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Rolex hat überraschend ein beliebtes Modell eingestellt – sind die Preise deshalb wirklich auf dem Graumarkt gestiegen und wie ist die Situation heute?
Die Präsentation der neuen Rolex-Uhren für das Jahr 2023 am Montag fiel zusammen mit einem anderen Ereignis: der stillschweigenden Einstellung eines der weniger bekannten Modelle der Schweizer Marke, der magnetfeldfesten Milgauss.
Alle Augen waren auf das 60. Jubiläum der Uhren Cosmograph Daytona, einer brandneuen 1908 und einer Day-Date mit Emoji-Gesicht gerichtet. Währenddessen entfernte das Unternehmen alle Seiten zur Milgauss von seiner Webseite.
Sammler haben das offenbar schnell bemerkt. Am Montag gab es einen massiven Anstieg bei der Google-Suche nach der Schweizer Uhr, gefolgt von einem erhöhten Interesse an „Milgauss„. Die Milgauss wurde 1953 eingeführt und war eine der Spezialuhren von Rolex für Menschen mit Berufen wie Piloten, Seeleuten, Tauchern und anderen Entdeckern.
Die Milgauss war auch die Uhr für Wissenschaftler und Ingenieure. Denn anders als bei normalen Armbanduhren wurde die Zeitmessung der Milgauss nicht von den magnetischen Störungen von Laborgeräten durcheinandergebracht. Die ursprüngliche Version wurde von den Wissenschaftlern des CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung, in Genf getragen, schreibt zumindest Rolex selbst.
Trotz dieses Stammbaums war der Absatz relativ gering. „Die Uhr war immer umstritten, schon als sie in den 50er Jahren auf den Markt kam“, sagte Paul Altieri, CEO des führenden Rolex-Händlers Bob’s Watches, in einem Interview mit Business Insider. „Sie war für ihre Zeit sehr groß, dick am Handgelenk, während die Uhren damals viel kleiner waren.“
Das soll nicht heißen, dass die Milgauss keine Anhänger hatte: Der Schauspieler und bekennende Nerd Jeff Goldblum trug eine maßgeschneiderte, geschwärzte Version in „Jurassic World: Dominion“. Die Schauspielerin Jennifer Aniston und der Rockstar Anthony Kiedis stellten ihre Exemplare im Laufe der Jahre bei öffentlichen Auftritten zur Schau.
Eine Aktualisierung des ursprünglichen Designs im Jahr 2007 brachte ein unverwechselbares türkisfarbenes Ziffernblatt. Zudem wurde es mit einem orangefarbenen Blitz-Sekundenzeiger sowie einem grünen Saphirglas ausgestattet – laut Rolex ein Novum in der Branche war.
Die Milgauss wurde auf dem Sekundärmarkt weitgehend übersehen und ist laut einer Preisanalyse von WatchCharts eines der einzigen Rolex-Modelle aus Edelstahl, das unter dem Einzelhandelspreis gehandelt wird. Unter den 16 Rolex-Modellen, die auf der Webseite erfasst sind, rangiert sie sogar auf dem letzten Platz.
Gleichzeitig hat ihr Kultstatus sie weitgehend vor dem dramatischen Auf und Ab bewahrt. Das haben populärere Modelle, wie die Daytona und die Submariner, in den vergangenen zwei Jahren durchgemacht.
Auf dem Graumarkt stiegen die Preise
Einige Wiederverkäufer versuchen, aus dem Popularitätsschub Kapital zu schlagen: Eine beträchtliche Anzahl von Händlerangeboten auf Chrono24 liegt derzeit weit über 13.000 US-Dollar (etwa 12.000 Euro). – verglichen mit einem Verkaufspreis von 9300 Dollar (8563 Euro).
„Was normalerweise passiert, ist, dass der Preis direkt nach dem Auslaufen eines Modells sprunghaft ansteigt, und wir wissen nicht, wo er sich einpendeln wird. Es kann ein oder zwei Tage dauern, bis er sich wieder stabilisiert“, meint ein Graumarkthändler, der nicht beim Namen genannt werden will. „Wir verkaufen gerne Uhren, die auf dem Markt sind, auch wenn der Preis fällt. Wir glauben nicht, dass das der Fall sein wird – wir denken, dass er steigen wird.“
Natürlich könnte Rolex die Milgauss in ein paar Jahren wieder aufleben lassen, aber bis dahin müssen sich Wissenschaftler mit einem gebrauchten Modell begnügen.
Bei manchen Sammlern hat das Verschwinden der Milgauss erst recht den Wunsch danach geweckt, genau diese oder eine ähnliche Uhr zu besitzen. Da der Erwerb beim Hersteller nicht mehr möglich ist, bleibt das Ausweichen auf Alternativen wie CPO oder der Kauf auf dem Graumarkt.
Der durch Rolex künstlich angeheizte Markt hat sich zwischenzeitlich stabilisiert und eingependelt, heute wird die Milgauss Ref. 116400GV im Netz zwischen 6’000 und 11’000 Euro angeboten.
SUMMARY_Die Rolex Milgauss ist eine Reminiszenz an den Mathematiker Gauss. Die Produktion der Uhr ist in allen Varianten beendet worden. Der letzte Verkaufspreis lag bei rund 7000 Euro. Im neuwertigen Zustand erhaltene Uhren sind heute ab 10.000 Euro zu bekommen. In die Uhrengeschichte eingehen wird die Milgauss mit getöntem grünen Saphir-Glas – die erste und bisher einzuge Rolex mit getöntem Glas. Die naheliegendste Alternative zur Rolex ist die bereits kurz erwähnte Omega Seamaster Aqua Terra, deren Preise je nach Referenz schon bei knapp 6.000 Euro starten. Deutlich höher im Preis, aber ebenfalls antimagnetisch und vor allem unfassbar schick, ist die Geophysic 1958 von Jaeger-Le Coultre, die aufgrund der streng limitierten Auflage leider nicht gerade mit einer idealen Verfügbarkeit glänzen kann. Daneben kommt die Panerai Luminor Submersible Amagnetic aus Titan infrage, die durch einen Weicheisenkäfig gegen elektromagnetische Wellen geschützt und beispielsweise mit Zifferblatt in gedecktem Grün erhältlich ist. Ob sich eine Uhr wie die „Rolex Milgauss“ als Wertanlage wirklich rechnet, das hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Nicht jede Uhr eignet sich als Wertanlage und vor allem ist nicht alles, was heute teuer ist, morgen das Geld auch noch wert. Bei der Rolex Milgauss ist sich die Expertenwelt grad mal einig: Diese Uhr wird Kultstatus erreichen und sich in die Reihe berühmter Rolex-Uhren einreichen. Rolex hat aktuell die Produktionseinstellung des Modells “Milgauss” mit blauem Zifferblatt eingestellt. Die Versionen mit schwarzem und weißem Blatt stellte Rolex bereits 2013 und 2016 ein. In Zukunft wird es also weder einen grünen Kristall noch den orangefarbenen Blitz als Sekundenzeiger geben. Diese spezifischen Besonderheiten der „Rolex Milgauss“ dürften dafür sorgen, dass der Kaufpreis von 7000 Euro als Marktwert mit den Jahren erheblich steigen wird.
