Seit Rolex die Bucherer Gruppe für 4 Mrd Schweizer Franken akquiriert hat, kommt Bewegung in die sonst eher träge Organisation. Zuerst wurde die Bucherer Marke Carl. F. Bucherer mangels Rentabilität eingestellt, nun ist das Händlernetz an der Reihe. Was kommt als Nächstes in der Rolex-Aufführung: Marge, Macht und Kontrolle!
«Rolex hat in den letzten fünf Jahren das Händlernetz bereits um zirka 20 Prozent auf aktuell 1240 Verkaufsstellen reduziert», sagt Olivier Müller, Inhaber von LuxeConsult und rechnet damit, dass es mittelfristig «weniger als 1000 und langfristig maximal 800» sein würden. «Gut die Hälfte davon in Eigenregie.» Bis zur Bucherer-Übernahme besass Rolex genau ein Geschäft: den Laden in Genf.
Parallel zur Bucherer-Übernahme hat Rolex mit dem eigenen Certified-Pre-Owned-Programm (CPO) noch eine aggressive Schachfigur auf den Tisch gebracht: Das Programm dient der Regulierung des Gebrauchtmarktes, kontrolliert aktiv die Qualität – und die Preisgestaltung – und untergräbt das Geschäftsmodell vieler unabhängiger Gebrauchtuhrenhändler, für die Rolex ebenso bedeutsam ist wie für Händler im Primärmarkt.
Über mindestens ein «Opfer» wird auch in Zürich gemunkelt: Beyer Chronometrie. Dort ist etwas an sich Undenkbares seit Jahrzehnten die Spezialität: Im Multimarkensortiment figurieren Rolex und Patek Philippe, für die normalerweise strikt ein Entweder-oder gilt. Das Sowohl-als-auch liegt in persönlichen Verbindungen der Familie Beyer zu beiden Uhrenherstellern begründet.
Im Frühling ist der Patron und Alleininhaber René Beyer der Chronometrie Beyer in Zürich verstorben. Noch ist nicht offiziell bekannt, wie es mit dem Traditionshaus weitergeht. Und das muss wohl noch eine Weile so bleiben, denn dem Vernehmen nach ist hinter den Kulissen ein hässlicher Streit über Beyers Erbe entflammt. Aber in der Szene wird geflüstert, dass Rolex auf dem Absprung und Patek Philippe an einer Übernahme interessiert sei. Zürich wäre dann nach Genf der zweite Patek-eigene Distributionskanal in der Schweiz, im Patek-Narrativ by the way nicht «Boutique» genannt, sondern «Salon».
Konzessionäre in Deutschland müssen auch daran glauben
Rolex plant, bis Ende 2025 bis zu 40 Verkaufsadressen in Deutschland zu kündigen, was eine bedeutende Veränderung in der Vertriebsstrategie der Marke darstellt.
Hintergrund der Kündigungen
Rolex hat beschlossen, seine Verkaufsstrategie zu überarbeiten und plant, mehrere Konzessionäre in Deutschland zu kündigen. Dies geschieht im Rahmen einer größeren Strategie, die darauf abzielt, die Präsenz in städtischen Gebieten zu stärken und die Anzahl der Verkaufsstellen zu reduzieren, die nicht in die Markenstrategie passen.
Betroffene Konzessionäre
- Rüschenbeck: Es gibt Gerüchte, dass Rüschenbeck, ein bedeutender Rolex-Händler, an mehreren Standorten seine Konzession verlieren könnte. Dies würde einen erheblichen Verlust für die Marke darstellen, da Rüschenbeck als einer der wichtigsten Partner gilt.
- Wempe: Auch die Wempe-Filiale in Hamburg wird geschlossen, was die Konsolidierung der Verkaufsstellen weiter vorantreibt.
- Weitere Standorte: Weitere betroffene Händler sind unter anderem Lücker in Aachen und die Rolex Boutique in Stuttgart, die ebenfalls schließen werden
Strategische Veränderungen
Rolex verfolgt mit diesen Kündigungen eine klare Strategie, die darauf abzielt, die Marke in den Metropolen zu stärken und die Verkaufsstellen auf diejenigen zu konzentrieren, die den Umsatz und die Markenpräsenz effektiv unterstützen können. Die Schließungen sind Teil eines Trends, bei dem Rolex sich zunehmend auf Monobrand-Boutiquen konzentriert, die direkt von der Marke betrieben werden, wie die geplante Eröffnung eines Flagship-Stores in Düsseldorf im Jahr 2027.
Diese Veränderungen zeigen, dass Rolex bereit ist, auch große Namen im Einzelhandel zu verlieren, um die Kontrolle über die Markenpräsenz und das Kundenerlebnis zu verbessern.