Freitag , 7 November 2025
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Hermann Strittmatter: Eine Werbe-Ikone verabschiedet sich für immer

Hermann Strittmatter war für mich – wie auch Silvio Rizzi – eine charismatische Werbeikone Ikone, die unsterblich war. Um so mehr konnte ich es nicht begreifen, als ich erfuhr: “Hermann Strittmatter ist 88-jährig unerwartet nach einem «feinen Essen» verstorben”.

Der in Witikon aufgewachsene Zürcher galt als brillanter Texter, streitbarer Charakter und politischer Querdenker, der sowohl für die SP wie später für die FDP arbeitete – stets mit scharfem Blick für Ideologien und Schaumschlägereien. 

In der Werbebranche war er vor allem in den 1980-er und 90-er Jahren eine prägende Figur und trug einiges zum damaligen Boom bei.

Von Politik bis Satire

Als Gründer der GGK Zürich formte er eine Talentschmiede, schuf Wahl- und Abstimmungskampagnen, schrieb pointierte Kolumnen und blieb bis ins hohe Alter ein gefragter Kopf für Medien, Politik und Satire.

Liebevoll und witzig

Hinter dem widerborstigen Auftreten zeigte sich ein liebevoller, witziger Mensch – besonders an der Seite seiner Frau Käti. Strittmatter, lange wohnhaft in Zollikon, starb unerwartet am 29. Juli 2025 nach einem gemeinsamen Essen und wurde im engsten Kreis in Witikon beigesetzt. 

SUMMARY_Die Blaue Ente ist das Top-Restaurant mit viel Charme, saisonaler Küche und auserlesenen Tropfen im Zürcher Seefeld, Kreis 8, unweit vom damaligen Sitz der GGK Werbeagentur. Hermann Strittmatter hat hier rechts neben dem Eingang hinter einem Vorhang seinen reservierten Platz für den Mittagstisch. Dieser Platz wird für immer leer bleiben.

“Stritti” wie ihn seine Freunde rufen durften, kannte ich noch aus der Zeit als die GGK Zürich AG im imposanten Backsteingebäude an der Seestrasse 513 in Wollishofen für CHF 30’000 monatlich eingemietet war. Von hier aus fuhren wir mittags mit dem Boesch Boot über den Zürichsee zum Gourmettempel Petermann’s Kunststuben in Küsnacht.

Hermann residierte mit seiner GGK Zürich in dem ehemaligen Sonnenölfabrik Gebäude im Turm und hatte mit dem Glasboden einen kompletten Überblick über die Texter und Art Directoren. Ich war Texter, wir bekamen von Stritti ein Briefing und mussten dann unter der Türe unsere Textvorschläge durchreichen, erst wenn Hermann zufrieden war, wurden unsere Bürotüren geöffnet. Es war eine harte Schule, ich bin Stritti für diese Zeit sehr dankbar. Das war in den Neunziger Jahren.

Einige Zeit später holte mich Dkfm. Hans Schmid nach Wien für den Aufbau der GGK Wien AG. In einer denkmalgeschützten Jugendstil-Villa in der Linzerstrasse 418 entstanden vom ADC Club Österreich prämierte Kampagnen wie zum Beispiel Römerquelle, Fiat (sag beim Abschied leise servo!), Metabo (Wo rohe Kräfte sinnvoll walten), Gösser Bräu ….
Gegenüber unserem Geschäftssitz hatte sich Professor Ernst Fuchs – er gilt als ein Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus – in einem Palast eingemietet. Nachmittags verbrachten wir meistens bei ihm beim Philosophieren bei einem Tasse “grossen Braunen”. Auch während dieser Zeit tauschte ich mich mit Hermann Strittmatter aus, er war “Old school” er weigerte sich einen Computer anzulangen, stattdessen schrieb er all seine Briefe mit einem Montblanc Füllfederhalter. Seine Sekretärin hatte dann die handschriftlichen Notizen in den PC übertragen.

Mein Sohn, er ist erfolgreicher Graphic & Media-Designer und Industrie und Produkdesigner durfte bei der GGK Zürich in der Mühle Tiefenbrunnen sein Praktikum machen. Er schwärmt heute noch von dieser Zeit, auch für ihn war Stritti ein Unikat.

Strittmatter gehörte zu jenen Zeitgenossen, die in der heutigen Zeit immer seltener werden: unkonventionell, pointiert und bei allen Widersprüchen, die er bewusst pflegte – so war er nicht nur bei der SP, sondern auch Jaguar-Fahrer und Vorstandsmitglied von GC – in seiner eigenen Art auch konsequent und verlässlich.

Nicht nur Käti verlor einen liebevollen Ehemann, Freund und Lebenspartner, auch die Branche verliert eine einzigartige Persönlichkeit, die allen einen Spiegel vorgehalten hat, denn “Durchschnitt” war ihm verhasst.

Mein lieber Hermann, halte mir bitte im Paradies einen Platz frei! Auf bald”.

About Karl Heinz Nuber

Nuber ist langjähriger Uhren Journalist und begann seine Karriere in den frühen 80er Jahren. Er ist Gründer des vierteljährlich regelmässig bilingual – Deutsch und English - erscheinenden TOURBILLON Magazin’s, der digitalen TOURBILLON Plattform TICK-Talk, der Ausstellungs- und Event Plattform Art of TOURBILLON und TOURBILLON TV. Er tritt regelmässig als Kenner der Branche in Erscheinung.

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