An der Messe «Watches and Wonders» in Genf inszeniert sich die Uhrenindustrie mit viel Pomp. Gezeigt werden die neusten Kreationen, dies etwa auch in opulent ausgestatteten Plattformen mit Rennautos oder stilisierten Kathedralen. “Die Messe sei ein wichtiger Treffpunkt und soll die Branche beflügeln”, sagt deren Direktor Matthieu Humair.

Die Schweiz exportiert in kein anderes Land so viele Waren wie in die USA. Die wichtigste-Exportindustrie, die Pharmaindustrie, ist zwar von den Zöllen ausgenommen. Das ist positiv. Aber für viele andere Branchen wären diese Zölle eine grosse Belastung, zum Beispiel Metallindustrie, Maschinenbranche, Lebensmittelindustrie. Davon betroffen ist auch die Uhrenindustrie. Die Uhrenindustrie wird mit 31 Prozent Importzoll am härtesten davon betroffen. Der Uhrenmarkt steht seit Jahren zunehmend unter Druck. Dies nicht zuletzt wegen der beiden wichtigen Exportmärkte China und USA. Für viele Uhren-Manufakturen war der chinesische Markt über Jahre ein wichtiger Zielmarkt. Doch dort sinken die Verkäufe markant. In den USA wiederum dürften bald hohe Zölle anfallen, nachdem US-Präsident Donald Trump diese angekündigt hat.

Die Schweizer Uhrenhersteller seien direkt von den Zöllen betroffen, sagt Yves Bugmann, Präsident des Verbands der Schweizer Uhrenindustrie FH: «Sie sind aber nicht gerechtfertigt, da die Schweiz auf amerikanische Uhren oder andere Industrieprodukte keine Zölle erhebt.»
Gibt es eine Möglichkeit, die Zölle zu umgehen? «Für Schweizer Uhren wohl nicht,» so Bugmann. Denn die Produktion in der Schweiz sei ein ausgeprägtes Qualitätsmerkmal , das Swiss-Made-Lebel sehr wichtig. «Allerdings können amerikanische Konsumenten die Zölle umgehen, indem sie die Uhren im Ausland kaufen”, so Bugmann. Sie seien flexibel und reisefreudig und passten sich neuen Gegenheiten schnell an.
Vorbereitungen auf US-Zölle

Das kleine Schaffhauser Uhrenhaus H. Moser & Cie. setzt je knapp ein Drittel seiner jährlich rund 3500 Uhren in Asien, den USA und Europa ab. Der US-Markt sei derzeit wegen der Zölle schwer einzuschätzen, sagt Inhaber und Geschäftsführer Edouard Meylan. Entsprechend bereitet er sich vor. In den USA habe sein Unternehmen Standorte, die aktuell nur Serviceaufgaben erfüllen würden. Sie könnten in Zukunft auch die Produktion der Uhren übernehmen, so Meylan. «Wir könnten Teile dorthin schicken und die Uhren dann dort montieren.» Für dieses Vorgehen habe man sich in der Vergangenheit bereits in anderen Länder wie Indien entschieden. Auch damals hätten hohe Zölle zu diesem Entschluss geführt. Meylan hofft zwar, dass sein Unternehmen nicht so weit gehen werde, er müsse dies aber trotzdem miteinplanen.
Gegenseitige Abhängigkeiten

Die Manufaktur «Eberhard & Co.» in La Chaux-de-Fonds hingegen hat in der Vergangenheit weder auf die USA noch auf China gesetzt. Geschäftsführer Mario Peserico ist überzeugt, dass Europa ein stabiler Markt ist für Schweizer Uhren – gerade auch mit Blick auf den sich anbahnenden Handelskrieg mit den USA. «Die Situation sei schwierig, aber das Uhrmacherhandwerk sei eng mit Europa verbunden,» so Peserico weiter. «Als kleine Manufaktur könne er schneller auf Veränderungen reagieren als die grossen Konzerne. Aber man sei aufeinander angewiesen,» Meylan von H. Moser & Cie.. «Wenn es schwierig ist für die anderen, merken wir das.» Dies sei mitunter auch für die Lieferanten eine schwierige Situation. Müssten diese Kurzarbeit anmelden, so würden auch bei ihm manchmal Teile zu spät eintreffen, die seine Firma nicht selbst produziert. Dies habe dann auch Folgen auf die Uhren-Lieferungen.

«Der Bundesrat muss der amerikanischen Regeriung nun schnell die Schweizer Position kommunizieren,» fodert Yves Bugmann. Die Schweiz müsse die Bekanntgabe der Zölle wohl auch als Einladung zu Gesprächen betrachten. Wie sich die Zölle aktuell auf die Preise von Schweizer Uhren auswirken, könne man aktuell nocht nicht sagen.

Benjamin Gilgen, der an der Hochschule für Wirtschaft Zürich den CAS Brand Leadership HWZ verantwortet, weist darauf hin, dass die USA für die Schweizer Uhrenmarken der grösste Exportmarkt sei. Die Zölle seien ein Erbeben, das voll auf die Profitabilität der grossen Schweizer Uhrenmarken durchschlage. «Schweizer Uhren sind im oberen Segment aber absolut dominant und werden kaum von anderen Marken (Japan, Deutschland) bedrängt, wenn die Zölle erhöht werden.»
Hart treffe es das tiefe bis mittlere Preissegment (unter 10’000 Schweizer Franken), da die Zahlungsbereitschaft beschränckt sei. Im oberen (10’000 bis 50’000 Schweizer Franken) und obersten (über 50’000 Schweizer Franken) sei der Effekt ebenfalls substanziell , da fast alle Marken ihren Preis-Spielraum schon stark ausreizt haben. Der zusätzliche Preisdruck werde den starken und klar differenzierten Marken aber weniger anhaben. Rolex und Patek seien weniger stark betroffen als Omega und Breitling. Im Luxussegment gelte nach wie vor das Paradox: Je höher die Preise, desto exklusiver das Produkt.
Es bleibt also abzuwarten, wie schnell die Schweizer Uhrenbranche auf Verkaufsrückgänge und Zölle reagieren kann.
SUMMARY_Donald Trump nimmt auch die Schweiz ins Visier. In der Rede vom Mittwochabend kündigte er Zölle von 31 Prozent auf Exporte aus der Schweiz an. Die Zölle sollen eine Reaktion auf die Zölle von 61 Prozent sein, welche die Schweiz angeblich auf US-Produkte erhebt. Darin enthalten seien auch Währungsmanipulation und Handelshemmnisse.