Die Sandoz Stiftung de Famille will ihren «Pôle Horloger» dank einem neuen Eigentümer wieder aus den roten Zahlen bringen und endlich wieder profitabel werden.
In der Uhrenindustrie herrscht wieder einmal die übliche Omertà, wenn es um geschäftliche Dinge geht. Dabei sind weite Teile der Branche gerade ziemlich in Aufruhr. Nicht, weil die Aussichten für 2024 eher trüb als rosig sind. Sondern weil derzeit ein durchaus erheblicher Teil der Manufakturbasis der Haute Horlogerie zur Disposition steht. Und weil dies Uhrenmarken wie Parmigiani Fleurier, Audemars Piguet, Richard Mille, Chopard und Patek Philippe betrifft. Selbst der französische Lederwaren-Krösus Hermès ist involviert.
Die Sandoz-Stiftung will ihren sogenannten Pôle Horloger – ihren Firmencluster in der Uhrenindustrie – verkaufen. Offiziell wird das – wie erwähnt – als blosses Gerücht abgetan. Sogar als Gerücht, das immer wieder die Runde mache und ergo noch weniger ernst zu nehmen sei. Aber: Dieses Mal stimmt es, wie ein intimer Kenner der Uhrenbranche weiss: «Die Sandoz-Stiftung will raus. Die Verhandlungen mit einem Käufer sind schon weit fortgeschritten.» Das Branchenportal Miss Tweed will gar wissen, dass die Beratungsfirma Deloitte engagiert worden sei, um das Bieterverfahren zu koordinieren und den Appetit der Käufer zu testen.
Die Sandoz-Stiftung und ihre Geldquelle
Die Sandoz-Stiftung – offiziell Sandoz – Fondation de Famille – fusst auf vier Pfeilern. Erstens ist da natürlich die Beteiligung am Pharma-Giganten Novartis. Die Stiftung hält gut 89 Millionen Aktien, was einem Anteil von gut 3,9 Prozent entspricht. Für 2023 wird das der Stiftung – dank der Dividende von 3.30 Franken – rund 294 Millionen Franken in die Kassen spülen. Die Beteiligung hat derzeit einen Wert von gut 8 Milliarden Franken. Die Sandoz-Stiftung gehört damit zu den am üppigsten ausgestatteten der Schweiz.
Daneben hat die Stiftung diverse Hotels im Portfolio: Ihr gehören etwa das Riffelalp Resort oberhalb von Zermatt, das Lausanner Luxushaus Beau-Rivage und das über das Wasser gebaute Hotel Palafitte in Neuenburg.
Dann gibt es den «Pôle Horloger». Er besteht aus der Uhrenmarke Parmigiani Fleurier, dem Werkebauer Vaucher Manufacture sowie diversen Spezialisten für Zifferblätter, Gehäuse und andere Handwerkskünste. Schliesslich alimentiert die Stiftung zwei weitere Stiftungen, die gänzlich philanthropisch ausgerichtet sind.
Noch ist nicht klar, ob die Stiftung ihr Uhrenportfolio als Ganzes verkaufen kann und wird. Ebenso offen ist offenbar, ob auch die Uhrenmarke Parmigiani Fleurier mit ins Paket gehört. Klar aber ist: Ein Deal – oder eben Deals – werden kompliziert.
Parmigiani ist erst kürzlich in die schwarzen Zahlen gekommen
Dies nicht, weil es um grosse Summen geht. Die Marke Parmigiani zum Beispiel hat – so jedenfalls ist zu hören – erst 2022 zum ersten Mal schwarze Zahlen geschrieben und dies 2023 wiederholen können. Die Marke wurde aber bereits 1996 gegründet und hat ergo meist Verluste produziert. Erst die Fokussierung des Sortiments durch den aktuellen Chef Guido Terreni – er gilt als der Philosoph unter den Uhrenmanagern – hat auch den kommerziellen Erfolg gebracht. Allerdings noch immer auf Nischenniveau: Der Umsatz der Marke, zu deren Fans auch der britische König Charles und der italienische Modemacher Giorgio Armani gehören, wird auf rund 65 Millionen Franken veranschlagt.

Guido Terreni übernahm 2021 den Posten des CEO von Parmigiani Fleurier, nachdem er 20 Jahre lang bei Bulgari gearbeitet hatte, die letzten 11 Jahre als Präsident der Uhrmacherabteilung des Unternehmens. In dieser Zeit leitete Terreni die Forschung und Entwicklung von ultraflachen Uhrwerken für Bulgari, die mehrfach mit Branchenpreisen ausgezeichnet wurden. Bei Parmigiani konzentrierte er sich auf die Verbesserung der Flaggschifflinie Tonda PF, die letztes Jahr mit dem Grand Prix d’Horlogerie de Genève ausgezeichnet wurde. Terreni wurde mit den Worten zitiert, er habe den Umsatz der Marke in den letzten zwei Jahren verdreifacht.
Die Sandoz-Familienstiftung, die ihr Vermögen in der Pharmaindustrie erwarb, finanziert kulturelle Veranstaltungen wie das Montreaux Jazz Festival.
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