carl F. Bucherer wurde interimistisch von Guido Zumbühl, CEO des Luzerner Uhren- und Schmuckunternehmens Bucherer, zu dem die Marke Carl F. Bucherer gehört, geführt, nachdem Sascha Moeri Carl F. Bucherer nach 12 Jahren das Unternehmen verlassen hatte. Auf Sascha Moeri folgte Uwe Liebminger, der das Unternehmen verlassen musste. Danach blieb die Vakanz frei.

Sascha Moeri gab der Marke Carl F. Bucherer eine Stimme und ein Gesicht. «Sascha Moeri war ein leidenschaftlicher Botschafter unserer Manufakturmarke und eine Persönlichkeit mit ansteckendem Enthusiasmus», so Zumbühl weiter.
SUMMARY_Die Uhrenwelt dürfte nach dieser Nachricht in Aufruhr geraten: Rolex hat beschlossen, die Uhrenmarke Carl F. Bucherer (CFB) einzustellen. Diese Entscheidung folgt auf die Übernahme des Bucherer-Konzerns durch Rolex im August 2023, die als eine der bedeutendsten Veränderungen im Luxusuhrenhandel der letzten Jahrzehnte gilt. Trotz beeindruckender Jahresumsätze zwischen 80 und 100 Millionen Schweizer Franken (etwa 85 bis 106 Millionen Euro) gelang es der Marke jedoch nie, profitabel zu arbeiten. Über die Jahre sollen sich die Verluste auf insgesamt rund 250 Millionen Schweizer Franken (etwa 266 Millionen Euro) summiert haben. Die Marke profitierte zwar von einem privilegierten Zugang zum ausgedehnten Vertriebsnetz des Bucherer-Konzerns, der weltweit über 100 Geschäfte umfasst, konnte jedoch trotz dieser Vorteile keine schwarzen Zahlen schreiben. Von der Einstellung der Marke sind etwa 100 Mitarbeitende betroffen. Rolex plant jedoch, einen Großteil der Angestellten innerhalb des Konzerns weiterzubeschäftigen. So sollen beispielsweise rund 70 Produktionsmitarbeitende aus dem Werk in Lengnau bei Biel Angebote für Positionen in der neuen Rolex-Fabrik in Bulle erhalten. Weitreichendere Folgen hat die Entscheidung von Rolex jedoch auf die Schweizer Uhrenindustrie allgemein, denn sie markiert das Ende einer traditionsreichen Marke und wirft Fragen über die zukünftige Ausrichtung von Rolex und die Strategie im Luxusuhrenmarkt auf. Der Grund: Mit der Einstellung von Carl F. Bucherer setzt Rolex ein klares Zeichen für eine fokussierte Markenstrategie.