Der Schweizer Uhrenkonzern klagt über Gewinnerosion für das abgelaufene Geschäftsjahr. Wie kam es dazu? TICK-TALK auf Spurensuche.
Das neue Jahr fing für den Uhrenkonzern Swatch Group unangenehm an. Das Unternehmen mit den Marken Swatch, Omega, Tissot und Blancpain meldete am Donnerstag einen einschneidenden Gewinneinbruch für 2024. Die Gruppe mit Sitz in Biel erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen von 304 Millionen Franken. Im Jahr zuvor waren es noch 1,1 Millionen Franken gewesen.
Das wirft Fragen auf, etwa nach dem Zustand der Firma und der Rolle der Unternehmensspitze um den heute 70-jährigen Konzernchef Nick Hayek.
Konzernspitze mit mangelnder Performance

Die Swatch ist in einer tiefen Krise gelandet. Statt Uhren zu verkaufen, produziert der Bieler Weltkonzern auf Halde. Die Aktie befindet sich auf einem langen Sinkflug. Wer ihn darauf anspricht, dem antwortet der Konzernchef Nick Hayek pampig: “Wir verkaufen Uhren und keine Aktien!” Auf Finanzanalysten ist Hayek grundsätzlich nicht gut zu sprechen. „Finanzanalysten suchen stets einen privilegierten Zugang zum Management, um an vertrauliche Insiderinformationen zu gelangen. Nicht mit uns. Finanzanalysten und ihre Kunden erhalten keine Vorzugsbehandlung.“
Desweiteren wird sehr viel Geld seit Jahren in den Rückkauf der Aktien verwendet. Nick Hayek, der Befehlshaber von Swatch, der sein Piraten-Image mit Fahne zu Zigarre pflegt, ist ist zusammen mit seinen engsten Angehörigen (Schwester Nayla, Neffe Marc Alexander) der grösste Aktionär der Uhrenfirma. Die Swatch ist in einem harten Konkurrenzumfeld mit einbrechenden Konsumausgaben in China und einer umstrittenen Markenstrategie gefordert wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Auf’s falsche Pferd gesetzt

Ein Aspekt für die Misere ist in der Tatsache zu suchen, dass das Management die Produktionskapazitäten und den Personalbestand mit Blick auf eine bessere Zukunft nicht reduziert hat.

Ein weiterer Grund liegt in der traditionsgemäß starken Fokussierung auf den chinesischen Markt zu suchen. Marken wie beispielsweise Longines, Omega und Rado litten besonders unter der anhaltenden Konsumschwäche im Reich der Mitte. In Festlandchina, der Sonderverwaltungszone Hongkong und Macau gaben die Konzernumsätze um 27 Prozent nach.
Erfreuliches Massengeschäft

Eine Wende zum Besseren steht für 2025 eher in den Sternen. Ungeachtet dieser Rückgänge bleibt diese Region für die Swatch Group der stärkste Markt. Erfreuliche Umsätze und Marktanteilsgewinne, betont das Management, habe die Swatch Group in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Japan, Indien sowie im Mittleren Osten erzielt, hervorgerufen durch Produkte der Marken Omega, Longines und Tissot. Erstmals in der Markengeschichte konnte Tissot nicht zuletzt dank der erfolgreichen Uhrenlinie PRX in den USA mehr als 100 Millionen Dollar Umsatz erwirtschaften.

Apropos Tissot: François Thiébaud, der den Massenproduzenten preisgünstiger Armbanduhren von 1996 bis 2020 als Präsident und CEO gelenkt hatte und seit 2006 in der Konzernleitung tätig war, tritt am 1. Februar 2025 mit 77 Jahren endgültig in den Ruhestand.
Kein Händchen für den Luxus

Zur ausgeprägten Schwäche am chinesischen Markt gesellt sich noch ein weiteres Manko der Swatch Group. Es besteht darin, dass deren Topmarken Blancpain, Breguet, Glashütte Original und Jaquet Droz im Orchester des uhrmacherischen Luxus allenfalls in den hintersten Bänken sitzen. Breguet, 2025 genau 250 Jahre alt, fällt immer weiter hinter Mitbewerber wie A. Lange & Söhne, Audemars Piguet, Patek Philippe oder Vacheron Constantin zurück. Eine deutliche Sprache für geringe Begehrlichkeit bei Sammlern und Liebhabern hochwertiger Zeitmesser sprechen niedrige Preise am Sekundärmarkt. Beispielsweise ist die Tradition 7097 dort für weniger als die Hälfte der unverbindlichen Preisempfehlung zu haben.

Nicht viel anders verhält es sich bei den Fliegerchronographen Type XX, XXI und XXII. Dieser beträchtliche Wertverfall verfehlt seine Wirkung logischerweise nicht. Auch beim Geschäft mit sportlich-eleganten Zeitmessern bleibt Breguet mangels attraktiver Modelle weitgehend außen vor. Im Vergleich mit Alpine Eagle, Aquanaut, Nautilus, Odysseus, Overseas oder Ripples kann die sehr gewöhnungsbedürftige Marine-Kollektion nicht punkten. Nicht viel anders gestalten sich die Dinge bei den drei genannten Schwestern.
Unzufriedene Aktionäre
Gut möglich, dass die miserable Entwicklung des Aktienkurses Georges Nicolas „Nick“ Hayek auch völlig egal ist. Mit sturer Ignoranz und Arroganz hat er die Swatch in den letzten Jahren ins Abseits manövriert.
Seit der Filius das Ruder von Übervater Nicolas Hayek im Januar 2003 übernommen hat, gehört die Swatch-Aktie zu den schlechtesten Konsumgüter-Titeln der Welt. In etwas mehr als zehn Jahren verlor die Aktie fast zwei Drittel ihres Werts. Der Schweizer Markt hat sich in dieser Zeit doppelt so gut entwickelt wie das Swatch Inhaber-Papier.
Für viele Anleger und Aktionäre wird Nick Hayek zur persona non grata, da er den Konzern wie seinen persönlichen Kiosk führe.
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